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Der Adel und die Vergleichbaren Traditionellen Eliten in den Ansprachen von Papst Pius XII

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Adel Verpflichtet

Das Werk ‘Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten’ von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira ist auf Deutsch erschienen. Die Buchpräsenation war am 30. Oktober in Wien.

 

 

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Plinio Correa de Oliveira

Sechs Uhr Abends. Das Tageswerk ist vollbracht. Eine erhabene Ruhe umhüllt die weiten Felder. Sie lädt ein zur Rast und Einkehr. Eine goldene Abenddämmerung verklärt die Natur. Alles scheint einen fernen und milden Glanz der unbeschreiblichen Majestät Gottes wider zu geben. Leise ertönt in der Ferne das Läuten des Engel des Herren. Es ist die kristalline und materielle Stimme der Kirche, die zum Gebet ruft. Die Feldarbeiter beten. Es sind zwei junge Menschen, die Gesundheit ausstrahlen und denen man die lange Gewohnheit der Feldarbeit ansieht. Ihre Kleidung ist bäuerlich grob. Doch aus ihrem ganzen Wesen schimmert Reinheit, Erhabenheit und die natürliche Zartheit tief christlicher Seelen. Ihr bescheidener gesellschaftlicher Stand wird irgendwie durch ihre andächtige Haltung verklärt und beleuchtet und erweckt Ehrfurcht und Zuneigung. Ihren Seelen widerstrahlen die goldenen Strahlen der Sonne; doch einer in jeder Hinsicht viel höheren Sonne: der Gnade Gottes.

Jean-François Millet: Das Angelusläuten

Jean-François Millet: Das Angelusläuten

Wahrlich, die Schönheit ihrer Seelen ist der Mittelpunkt des Bildes, der höchste Punkt der ästhetischen Empfindung. Die dargestellte Natur ist schön, aber sie dient nur als Umgebung, um die Schönheit dieser durch den Sohn Gottes erlösten Seelen zum Ausdruck zu bringen.

Nichts weist bei diesen Bauernleuten auf Ruhelosigkeit oder Unwohlsein hin. Sie entsprechen ganz ihrer Umgebung, ihrer Arbeit, ihrem Stand. Welch andere Würde, welch anderes Schicksal könnte dieses Paar sich wünschen?

Millet hat auf bewundernswerter Weise in seinem Gemälde die notwendigen Grundlagen zusammengeführt, um die Würde der Arbeit in einer gelassenen und glücklichen Atmosphäre der echten christlichen Tugend zu verstehen.

*     *     *

     Solche Augenblicke sind jedoch nicht die Regel des Lebens auf dem Lande. Millet hat hier, sagen wir, mit einem Schnappschuss, einen Höhepunkt materieller und moralischer Schönheit des Landlebens eingefangen. Aber nicht nur das. Sein Bild hat die Eigenschaft den Menschen Gelegenheit zu geben, das echte und häufige Aufflackern dieses christlichen Ausdruckes der Seelen und der Gegenstände in einer von der Kirche wirklich durchtränkten Umgebung zu sehen und zu bewundern.

Die geistige Haltung, die Millet dem Betrachter seines Bildes mitteilt, ist ganz auf Gott und dem Abglanz der geistigen und materiellen Schönheit gerichtet, den Er auf die Schöpfung wirft.

In einer psychologischen Kritik des Bildes, müsste man, um genau zu sein, ein gewisses Übermaß an Sentimentalität beanstanden.

*     *     *

     Könnte man, das ebenfalls im ländlichen Leben inspirierte Bild von Yves Alix, „Le maître des moissons“, in gleichem Maße loben?

Yves Alix: "Le Maitre des Moissons"

Yves Alix: ‘Le Maitre des Moissons’

Der Maler hat hier, in seiner Sicht der landwirtschaftlichen Arbeit, nichts von dem beobachtet, gespürt und angenommen, was sie würdig macht von einem Kind Gottes verrichtet zu werden.

