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Der Adel und die Vergleichbaren Traditionellen Eliten in den Ansprachen von Papst Pius XII

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„Das Studium der alten Verordnungen des Pri­vatrechtes ließ uns über die Zeiten hinweg, die man die historischen nennt, eine Reihe von Jahrhunder­ten dunkel erkennen, während denen die Familie die einzige Gesellschaftsform war. Diese Familie konnte durch Jahrhunderte hindurch dann in ihrem großen Rahmen Tausende von menschlichen Wesen in sich schließen. Aber in diesen Grenzen war die menschliche Gesellschaft noch zu eng beschränkt: zu eng für die materiellen Bedürfnisse, denn schwer konnte sich die Familie in allen Lebenslagen genügen: zu eng auch für die moralischen Bedürfnisse unserer Natur. …

Wandmalerei aus der Empfangshalle der Villa von P. Fannius Synistor in Boscoreale; ca.- 50-40 v. Chr.

Die religiöse Idee und die menschliche Gesell­schaft waren also zugleich im Wachsen begriffen. Die häusliche Religion untersagte die enge Ver­bindung zweier Familien. Aber es war möglich, daß mehrere Familien, ohne irgend etwas von ihrer eigenen Religion preiszugeben, sich zumindest zur Feier eines anderen Kultes, der beiden gemeinsam war, einigten. Das geschalt auch. Eine gewisse Anzahl von Familien bildete eine Gruppe, die in der griechischen Sprache Phratrie, in der lateini­schen Kurie hieß. Waren es Bande der Geburt, die in den Familien derselben Gruppe bestanden? Es ist unmöglich, dies zu bestätigen. Sicher aber ist, daß sich solch eine neue Vereinigung nicht ohne Erweiterung der religiösen Idee vollzog. In dem Augenblick, wo sich diese Familien vereinigten, anerkannten sie eine Gottheit, die über ihren häus­lichen Gottheiten stand, die allen gemeinsam war und die über die ganze Gruppe wachte. Sie errich­teten ihr einen Altar, zündeten ein heiliges Feuer an und setzten einen Kult fest.

 

Es gab keine Kurie, keine Phratrie, die nicht einen Altar und ihren schützenden Gott gehabt hätte. Der religiöse Akt vollzog sich da in derselben Art wie der in der Familie. …

Gemälde von John William Waterhouse

 

Jede Phratrie oder Kurie hatte ein Oberhaupt, Kurio oder Phratriarch, dessen hauptsächlichste Funktion im Vorsitz bei den Opfern bestand. Viel­leicht sind seine Vorrechte zu Anfang ausgedehnter gewesen. Die Phratrie hatte ihre Versammlun­gen, ihre Beratungen und konnte Beschlüsse fassen. So wie in der Familie, gab es auch in der Phratrie einen Gott, einen Kult, ein Priester­tum, eine Justiz, eine Verwaltung. Es war eine kleine Gesellschaft, die genau der Familie nach­gebildet war.

Auf natürlichem Wege und auf dieselbe Weise wuchs diese Vereinigung. Mehrere Kurien oder Phratrien vereinigten sich und bildeten eine Tribus.

Marcus Aurelius Arcus. Foto von MatthiasKabel

 

Dieser nette Kreis hatte wieder seine Religion; in  jeder Tribus war ein Altar und eine schützende Gottheit. …

 

Die Tribus, sowie die Phratrie, hatte Versamm­lungen und faßte Beschlüsse, denen alle Mitglieder sich unterwerfen mußten. Sie hatte ein Tribunal und das Recht, ihre Mitglieder zu verurteilen. Sie hatte ein Oberhaupt, tribunus, phylobasileus“. 1

 

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1 Op. cit., Buch III, S. 132, 133, 134, 136, 137.

 

Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira, Dokumente VII, No. 4.

 

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Nachdem er so die wahre Demokratie definiert hat, beschreibt Papst Pius XII. auch die falsche Demokratie:

Occupy Wall Street

6. „Im Gegensatz zu diesem Bild des demokratischen Ideals von Freiheit und Gleichheit in einem von ehrlichen, vorsorgenden Händen regierten Volke bietet sich uns das Schauspiel eines der Willkür der Massen ausgelieferten Staates. Die Freiheit als sittliche Verpflichtung des Menschen verwandelt sich hier in den tyrannischen Anspruch, den menschlichen Trieben und Begierden zum Schaden des Nächsten freien Lauf zu lassen. Die Gleichheit entartet in mechanisches Nivellement, in monotone Gleichförmigkeit; das Gefühl wahrer Ehre, das persönliche Handeln, die Ehrfurcht gegenüber Tradition und Würde, mit einem Wort, gegenüber allem, was das Leben wertvoll macht, wird nach und nach verschüttet und verschwindet. Übrig bleiben nur auf der einen Seite die von den scheinbaren Reizen der Demokratie getäuschten Opfer, weil sie diese mit dem eigentlichen Geist der Demokratie, mit Freiheit und Gleichheit verwechselt haben; und auf der anderen Seite die mehr oder weniger zahlreichen Schmarotzer, die es verstanden haben, sich durch den Einsatz finanzieller oder organisatorischer Mittel gegenüber den andern eine privilegierte Stellung und die Macht selbst zu sichern.“1

Deutscher Kardinal Clemens August Graf von Galen (vollständig: Clemens Augustinus Joseph Emmanuel Pius Antonius Hubertus Marie Graf von Galen;) 16. März 1878 in Dinklage, Oldenburger Münsterland; † 22. März 1946 in Münster, Westfalen.

Auf diese Prinzipien der Rundfunkbotschaft vom Weihnachtsfest des Jahres 1944 gründet sich ein großer Teil der Lehren Papst Pius´ XII., die in den Ansprachen an das Patriziat und an den Adel von Rom sowie an die päpstliche Nobelgarde ihren Niederschlag gefunden haben.

Nach dieser objektiven Beschreibung der Lage durch den Papst ist es selbstverständlich, daß auch in unseren Tagen in einem wohlgeordneten Staat, ganz gleich, ob dieser monarchisch, aristokratisch oder eben demokratisch regiert wird, dem Adel und den traditionellen Eliten eine hohe, unabdingbare Aufgabe zusteht, wie wir im Folgenden sehen werden.

 

1 Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, Tipografia Poliglotta Vaticana, Bd. VI, S. 239f.

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­Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira, Teil I, Kapitel III, #4.

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im Uhrzeigersinn: Lenin, Marx, Engels, Chen Duxiu & Trotsky. Foto von rosaluxemburg.

