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3. Die universelle Tragweite der Ansprachen Papst Pius´ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom

Wenn man die Angelegenheit in diesem Lichte sieht, könnte auf den ersten Blick der Eindruck entstehen, die Ansprachen an das Patriziat und an den Adel von Rom seien nur für Italien von Interesse.

In Wirklichkeit erstreckt sich aber die Krise, in der sich der italienische Adel heute befindet, mutatis mutandis auf alle übrigen Länder mit einer monarchischen und aristokratischen Vergangenheit und verschont selbst die Länder nicht, die gegenwärtig unter einem monarchischen Regime leben, denn auch hier ist die Lage des Adels durchaus mit der zu vergleichen, die im Italien der Savoyer bis 1946 herrschte.

Der Untergang der Savoyer-Dynastie. Die Wähler gehen 1946 in Rom an die Urnen, um sich für die Monarchie oder die Republik zu entscheiden.

Mehr noch. Selbst in Ländern ohne monarchische Vergangenheit bildeten sich im Zuge des natürlichen Verlaufs der Dinge faktisch, wenn nicht gar rechtlich, Aristokratien heraus.1 Auch in diesen Ländern hat die aus der Revolution von 1789 hervorgegangene und durch den Kommunismus auf ihren Höhepunkt getriebene Welle demagogischen Egalitätsdenkens in bestimmten Kreisen ein Klima der Gereiztheit und des Unverständnisses gegenüber den traditionellen Eliten hervorgerufen.

Die Ansprachen des Heiligen Vaters Pius´ XII. sind also von universellem Interesse.

Zu berücksichtigen ist auch die Tatsache, daß der Papst – indem er sich vordergründig mit der Lage in Italien auseinandersetzt – gleichzeitig höchst wichtige Betrachtungen lehramtlicher Natur anstellt, denen durchaus eine zeitlose, universelle Tragweite zukommt.

In der Ansprache vom 26. Dezember 1941 an die päpstliche Nobelgarde ist zum Beispiel der folgende Abschnitt zu finden, in dem Papst Pius XII. seine Erwägungen über den Adel zum Anlaß für höchste philosophische und theologische Reflexionen nimmt:

Päpstliche Nobelgarde

„Ja, der Glaube adelt Eure Reihen noch mehr, da aller Adel von Gott kommt, dem adeligsten Wesen und der Quelle aller Vollkommenheit. In ihm ist aller Adel des Seins. Als Moses den Auftrag erhielt, das Volk Israel vom pharaonischen  Joch zu befreien, fragte er Gott auf dem Berge Horeb, unter welchem Namen er IHN  dem Volke vorstellen solle.

Darauf antwortete ihm der Herr: ‚Ich bin, der ich bin: Ego sum qui sum. So sollst Du zu den Israeliten sprechen: Der ‚ich bin‘ hat mich zu Euch gesandt‘ (Ex 3,14). Was ist denn nun aber der Adel? ‚Der Adel eines jeden Dinges’, lehrt der Doctor angelicus, der heilige Thomas von Aquin, ,gehört zu ihm je nach seinem Sein; tatsächlich wäre etwa der Adel nichtig, der dem Menschen wegen seiner Weisheit zukommt, wenn diese ihn nicht wirklich weise machte; und dasselbe gilt auch für die übrigen Vollkommenheiten. Die Art und Weise des Adels eines Dinges entspricht also der Art und Weise wie es das Sein besitzt; darum heißt es, daß ein Ding mehr oder weniger adelig ist, je nachdem, ob sich sein Sein auf einen höheren oder geringeren Grad an Adel beschränkt …. Da nun Gott sein eigenes Sein ist, besitzt er das Sein im vollen Ausmaß eben dieses Seins; es kann ihm daher kein Adel abgehen, der sich in irgendeinem Ding befindet‘ (Contra Gent. lib. I, c. 28).

Gottvater thronend

Auch Ihr habt das Sein von Gott; er hat Euch gemacht, und nicht Ihr Euch selbst. ‚Ipse fecit nos, et non ipsi nos‘ (Ps 99,3). Er hat Euch den Adel des Blutes, den Adel des Wertes, den Adel der Tugend, den Adel des Glaubens und der christlichen Gnade geschenkt. Den Adel des Blutes habt Ihr in den Dienst der Kirche und in den Schutz des Nachfolgers des heiligen Petrus gestellt; Adel der herrlichen Werke Eurer Vorfahren, der Euch selbst adelt, wenn ihr Euch darum bemüht, Tag für Tag in einem jeden von Euch den Adel der Tugend zu vermehren …. Um so lobenswerter erglänzt der mit der Tugend einhergehende Adel, ja das Licht der Tugend stellt oft sogar den Glanz des Adels in den Schatten, und in Pracht und Unglück der großen Familien überlebt oft einzig und allein der Name der Tugend, wie selbst der Heide Juvenal erkennen muß (Sat. VIII,19-20):

‚Tota licet veteres exornent undique cerae atria, nobilitas sola est atque unica virtus‘

[Mögen auch die alten Figuren aus Wachs auf allen Seiten die Paläste der großen Familien schmücken, so ist doch ihr einziger, ausschließlicher Adel die Tugend].“2

 

 

1. Vgl. Kap. V, 1; Ansprache an PAR von 1947, S. 370f.

2. Ansprache an die Nobelgarde 1941, S. 337f.

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