In diesem Gemälde hat nicht der Geist die Materie unterworfen und sie geadelt, sondern die Materie ist im Geist eingedrungen und hat ihn erniedrigt. In den Körpern hat die materielle Arbeit eine so zu sagen ruchlose Brutalität eingeprägt. Den Gesichtsausdrücken entströmt eine Gesinnung die an Kneipen und Konzentrationslagern erinnert. Wenn die Personen im Hintergrund nicht so versteinert wären und weinen könnten, wären ihre Tränen aus Galle; wenn sie stöhnen könnten, wäre es wie das Knattern von Zahnrädern. Aus dem Mund der schreienden Person im Vordergrund entströmt die Traurigkeit, die Bosheit, die Kakophonie der Farben, der Formen und der Seelen. Man weiß nicht richtig, was er schreit, ob eine Drohung oder eine Gotteslästerung.

Yves Alix vereinte, übertrieb und entstellte bis zum Wahnsinn die Ansichten, durch welche die Arbeit Sühne und Leiden und die Erde ein Verbannungsort ist. Mit einer gewissenhaften – und wie begeisterten – Treue bringt er zum Ausdruck, was die menschliche Seele am scheußlichsten und niedrigsten hat, um das Ganze als die reale und normale Sicht des täglichen geistigen und beruflichen Lebens der Arbeiter darzustellen.

Und deshalb: Während das Meisterwerk von Millet ein Gebet aushaucht, entströmt dem Alptraum des Yves Alix der Mief der Revolution.

Wenn Gott den Engeln erlauben würde, die Erde zu verschönern, würden sie es in dem Sinne tun, die schönsten Aspekte, die Millet beobachtete und zusammentrug, zu vermehren und dauerhaft zu machen. Würde Er den Teufeln erlauben, den Menschen und die Schöpfung zu verunstalten, würden sie Leib und Seele, Gegenstände, Personen und Ambiente wie im Gemälde von Yves Alix dargestellt, umwandeln.

 

(Aus „Catolicismo“ Nr. 9 – September 1951)    

 

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Ein hochmütiger Mensch, der sich der Autorität eines anderen zu unterwerfen hat, haßt an erster Stelle das Joch, das direkt auf ihm lastet. An zweiter Stelle haßt der Hochmütige ganz allgemein alle Autorität und jedes Joch und mehr noch das Prinzip der Autorität an sich. Anarchie Und da er jede Art von Autorität haßt, erfüllt ihn auch jede Überlegenheit in irgendeinem geordneten Zusammenhang mit Haß. Und in all dem steckt ein wahrer Haß Gott gegenüber 23. Dieser Haß gegen alle Ungleichheit hat bereits soweit geführt, daß selbst hochgestellte Personen infolge dieses Hasses die errungene Stellung auf Spiel gesetzt und sogar verloren haben, nur weil sie sich nicht einer übergeordneten Autorität unterworfen sehen wollten. LeninSpeakingtoCrowd Auf dem Höhepunkt seiner Virulenz kann der Haß den Menschen sogar dazu bringen, für die Anarchie zu kämpfen und die ihm etwa angebotene höchste Macht zurückzuweisen, denn allein schon die Tatsache, daß es diese Macht gibt, beinhaltet ja die Behauptung des Autoritätsprinzips, dem sich jeder Mensch als solcher – auch der Hochmütige – zu unterwerfen hat. Somit kann der Hochmut zu einem radikalen, vollkommenen Egalitarismus führen. 23) Vgl. 1 Joh 2,16.

Dieser radikale, metaphysische Egalitarismus hat verschiedene Aspekte:

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Plinio Corrêa de Oliveira, Revolution und Gegenrevolution, VII. KAPITEL, # 3, P1.

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Der Times Square von New York in nächtlicher Beleuchtung. Alle Mittel der Lichtwerbung werden hier aufgeboten, um die Passanten zu betören, von allen Seiten her ihre Aufmerksamkeit zu wecken, sie auf vielfältiger Weise zu reizen, um sie zuletzt zu überzeugen, etwas zu kaufen, was sie normalerweise eigentlich garnicht kaufen würden.