Die marxistische Doktrin vom Klassenkampf behauptet, daß alle Ungleichheit ungerecht und schädlich sei und daß es daher der unteren Klasse erlaubt sei, sich weltweit für die Abschaffung der oberen Schichten einzusetzen: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ Mit diesem allseits bekannten Aufruf schlossen Marx und Engels 1848 ihr Kommunistisches Manifest.1

Demgegenüber behauptet die traditionelle katholische Lehre, daß gerechte und angemessene Ungleichheiten unter den Menschen nicht nur legitim, sondern sogar notwendig seien.2 Deshalb verurteilt sie auch den Klassenkampf.

Diese Verurteilung erstreckt sich selbstverständlich nicht auf die Bemühungen oder unter Umständen sogar auf den Kampf einer Klasse um Anerkennung des ihr zustehenden Platzes im gesellschaftlichen beziehungsweise im politischen Ganzen. Sie spricht sich jedoch dagegen aus, daß die an sich legitime Notwehr einer angegriffenen Klasse in einen Ausrottungskrieg gegen andere Klassen ausartet oder auch nur zur Ablehnung der Rollen führt, die einer jeden Klasse im Gesellschaftskörper zukommen.

Ein Katholik muß sich für Eintracht und Frieden zwischen den Klassen einsetzen, nicht aber für den chronischen Kampf zwischen ihnen, vor allem, wenn es bei diesem Kampf um die Errichtung eines Regimes völliger, radikaler Gleichheit geht.

Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse oder auch als [kommunistischer] Maifeiertag bezeichnet. Foto von Johan Fantenberg

Dies alles würde besser verstanden, wenn die bewundernswerten Lehren Papst Pius´ XII. über Volk und Masse überall im Westen die ihnen gebührende Verbreitung gefunden hätten.

„Freiheit, wie viele Verbrechen werden in deinem Namen begangen!“  soll die berühmte französische Revolutionärin Madame Roland ausgerufen haben, bevor sie auf eine Entscheidung des Terrorregimes hin enthauptet wurde.3

Ähnlich könnte man auch angesichts der Geschichte unseres verworrenen 20. Jahrhunderts ausrufen: „Volk, o Volk, wie viele Torheiten, wie viel Unrecht, wie viele Verbrechen werden in deinem Namen von den revolutionären Demagogen unserer Zeit begangen.“

Gewiß liebt die Kirche das Volk und ist stolz darauf, es seit ihrer Gründung durch ihren göttlichen Meister ganz besonders geliebt zu haben.

Was aber ist das Volk? Sicher ist es etwas ganz anderes als die Masse, die wie ein aufgepeitschtes Meer gar leicht zur Beute revolutionärer Demagogie wird.

Als Mutter versagt die Kirche auch den Massen nicht ihre Liebe. Aber gerade, weil sie sie liebt, wünscht sie ihnen als kostbares Gut den Übergang vom Zustand der Masse in den des Volkes.

Geht es in dieser Behauptung aber nicht um ein bloßes Wortspiel? Was bedeutet denn Masse? Was heißt denn „das Volk“?

 

1 Karl Marx und Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, London 1848, S. 30.

2 Vgl. Dokumente V.

3 Vgl. J. TULARD, J. F. FAYARD und A. FIERRO, História da Revolução Francesa, Edição Livros do Brasil, Lisboa, 1989, Bd. II, S. 341

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Wenn man die Angelegenheit in diesem Lichte sieht, könnte auf den ersten Blick der Eindruck entstehen, die Ansprachen an das Patriziat und an den Adel von Rom seien nur für Italien von Interesse.

In Wirklichkeit erstreckt sich aber die Krise, in der sich der italienische Adel heute befindet, mutatis mutandis auf alle übrigen Länder mit einer monarchischen und aristokratischen Vergangenheit und verschont selbst die Länder nicht, die gegenwärtig unter einem monarchischen Regime leben, denn auch hier ist die Lage des Adels durchaus mit der zu vergleichen, die im Italien der Savoyer bis 1946 herrschte.

Der Untergang der Savoyer-Dynastie. Die Wähler gehen 1946 in Rom an die Urnen, um sich für die Monarchie oder die Republik zu entscheiden.

Mehr noch. Selbst in Ländern ohne monarchische Vergangenheit bildeten sich im Zuge des natürlichen Verlaufs der Dinge faktisch, wenn nicht gar rechtlich, Aristokratien heraus.1 Auch in diesen Ländern hat die aus der Revolution von 1789 hervorgegangene und durch den Kommunismus auf ihren Höhepunkt getriebene Welle demagogischen Egalitätsdenkens in bestimmten Kreisen ein Klima der Gereiztheit und des Unverständnisses gegenüber den traditionellen Eliten hervorgerufen.

Die Ansprachen des Heiligen Vaters Pius´ XII. sind also von universellem Interesse.

Zu berücksichtigen ist auch die Tatsache, daß der Papst – indem er sich vordergründig mit der Lage in Italien auseinandersetzt – gleichzeitig höchst wichtige Betrachtungen lehramtlicher Natur anstellt, denen durchaus eine zeitlose, universelle Tragweite zukommt.

In der Ansprache vom 26. Dezember 1941 an die päpstliche Nobelgarde ist zum Beispiel der folgende Abschnitt zu finden, in dem Papst Pius XII. seine Erwägungen über den Adel zum Anlaß für höchste philosophische und theologische Reflexionen nimmt:

Päpstliche Nobelgarde

„Ja, der Glaube adelt Eure Reihen noch mehr, da aller Adel von Gott kommt, dem adeligsten Wesen und der Quelle aller Vollkommenheit. In ihm ist aller Adel des Seins. Als Moses den Auftrag erhielt, das Volk Israel vom pharaonischen  Joch zu befreien, fragte er Gott auf dem Berge Horeb, unter welchem Namen er IHN  dem Volke vorstellen solle.

Darauf antwortete ihm der Herr: ‚Ich bin, der ich bin: Ego sum qui sum. So sollst Du zu den Israeliten sprechen: Der ‚ich bin‘ hat mich zu Euch gesandt‘ (Ex 3,14). Was ist denn nun aber der Adel? ‚Der Adel eines jeden Dinges’, lehrt der Doctor angelicus, der heilige Thomas von Aquin, ,gehört zu ihm je nach seinem Sein; tatsächlich wäre etwa der Adel nichtig, der dem Menschen wegen seiner Weisheit zukommt, wenn diese ihn nicht wirklich weise machte; und dasselbe gilt auch für die übrigen Vollkommenheiten. Die Art und Weise des Adels eines Dinges entspricht also der Art und Weise wie es das Sein besitzt; darum heißt es, daß ein Ding mehr oder weniger adelig ist, je nachdem, ob sich sein Sein auf einen höheren oder geringeren Grad an Adel beschränkt …. Da nun Gott sein eigenes Sein ist, besitzt er das Sein im vollen Ausmaß eben dieses Seins; es kann ihm daher kein Adel abgehen, der sich in irgendeinem Ding befindet‘ (Contra Gent. lib. I, c. 28).

Gottvater thronend

Auch Ihr habt das Sein von Gott; er hat Euch gemacht, und nicht Ihr Euch selbst. ‚Ipse fecit nos, et non ipsi nos‘ (Ps 99,3). Er hat Euch den Adel des Blutes, den Adel des Wertes, den Adel der Tugend, den Adel des Glaubens und der christlichen Gnade geschenkt. Den Adel des Blutes habt Ihr in den Dienst der Kirche und in den Schutz des Nachfolgers des heiligen Petrus gestellt; Adel der herrlichen Werke Eurer Vorfahren, der Euch selbst adelt, wenn ihr Euch darum bemüht, Tag für Tag in einem jeden von Euch den Adel der Tugend zu vermehren …. Um so lobenswerter erglänzt der mit der Tugend einhergehende Adel, ja das Licht der Tugend stellt oft sogar den Glanz des Adels in den Schatten, und in Pracht und Unglück der großen Familien überlebt oft einzig und allein der Name der Tugend, wie selbst der Heide Juvenal erkennen muß (Sat. VIII,19-20):

‚Tota licet veteres exornent undique cerae atria, nobilitas sola est atque unica virtus‘

[Mögen auch die alten Figuren aus Wachs auf allen Seiten die Paläste der großen Familien schmücken, so ist doch ihr einziger, ausschließlicher Adel die Tugend].“2

 

 

1. Vgl. Kap. V, 1; Ansprache an PAR von 1947, S. 370f.

2. Ansprache an die Nobelgarde 1941, S. 337f.

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Besonders was den römischen Adel angeht, kannte Papst Pius XII. diese Lage in allen ihren Einzelheiten.

Er selbst stammte schließlich aus einer adeligen Familie, deren Bekanntenkreis sich natürlich auf den Adel erstreckte. Ein hervorragendes Mitglied der Familie war übrigens 1929 zum Marquis erhoben worden, und den Neffen des Papstes – Don Carlo Maria, Don Marcantonio und Don Giulio Pacelli – wurden vom italienischen König Vittorio Emanuele III. erbliche Prinzentitel verliehen.1

In diesem Papst selbst lag etwas Adeliges: in seiner schlanken Gestalt, seinem Schritt, seinen Gesten, ja sogar in seinen Händen. Dieser Papst mit seinem universellen Geist, der Freund der Kleinen und Armen, war gleichzeitig sehr römisch und bedachte mit seiner Aufmerksamkeit, seiner Achtung und Zuneigung auch den römischen Adel:

Beerdigung von Papst Pius II, link – recht: Mutter Pascalina Lehnert, der Ehrenwerte Andreotti, der Marquis Sacchetti, der Bürgermeister Cioccetti von Rom, die Neffen des Papstes Marcantonio und Giulio mit ihren Ehefrauen.

„Im Patriziat und dem römischen Adel erkennen und lieben Wir eine Schar von Söhnen und Töchtern, die auf Ihr Treueverhältnis zur Kirche und zum Heiligen Vater stolz sind. Ein Verhältnis, vererbt durch die Vorfahren, deren Liebe zum Stellvertreter Christi aus den tiefsten Wurzeln des Glaubens erwachsen ist und weder durch den Ablauf der Zeit noch auf Grund der – von Menschen und Zeitumständen abhängigen – Zufälligkeiten des Lebens nachgelassen hat. In Eurer Mitte fühlen Wir uns noch mehr als Römer, auf Grund gemeinsamer Lebensgewohnheiten und der Luft, die Wir geatmet haben und noch immer atmen. Unter dem gleichen Himmel und dem gleichen Sonnenschein lebend, an den gleichen Ufern des Tiber, wo auch Unsere Wiege stand, auf der gleichen Erde, die bis in den letzten Winkel heilig ist und aus der Rom für seine Kinder den Schutz einer Ewigkeit, die bis an den Himmel reicht, immer auf’s neue schöpft.2

 

 

1. Vgl. Libro d’Oro della Nobilità Italiana, Collegio Araldico, Rom, 19. Aufl., 1986-1989, Bd. XX.

2. Ansprache an das Patriziat und an den Adel von Rom, 1941, S. 363.

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Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira, Kapitel II, N ͦ. 2.

 

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KAPITEL II

Die universelle Reichweite der Ansprachen Papst Pius´ XII.

an das Patriziat und an den Adel von Rom

Lage des italienischen Adels während des Pontifikats Pius´ XII.

 

Die italienische Verfassung von 1947 erklärte die Adelstitel für abgeschafft.1 Sie hat damit der rechtlichen Lage eines tausendjährigen Standes, der heute als gesellschaftliche Wirklichkeit so lebendig wie eh und je ist, den Gnadenstoß erteilt. Damit war ein in jeder Hinsicht komplexes Problem geschaffen.

Die Komplexität dieser Frage hatte sich bereits vorher bemerkbar gemacht. Im Gegensatz zum Adel anderer europäischer Länder, wie etwa Frankreichs und Portugals, ist die Zusammensetzung des italienischen Adels höchst ungleichartiger Natur. Das ist darauf zurückzuführen, daß vor der politischen Vereinigungsbewegung der Apenninischen Halbinsel im vergangenen Jahrhundert die verschiedenen Herrscher, die ihre Macht über irgendeinen Teil Italiens ausübten, in ihrem jeweiligen Herrschaftsbereich auch Adelstitel verliehen haben. Da gab es die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, die Könige von Spanien, beider Sizilien, von Sardinien, die Großherzöge der Toskana, die Herzöge von Parma und viele andere. Dazu kamen die Patriziate von Städten wie Florenz, Genua und Venedig und vor allem auch die Päpste, die als weltliche Herrscher eines relativ ausgedehnten Staates ebenfalls Adelstitel verliehen und uns in der vorliegenden Studie natürlich am meisten interessieren. Die Verleihung von Adelstiteln durch die Päpste reichte bis in die Zeit hinein, als ihre weltliche Macht über den früheren Kirchenstaat de facto bereits aufgehoben worden war.

Sog. Livius der Sorbonne

Als es 1870 zur Einigung Italiens kam und die Truppen von Piemont Rom besetzten, versuchte das Haus Savoyen die verschiedenen Adelstraditionen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.