Das ist nur ein Aspekt eines Lebens der ständigen Hektik in den großen modernen Metropolen.

New York Times Square

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Das berühmte Bild von Fra Angelico, auf dem er den meditierenden hl. Dominikus darstellt, steht in prallem Kontrast zum ersten Bild.

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St. Dominikus

Wäre es den Einwohnern unserer heutigen babylonischen Städte möglich diese wunderbare geistige Entspanntheit, die die Seele in die Lage versetzt, sich in die höheren Gefilde des Studiums und der Betrachtung zu erheben? Wer sieht nicht, dass die moderne Hektik die Mehrheit der Menschen fernhält von dem Wunsch an Zurückgezogenheit und Sammlung in Gott, um zu beten und meditieren?

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Der hl. Augustinus sagt, im Himmel „werden wir stille sein und schauen, schauen und lieben, lieben und loben. Das ist’s, was dereinst sein wird, an jenem Ende ohne Ende.“ („Vom Gottesstaat“, Buch 22, Kap. 30)

Bereitet die moderne Hektik die Menschen darauf vor, diese Freude im Himmel zu verstehen und sich nach ihr zu sehnen?

Catolicismo, n. 120 – Dezember 1960

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Die von der Französischen Revolution verbreitete Freiheit und Gleichheit: trügerische Begriffe, ausgesät von äußerst perfiden Philosophen.

Papst Pius VI

Papst Pius VI

Papst Pius VI. hat wiederholte Male die falsche Auffassung von Freiheit und Gleichheit verurteilt. Im geheimen Konsistorium vom 17. Juni 1793 zitierte er in seiner Erklärung den Wortlaut der Enzyklika Inscrutabile Divinae Sapientiae vom 25. Dezember 1775 wie folgt:

„’Diese äußerst perfiden Philosophen wagen es sogar, all jene Bande aufzulösen, durch welche die Menschen untereinander und mit ihren Vorgesetzten verbunden sind und zur Pflichterfüllung angehalten werden. Und so fordern und verkünden sie bis zum Überdruß, daß der Mensch frei geboren und keinerlei Herrschaft unterworfen sei; die Gesellschaft sei dementsprechend nichts anderes als eine Ansammlung dummer Menschen, die sich in ihrem Schwachsinn vor den Priestern niederwerfen, die sie betrügen, und vor den Königen, die sie unterdrücken.

Georges Jacques Danton, Jean Paul Marat & Maximilien de Robespierre

Georges Jacques Danton, Jean Paul Marat & Maximilien de Robespierre

Das Zusammenwirken von Priestertum und Herrschaft komme deshalb im Grunde einer ungeheuren Verschwörung gegen die angeborene Freiheit des Menschen gleich.’ Diesem falschen und trügerischen Wort Freiheit haben diese eitlen Verteidiger des Menschengeschlechts eine wei­teres, ebenso betrügerisches Wort zugesellt, die Gleichheit. Als ob es unter den in Gesellschaft zusammengeführten Menschen infolge der Tatsache, daß sie verschiedenen Willensregungen unterworfen sind und sich jeweils nach der Eingabe des eigenen Wünschens auf mannigfaltige und ungewisse Art bewegen, nicht jemanden geben müsse, der kraft seiner Autorität und Macht die Oberhand behält, zwingt und regiert und auch die in die Pflicht nimmt, die sich regelwidrig verhalten, damit nicht die Gesellschaft selbst unter dem dreisten und widerspruchsvollen Ansturm unzähliger Leidenschaften in Anarchie verfällt und sich völlig auflöst.