Doch diese Absicht scheiterte sowohl an politischen als auch an rechtlichen Hindernissen. Viele adelige Familien hielten den abgesetzten Herrscherhäusern, denen sie ihre Adelstitel verdankten, die Treue. Vor allem bestand ein bedeutender Teil der römischen Aristokratie darauf, weiterhin traditionsgemäß und offiziell an den Feierlichkeiten im Vatikan teilzunehmen und weigerte sich, den Anschluß Roms an Italien anzuerkennen; jede Art von Annäherung an den Quirinal wurde von diesen Adeligen abgelehnt, die überdies zum Zeichen des Protestes ihre Salons schlossen. Man bezeichnete sie damals wegen ihres Trauerflors als den Schwarzen Adel.

Gesellschaftlich kam es jedoch infolge von Heirat und sonstigen Beziehungen zu einer beträchtlichen Vermischung, so daß der italienische Adel heute unter mancherlei Gesichtspunkten als ein Ganzes angesehen werden kann.

Der Lateranvertrag von 1929 sicherte jedoch in seinem Artikel 42 dem römischen Adel eine Sonderstellung zu, denn er gestand dem Papst das Recht zu, weiterhin Adelstitel zu verleihen, und erkannte auch die bis dahin vom Heiligen Stuhl verliehenen Titel an.2 Damit bestanden der italienische und der römische Adel gesetzlich weiterhin – und inzwischen befriedet – nebeneinander.

In dem 1985 zwischen dem Heiligen Stuhl und der italienischen Republik unterzeichneten Konkordat wird auf dieses Thema in keiner Weise eingegangen.

Prinz Umberto II von Savoyen mit Prinzessin Maria und Prinzessin Giovanna im Vatikan, Mit Markgraf Don Giovanni Battista Sacchetti.

Die Lage des italienischen Adels – wie übrigens des europäischen Adels im allgemeinen – wies auch durchaus komplexe Aspekte auf.

Im Mittelalter bildete der Adel eine Gesellschaftsschicht innerhalb des Staates, der besondere Aufgaben und damit auch bestimmte Ehren sowie entsprechende Auflagen zukamen.

Im Laufe der Neuzeit wandelte sich dieser Zustand immer mehr infolge des Verlustes an Kraft, Glanz und Farbe, so daß bereits vor der Revolution von 1789 der Unterschied zwischen dem Adel und dem gemeinen Volk bedeutend weniger prägnant war als im Mittelalter.

Mit den egalitären Revolutionen des 19. Jahrhunderts erfuhr die Stellung des Adels wiederholt Verstümmelungen. Das ging so weit, daß von der politischen Macht des Adels im italienischen Königreich am Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr übriggeblieben war, als eine prestigeträchtige Tradition, der jedoch eine große Mehrheit der Gesellschaft Respekt und Zuneigung zollte. Diesem Überrest versuchte die republikanische Verfassung dann den Todesstoß zu geben.3

Die Familie Umberto II. von Savoyen im Vatikan

Während so die politische Macht der Aristokratie mit der Zeit immer weiter abnahm, ging auch ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung zurück, wenn auch nicht so schnell. Mit seinen Gütern in Stadt und Land, seinen Schlössern, Palästen, Kunstschätzen, herausragenden Namen und Titeln sowie wegen des ausgezeichneten sittlichen und kulturellen Wertes seiner traditionellen häuslichen Umgebung, seiner Manieren und seines Lebensstils stand der Adel zu Beginn des Jahrhunderts immer noch an der Spitze der Gesellschaftsordnung.

Die vom Ersten Weltkrieg verursachten Krisen veränderten dieses Bild jedoch teilweise. Manche Adelsfamilie stand nun plötzlich mittellos da, so daß sich die Familienmitglieder gezwungen sahen, sich durch die Ausübung von Berufen, die keineswegs im Einklang mit ihrer Geisteshaltung, ihren Gewohnheiten und ihrem gesellschaftlichen Klassenprestige standen, auf würdige und ehrbare Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Andererseits schuf die zunehmend vom Finanzwesen und von der Technik bestimmte Gesellschaft von heute neue Beziehungen und Situationen sowie neue Mittelpunkte gesellschaftlichen Einflusses, die normalerweise nicht zum Bild der klassischen Aristokratie passen. So entstand neben der alten, noch lebendigen Ordnung der Dinge, eine neue, welche die gesellschaftliche Bedeutung des Adels mehr und mehr zurückgehen ließ.

Zum Nachteil des Adels gesellte sich hierzu schließlich ein wichtiger ideologischer Bestandteil. Die Anbetung des technischen Fortschritts4 und der von der Revolution 1789 gepredigten Gleichheit trugen dazu bei, ein Klima des Hasses, der Voreingenommenheit, der Verleumdung und des Spottes gegenüber dem Adel zu schaffen, weil sich dieser auf die Tradition beruft, die durch Blut und Wiege weitergegeben wird, was bei der egalitären Demagogie den größten Haß auslöst.

Der Zweite Weltkrieg hat bei vielen Adelshäusern zu weiteren, noch schlimmeren wirtschaftlichen Zusammenbrüchen geführt und damit den Ernst der Lage, in der sich der Adel sowieso schon befand, noch verschärft. Eine ganze Gesellschaftsschicht steckte damit in einer akuten Krise. Angesichts dieser Umstände hat sich Papst Pius XII. in seinen Ansprachen an das Patriziat und an den Adel von Rom zur Lage des italienischen Adels in unserer Zeit geäußert. Seine Worte lassen sich aber ebenso auf den europäischen Adel insgesamt anwenden.


 

 

1. Dieses besonders dem italienischen Adel gewidmete Kapitel ist zum Verständnis der Gesamtheit der hier kommentierten Ansprachen Pius´ XII. notwendig. Die Ansprachen sind jedoch von allgemeinem Interesse sowohl für die Aristokratien wie auch für die vergleichbaren Eliten aller Länder, wie bereits betont wurde und wie später erneut hervorgehoben wird (vgl. Kap. I, 2; Kap. II, 3).

In dem vorliegenden Werk geht es dem Verfasser um den Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten Europas und Amerikas im allgemeinen. Er veranschaulicht und belegt seine Behauptungen selbstverständlich anhand verschiedener historischer Beispiele, die, was Europa angeht, meistens auf die Adelshäuser Frankreichs, Spaniens, Portugals oder eben auf den Adel Roms Bezug nehmen.

Der Grund dafür ist darin zu sehen, daß eine Ausweitung der Beispiele auf alle europäischen Länder das Buch einfach zu umfangreich machen würde. Dies wäre selbst dann der Fall, wenn der Verfasser seine Sammlung von Beispielen auch nur auf vier der weiteren Länder ausgeweitet hätte, die im Laufe der Geschichte und der Kultur des Kontinents von maßgeblicher Bedeutung waren, nämlich Deutschland, England, Italien, Österreich.

Tatsächlich würde die bewundernswerte Vielfalt des europäischen Adels einen weiteren Band erforderlich machen, in dem all die anschaulichen Beispiele von Entstehung, Aufstieg und Niedergang dieser Adelsgeschlechter zusammenzutragen wären.

 

2. Im Vertrag vom 11. Februar 1929 heißt es: „Artikel 42 – Italien erkennt durch königliches Dekret die von den Päpsten selbst nach 1870 verliehenen oder in Zukunft noch zu verleihenden Adelstitel an. Es sind die Fälle festzulegen, in denen für die genannte Anerkennung in Italien keine Gebühren  abzuführen sind.“ (Raccolta di Concordati su Materie Ecclesiastiche tra la Santa Sede e le Autorità Civili, Bd. II, Tipografia Poliglotta Vaticana, 1954, S. 102). Die in diesem Artikel des Vertrages erwähnten „Gebühren“ stellen eine symbolische Abgabe dar, die der italienische Staat zur Anerkennung der Titel und der Adelszugehörigkeit von den Adeligen jener Staaten erhob, die vor der Einigung des Landes bestanden hatten. Die Befreiung von dieser „Gebühr“ bedeutete in gewissen Fällen das einzige, minimale Steuerprivileg, das der Vertrag dem päpstlichen Adel zugestand.

 

3. Angesichts ihrer Bedeutung für das Verständnis der hier kommentierten päpstlichen Ansprachen an das Patriziat und an den Adel von Rom und gewissermaßen an den ganzen italienischen Adel, ist es hier wohl angebracht, kurz auf die Lage des Adels im Zusammenhang mit den verschiedenen Verfassungen im geeinigten Italien, d. h. sowohl während der Monarchie als auch in der Republik, einzugehen. Das bis 1947 geltende Albertinische Statut entsprach dem am 4. März 1848 von König Karl Albert erlassenen Grundgesetz des Reiches von Sardinien. Dieses Statut trat nach und nach in all jenen Staaten in Kraft, die diesem Reiche angeschlossen wurden und ging schließlich in die Verfassung des geeinten Italiens ein. Zu den Adelstiteln war darin folgendes vorgesehen:

„Artikel 79 – Die Adelstitel bleiben denen erhalten, die sie rechtmäßig besitzen. Der König kann neue Titel verleihen.

Artikel 80 – Niemand darf Auszeichnungen, Titel oder Unterhaltsgelder von einer ausländischen Macht entgegennehmen, es sei denn mit Genehmigung des Königs.“ (Statuto del Regno, annotato dall’ avvocato Carlo Gallini, Unione Tipografico Editrice, Turin 1878, S. 102.)

Die italienische Verfassung aus dem Jahre 1947 hinwieder legt in ihren Übergangs- und Schlußbestimmungen fest:

„XIV – Adelstitel werden nicht anerkannt. Die vor dem 28. Oktober 1922 benutzten Prädikate gelten als Teil des Namens. Der Mauritius-Orden wird als Spitalsträger beibehalten und kann als solcher seine Tätigkeit nach Gesetzesvorgabe weiterführen. Das Gesetz regelt die Auflösung des Wappenamtes.“ (Costituzione della Repubblica Italiana, Gazzetta Ufficiale, Nr. 298, 27.12.1947, S. 45/46).

Das „Adelsprädikat“ setzt sich aus dem Namen des früheren Herrschaftsgebietes und dem Beinamen der Familie zusammen (z. B. Fürst Colonna di Paliano). Die Verfassung von 1947 erlaubt, daß in Urkunden der zusammengesetzte Name gebraucht wird, vorausgesetzt, daß dieser vor der Machtübernahme des Faschismus’ gebräuchlich war.

Das „Wappenamt“ der monarchischen Zeit war ein Sondergericht, das in Titel- und Wappenfragen zu entscheiden hatte. Heute entspricht dieser Einrichtung das italienische Adelskorps, dessen Entscheidungen zwar keine gesetzliche Kraft haben, das jedoch ein hohes moralisches und historisches Prestige genießt. Es entscheidet über die Zulassung von Mitgliedern zu Vereinigungen wie dem Malteser-Orden, dem Jagdkreis, dem Schachkreis usw. Weder in der alten noch in der neuen italienischen Verfassung werden dem Adel irgendwelche Vorteile politischer oder steuerlicher Natur eingeräumt, denn nach dem Albertinischen Statut wird der Adel nur noch als Reminiszenz der Vergangenheit anerkannt.

 

4. Leser, denen dieser Ausdruck übertrieben erscheinen mag, tun gut daran, die Stellungnahme Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache des Jahres 1953 kennenzulernen (vgl. Kap. V, 3c).

 

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­Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira, Kapitel II, N ͦ. 1.

 

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Die bewundernswerten Lehren Papst Pius´ XII. stellen diese Begriffe klar und  beschreiben im Gegensatz zu dem, was die Propheten des Klassenkampfes verkünden, die natürliche Eintracht, die zwischen den Eliten und dem Volk herrschen kann und soll.

Taufgesellschaft in Bacharach von Jacques Carabain.

In seiner Rundfunkbotschaft zum Weihnachtsfest 1944 sagte Papst Pius XII.:1

„Volk und gestaltlose Menge oder Masse, wie man zu sagen pflegt, sind zwei verschiedene Begriffe.

Das Volk lebt und bewegt sich aus eigener Kraft; die Masse ist an sich träge und kann sich nur mit Hilfe einer von außen kommenden Kraft bewegen.

Das Volk lebt aus der Fülle des Lebens jener Menschen, aus denen es sich zusammensetzt, von denen ein jeder – an seinem Platz und auf die ihm eigene Art und Weise – eine der eigenen Verantwortlichkeiten und Überzeugungen bewußte Person ist. Die Masse erwartet hingegen den von außen kommenden Anstoß und wird daher leicht zum Spielball in den Händen derer, die ihre Triebe und Eindrücke auszunutzen wissen, und so folgt sie denn auch bereitwillig heute dieser und morgen einer anderen Fahne.
Aus dem Überfluß des Lebens eines wahren Volkes verbreitet sich das Leben in reicher Fülle über den Staat und seine Organe und schenkt diesen mit ständig sich erneuernder Kraft das Bewußtsein der eigenen Verantwortung, den wahren Sinn für das Gemeinwohl. Der geschickt gehandhabten und genutzten Elementarkraft der Masse kann sich auch der Staat bedienen; in den ehrgeizigen Händen eines einzelnen oder verschiedener, durch eigensüchtige Neigungen künstlich miteinander verbundener Menschen kann selbst der Staat mit Hilfe der schlichtweg in eine Maschine verwandelten Masse dem besseren Teil des Volkes seine Willkür aufzwingen. Das Gemeininteresse erhält damit einen schweren, dauerhaften Schlag, und die Wunde ist schon bald nur noch schwer zu heilen.“
1 Die Nummerierung der Abschnitte, in denen es um den Unterschied zwischen Masse und Volk geht, stammt vom Verfasser. Dieser hat auch den Originaltext in getrennte Absätze aufgeteilt, um auf diese Weise dem Leser die Analyse zu erleichtern.

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­Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira, Teil I, Kapitel III, Nͦ. 2.

 

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KAPITEL II

Die universelle Reichweite der Ansprachen Papst Pius´ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom

Lage des italienischen Adels während des Pontifikats Pius´ XII.

 

Pontifical Gendarmes

Die italienische Verfassung von 1947 erklärte die Adelstitel für abgeschafft.1 Sie hat damit der rechtlichen Lage eines tausendjährigen Standes, der heute als gesellschaftliche Wirklichkeit so lebendig wie eh und je ist, den Gnadenstoß erteilt. Damit war ein in jeder Hinsicht komplexes Problem geschaffen.

Die Komplexität dieser Frage hatte sich bereits vorher bemerkbar gemacht. Im Gegensatz zum Adel anderer europäischer Länder, wie etwa Frankreichs und Portugals, ist die Zusammensetzung des italienischen Adels höchst ungleichartiger Natur. Das ist darauf zurückzuführen, daß vor der politischen Vereinigungsbewegung der Apenninischen Halbinsel im vergangenen Jahrhundert die verschiedenen Herrscher, die ihre Macht über irgendeinen Teil Italiens ausübten, in ihrem jeweiligen Herrschaftsbereich auch Adelstitel verliehen haben. Da gab es die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, die Könige von Spanien, beider Sizilien, von Sardinien, die Großherzöge der Toskana, die Herzöge von Parma und viele andere. Dazu kamen die Patriziate von Städten wie Florenz, Genua und Venedig und vor allem auch die Päpste, die als weltliche Herrscher eines relativ ausgedehnten Staates ebenfalls Adelstitel verliehen und uns in der vorliegenden Studie natürlich am meisten interessieren. Die Verleihung von Adelstiteln durch die Päpste reichte bis in die Zeit hinein, als ihre weltliche Macht über den früheren Kirchenstaat de facto bereits aufgehoben worden war.

Sog. Livius der Sorbonne von Jean Fouquet.

Als es 1870 zur Einigung Italiens kam und die Truppen von Piemont Rom besetzten, versuchte das Haus Savoyen die verschiedenen Adelstraditionen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.

Doch diese Absicht scheiterte sowohl an politischen als auch an rechtlichen Hindernissen. Viele adelige Familien hielten den abgesetzten Herrscherhäusern, denen sie ihre Adelstitel verdankten, die Treue. Vor allem bestand ein bedeutender Teil der römischen Aristokratie darauf, weiterhin traditionsgemäß und offiziell an den Feierlichkeiten im Vatikan teilzunehmen und weigerte sich, den Anschluß Roms an Italien anzuerkennen; jede Art von Annäherung an den Quirinal wurde von diesen Adeligen abgelehnt, die überdies zum Zeichen des Protestes ihre Salons schlossen. Man bezeichnete sie damals wegen ihres Trauerflors als den Schwarzen Adel.

Marchese don Francesco Serlupi Crescenz

Gesellschaftlich kam es jedoch infolge von Heirat und sonstigen Beziehungen zu einer beträchtlichen Vermischung, so daß der italienische Adel heute unter mancherlei Gesichtspunkten als ein Ganzes angesehen werden kann.

Der Lateranvertrag von 1929 sicherte jedoch in seinem Artikel 42 dem römischen Adel eine Sonderstellung zu, denn er gestand dem Papst das Recht zu, weiterhin Adelstitel zu verleihen, und erkannte auch die bis dahin vom Heiligen Stuhl verliehenen Titel an.2 Damit bestanden der italienische und der römische Adel gesetzlich weiterhin – und inzwischen befriedet – nebeneinander.

In dem 1985 zwischen dem Heiligen Stuhl und der italienischen Republik unterzeichneten Konkordat wird auf dieses Thema in keiner Weise eingegangen.

 

…Fortsetzung folgt

 

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1 Dieses besonders dem italienischen Adel gewidmete Kapitel ist zum Verständnis der Gesamtheit der hier kommentierten Ansprachen Pius´ XII. notwendig. Die Ansprachen sind jedoch von allgemeinem Interesse sowohl für die Aristokratien wie auch für die vergleichbaren Eliten aller Länder, wie bereits betont wurde und wie später erneut hervorgehoben wird (vgl. Kap. I, 2; Kap. II, 3).
In dem vorliegenden Werk geht es dem Verfasser um den Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten Europas und Amerikas im allgemeinen. Er veranschaulicht und belegt seine Behauptungen selbstverständlich anhand verschiedener historischer Beispiele, die, was Europa angeht, meistens auf die Adelshäuser Frankreichs, Spaniens, Portugals oder eben auf den Adel Roms Bezug nehmen.
Der Grund dafür ist darin zu sehen, daß eine Ausweitung der Beispiele auf alle europäischen Länder das Buch einfach zu umfangreich machen würde. Dies wäre selbst dann der Fall, wenn der Verfasser seine Sammlung von Beispielen auch nur auf vier der weiteren Länder ausgeweitet hätte, die im Laufe der Geschichte und der Kultur des Kontinents von maßgeblicher Bedeutung waren, nämlich Deutschland, England, Italien, Österreich.
Tatsächlich würde die bewundernswerte Vielfalt des europäischen Adels einen weiteren Band erforderlich machen, in dem all die anschaulichen Beispiele von Entstehung, Aufstieg und Niedergang dieser Adelsgeschlechter zusammenzutragen wären.

 

2 Im Vertrag vom 11. Februar 1929 heißt es: „Artikel 42 – Italien erkennt durch königliches Dekret die von den Päpsten selbst nach 1870 verliehenen oder in Zukunft noch zu verleihenden Adelstitel an. Es sind die Fälle festzulegen, in denen für die genannte Anerkennung in Italien keine Gebühren  abzuführen sind.“ (Raccolta di Concordati su Materie Ecclesiastiche tra la Santa Sede e le Autorità Civili, Bd. II, Tipografia Poliglotta Vaticana, 1954, S. 102). Die in diesem Artikel des Vertrages erwähnten „Gebühren“ stellen eine symbolische Abgabe dar, die der italienische Staat zur Anerkennung der Titel und der Adelszugehörigkeit von den Adeligen jener Staaten erhob, die vor der Einigung des Landes bestanden hatten. Die Befreiung von dieser „Gebühr“ bedeutete in gewissen Fällen das einzige, minimale Steuerprivileg, das der Vertrag dem päpstlichen Adel zugestand.

 

­Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira, Kapitel II.

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Gemälde von Frederick Morgan.

Alle stabilen menschlichen Beziehungen können diese starken Verbindungen schaffen, die an den intensiven Zusammenhalt der Familie erinnern. In dem Maße, in dem eine soziale Einheit diese Bindung entwickelt, trägt sie Festigkeit, Belastbarkeit und Qualität zum sozialen Gefüge bei.

Darüber hinaus erwirbt diese natürliche Gesellschaft, wenn sie durch die Gebote und die evangelischen Räte genährt wird, einen übernatürlichen Glanz – ein bißchen so wie jemand, der geboren und dann getauft wird. Sie schafft ideale Voraussetzungen für das Enstehen eines engmaschigen Netzes von Bindungen zwischen den Persönlichkeiten, aus denen im Laufe der Zeit außergewöhnliche Leistungen, starke und aufrechte Persönlichkeiten und ein außerordentlicher Zusammenhalt hervorgehen können.

 

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Rückkehr zur Ordnung: Von einer hektischen, getriebenen Wirtschaft zu einer organischen christlichen Gesellschaft, von John Horvat II, Kapitel 48.

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Unserem Herr Jesus Christus ähnlich zu werden, war das Ideal des Mittelalters. Der mittelalterliche Mensch sehnte sich danach, mit ihm so vollständig wie möglich verbunden zu sein, sich ganz in Ihm zu verlieren.

Diese Gefühle waren nicht nur liebevolle Impulse der Bewunderung und Ehrfurcht. Der mittelalterliche Mensch verfolgte sie bis zur letzten Konsequenz; er erkannte, dass Christus in all seiner Herrlichkeit auf die Erde hätte kommen können, dass er strahlend vor allen Völkern hätte erscheinen können. Dennoch hatte er sich für den härtesten und traurigsten, für einen furchterregend schwierigen Weg entschieden, seine Mission für unser Heil durchzuführen. Von liebevollem Mitleid erfüllt war der mittelalterliche Geist „durchdrungen von der Idee Christi und seines Kreuzes.”367

Der mittelalterliche Geist der Anima Christi

Das Gebet Anima Christi – ein Lieblingsgebet des heiligen Ignatius von Loyola – drückt die intensive mittelalterliche Sehnsucht nach der Vereinigung mit Christus aus:

Seele Christi, heilige mich,
Leib Christi, rette mich,
Blut Christi, tränke mich,
Wasser aus der Seite Christi, reinige mich,
Leiden Christi, stärke mich,
O guter Jesus, erhöre mich.
Birg in deinen Wunden mich,
von dir lass nimmer scheiden mich,
vor dem bösen Feind beschütze mich.
In meiner Todesstunde rufe mich,
zu dir kommen heiße mich,
mit deinen Heiligen zu loben dich
in deinem Reiche ewiglich Amen.

Der mittelalterliche Mensch war sich stets bewusst, dass der Herr wusste, was auf ihn zukam und dennoch seine Leiden und das Kreuz freudig auf sich nahm, obwohl seine Agst so groß war, dass er in seiner Todesangst betete: „Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe.” (Lk 22,42).

 

367 Huizinga, Waning of the Middle Ages, 190.
Rückkehr zur Ordnung: Von einer hektischen, getriebenen Wirtschaft zu einer organischen christlichen Gesellschaft, von John Horvat II

 

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DOKUMENTE VI

 

  1. Die wirklichen Freunde des Volkes sind Traditionalisten

 

Aus dem Brief des hl. Papstes Pius X. Notre Charge Apostolique vom 25.8.1910:

 

Papst Heiliger Pius X.

„Auf jeden Fall sollten sich diese Priester (die sich den Werken der katholischen Aktion widmen) im Gewirr der modernen Ideen nicht durch das Gaukelbild einer falschen Demokratie verleiten lassen; sie sollten nicht die Rhetorik der schlimm­sten Feinde der Kirche und des Volkes übernehmen und in emphatischen Worten Versprechungen machen, die ebenso wohltönend wie unerfüllbar sind. Sie mögen überzeugt sein: daß die soziale Frage und die Sozialwissenschaft nicht erst gestern entstanden sind, daß zu allen Zeiten die Kirche und der Staat erfolgreich zusammengearbeitet haben, um zu diesem Zweck wirksame Einrichtungen zu schaffen; daß die Kirche, die niemals das Glück des Volkes durch kompromittierende Allianzen verra­ten hat, sich nicht von ihrer Vergangenheit lossa­gen muß; daß es genügt, wenn sie mit Hilfe der echten Arbeiter die soziale Erneuerung der durch die Revolution vernichteten Organismen wiederaufnimmt, im gleichen christlichen Geist, der sie hat entstehen lassen, sie anpaßt an das neue Milieu, das durch die materielle Entwicklung der modernen Gesellschaft entstanden ist; denn die wahren Freunde des Volkes sind weder die Revo­lutionäre noch die Neuerer, sondern die Traditio­nalisten.1

 

1 Utz-von Galen (s. Dok. V), XXIII, 272.

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­Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira, Dokumente VI, #1.

 

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Roger Garaudy, französischer Marxist-Islamist theoretician. Foto von Archives fédérales allemandes.

Gott wollte diese Unterschiede nicht nur bei den Geschöpfen der niederen Naturreiche – Minerale, Pflanzen und Tiere – sondern auch unter den Menschen und somit unter Völkern und Nationen.

Mit dieser Verschiedenheit schuf Gott nicht nur Harmonie unter den Geschöpfen und Vorteile für jede einzelne Gattung, sondern auch für jedes Ein­zelwesen. Gott wollte, daß der Mensch vielfältigste Möglichkeiten erhalten sollte, um Seine unendli­che Vollkommenheit immer vor Augen zu haben. Die Verschiedenheit der Geschöpfe ist daher – ipso facto – eine hohe und umfassende Schule der Abwehr des Atheismus.

Das scheint der französische, kommunistische Schriftsteller Roger Garaudy (der sich später zum Islam „bekehrte)  begriffen zu haben, als er die Wichtigkeit der Aufhebung sozialer Unterschiede für den Sieg des Atheismus auf der Welt hervorhob: „Es ist für einen Marxisten unmöglich zu sagen, daß die Vernichtung des religiösen Glaubens eine Bedingung –sine qua non – für den Aufstieg des Kommunismus sei. Karl Marx zeigt dagegen, daß der vollständige Sieg des Kommunismus das Ver­schwinden religiöser Ideen ermöglicht, dadurch, daß er die sozialen Zustände transparent macht. Für einen Marxisten ist daher die Errichtung des Kommunismus die unumgängliche Voraussetzung zur Ausmerzung der sozialen Wurzeln der Religion und nicht das Verschwinden des religiösen Glau­bens die Bedingung für den Aufbau des Kommunis­mus“.1

Pater Josef Kowalski als KZ-Häftling.
Pater Josef Kowalski SDB (1911-1942 in Auschwitz) war ein polnischer Salesianer Don Boscos, römisch-katholischer Priester, Märtyrer und Seliger. Pater Kowalski wurde am Abend des 4. Juli 1942 weggebracht, schwer misshandelt und, da er noch lebte, in eine Kloake geworfen und ertränkt.
Foto von Schutzstaffeln.

Die Rangordnung im Universum zerstören zu wollen, heißt also, dem Menschen die Mittel zur freien Ausübung seiner grundlegendsten Rechte zu rauben, die darin bestehen, Gott zu erkennen, zu lieben und zu dienen. Mit anderen Worten heißt das, die größte Ungerechtigkeit und die grau­samste Tyrannei zu wünschen.

 

1. L’homme chrétien et l’homme marxiste, Semaines de la pensée marxiste –Confrontations et débats, La Palatine, Paris-Genève, 1964, S. 64.

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­Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira, Dokumente V, #23.

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Hl. Thomas von Aquin

Außer den vorher wiedergegebenen päpstlichen Schriften, scheint es nützlich zu sein, einige Argumente des „Doktor Angelicus“ anzufügen, um die Tatsache der Unterschiedlichkeit der Geschöpfe zu begründen. In seinem Werk Summa Theologica erklärt er:

„Darum sind offensichtlich im Bereich der Na­turdinge die Arten stufenweise geordnet. So ist das Gemischte vollkommener als der Grundstoff, die Pflanzen vollkommener als die Gesteine, die Sinnenwesen vollkommener als die Pflanzen, und die Menschen vollkommener als die anderen Sinnen­wesen. Und in den einzelnen Bereichen dieser Arten ist die eine Art wieder vollkommener als die andere. Wie also die göttliche Weisheit die Ursache der Unterscheidung der Dinge ist, um der Vollkom­menheit des Weltalls willen, so auch der Ungleich­heit. Denn das Weltall wäre nicht vollkommen, wenn sich in den Dingen nur  eine Stufe der Güte fände“.1


Tatsächlich wäre es mit der Vollkommenheit Gottes unvereinbar, ein einzelnes Wesen zu schaffen. Denn kein Geschöpf, wie vollkommen es auch vorstellbar sein könnte, würde in der Lage sein, allein die unendliche Vollkommenheit Gottes angemessen wiederspiegeln zu können.

Deshalb gibt es notwendigerweise zahllose Geschöpfe, jedoch nicht nur zahllose, sondern auch verschiedener Art. Das ist die Doktrin des Heiligen Lehrers:

„Mehrere Gute sind besser als ein einziges end­liches Gutes; sie haben nämlich dies und dazu noch mehr. Alle Güte des Geschöpfes aber ist endlich; ist sie doch abfallend gegenüber Gottes unendli­cher Güte. Vollkommener ist mithin das All der Geschöpfe, wenn es mehrere Stufen der Dinge gibt, als wenn es nur eine gäbe. Dem Höchsten Guten aber steht zu, zu machen, was das Beste ist. Also ist Ihm zukommend gewesen, daß Es mehrere Stufen der Geschöpfe machte.

Zudem. Die Güte der Art geht über die Güte des unteilbar Geeinzelten hinaus, so wie das Form­hafte über das, was stofflich ist. Mehr fügt mithin der Güte des Alls die Vielheit der Arten hinzu, als die Vielheit der unteilbar Geeinzelten in einer ein­zigen Art. Zur Vollkommenheit des Alls gehörig ist mithin nicht allein, daß es viele unteilbar Geeinzel­te gibt, sondern daß es auch verschiedene Arten der Dinge gibt, und folglich auch verschiedene Stufen in den Dingen “.2

Reiterbildnis des Philipp IV. von Spanien

Die Unterschiede sind demnach kein Fehler der Schöpfung. Es sind hervorragende Qualitäten, in denen sich die unendliche und bewundernswürdige Vollkommenheit des Schöpfers spiegelt. Und Gott gefällt es, sie zu betrachten:

Genesis: Die Erschaffung der Tiere

Die Verschiedenheit und Ungleichheit in den Dingen ist mithin nicht vom Zufall her, nicht aus der Verschiedenheit des Stoffes, nicht wegen des Dazwischentretens irgendwelcher Ursachen oder Verdienste, sondern aus der eigentlichen Absicht Gottes, der dem Geschöpf solche Voll­kommenheit geben wollte, wie es möglich war, sie zu haben.

Daher wird am Ersten Tag der Schöpfung gesagt: `Gott sah alles, was Er gemacht hatte, und es war sehr gut. [Gen. 1,31]´“.3

 

1. Die Deutsche Thomas-Ausgabe – Vollständige ungekürzte deutsch-lateinische Ausgabe der Summa Theologica. Imprimatur: P. Lect. fr. Laurentius M. Siemer, Provinzial der deutschen Dominikanerprovinz, P. Bartholomäus Badalik, Provinzial der Österreichisch-ungarischen Dominikanerprovinz für den Kommentar, und vom Fürsterzbischöflichen Ordinariat zu Salzburg. Copyright 1936 by Verlag Anton Pustet, Salzburg. 4. Band, Schöpfung und Engelwelt, 1. q. 47, a. 2, S.78-79.
2. Thomas von Aquin, Die Summe wider die Heiden in vier Büchern – Das zweite Buch, Verlag Jakob Hegner, Leipzig, 1935, XLV. Kapitel, S. 162-163.
3. Ibidem (S. 163-164).

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Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira, Teil III, Dokumente V.

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