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Ähnlich ist es ja auch mit der Harmonie, die sich aus dem Einklang vieler Töne zusammensetzt, ohne die rechte Zusammensetzung von Saiten und Stimmen jedoch in ungeordnete, mißtönende Geräusche auseinander fällt“.[1]

[1] Pii VI Pont. Max.. Acta, Typis S. Congreg. de Propaganda Fide, Rom, 1871, Bd. II, S. 26-27.

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Die Weihnachtsfeiertage und der Jahreswechsel sind für die christlichen Familien eine stets mit Freude benützte Gelegenheit, die Bande der Liebe enger zu knüpfen und die gegenseitige Zuneigung durch Glückwünsche und durch die wechselseitige Zusicherung von Gebeten zu bekunden. Diese Freude erleben wir heute, da Ihr nach altem Brauch gekommen seid, geliebte Söhne und Töchter, um Uns Eure ergebene Huldigung darzubringen, die Euer erlauchter und junger Sprecher in glücklicher Weise vorgetragen hat.

ChristmasDoch die Glieder einer Familie, die dieses Namens würdig ist, begnügen sich nicht damit, alte und abgebrauchte Glückwunschformeln miteinan­der zu wechseln. Jedes Jahr frischt der Vater seine gewohnten Empfehlungen auf, indem er sie veran­schaulicht und vervollständigt durch jene Warnun­gen, welche die besonderen Forderungen der Stunde eingeben. Die Kinder dagegen prüfen ihr Betragen, um ihre Folgsamkeit gegenüber den vä­terlichen Ratschlägen – wenn es der Fall ist – aufrichtig beteuern zu können.

So machen es auch Wir. Jedes Jahr erinnern Wir Euch an die vielfältigen, grundlegenden und unwandelbaren Pflichten, die Euch Eure Stellung in der Gesellschaft aufer­legt. Im letzten Jahr haben Wir sie mit der von den Umständen erforderten Kürze umrissen. Wir zwei­feln nicht daran, daß Ihr Euer Gewissen erforscht und Euch gefragt habt, mit welcher Treue und auf welche praktische, konkrete und wirksame Weise Ihr im Lauf des verflossenen Jahres Geistesstärke, Tatbereitschaft und großmütiges Festhalten an den Grundsätzen der christlichen Lehre und des christ­lichen Lebens gemäß Eurem eigenen Stand unter Beweis gestellt habt.

Ohne Zweifel bindet diese dreifache Pflicht alle und allezeit. Nichtsdestoweniger stuft sie sich ab und nimmt eine verschiedene Gestalt an je nach den stets wechselnden Ereignissen und den beson­deren Verhältnissen jener, denen sie obliegt.

Death of Godfrey of Bouillon in Jerusalem

Der Tod von Gottfried von Bouillon in Jesrusalem.

Die Vorsehung hat einem jeden in der mensch­lichen Gesellschaft eine besondere Aufgabe zuge­wiesen. Sie hat deshalb auch ihre Gaben geteilt und ausgeteilt. Nun aber sollen diese Gaben oder Talente ihre Frucht bringen. Und Ihr wißt, daß der Herr Rechenschaft fordern wird von jedem über die Art, wie sie verwaltet worden sind, und daß er nach dem erreichten Gewinn richten und die guten und die schlechten Knechte voneinander unterscheiden wird [vgl. Matt. 25, 14 ff. und Luk. 16,2]. Die Härte der Zeit könnte auch Euch in die Zwangslage ver­setzen, wie so viele andere zu arbeiten, um den Lebensunterhalt zu erwerben. Doch selbst dann hättet Ihr infolge Eurer Herkunft besondere Gaben und Pflichten inmitten Eurer Mitbürger.

Es ist wohl wahr, daß in der neuen Verfassung Italiens „die Adelstitel nicht anerkannt werden“ (unbeschadet natürlich gemäß Art. 42 des Konkor­dats, soweit es den Heiligen Stuhl betrifft, jener, die von den Päpsten verliehen sind oder in Zukunft verliehen werden). Doch die Verfassung hat die Vergangenheit nicht annullieren können, noch die Geschichte Eurer Familien. Deshalb schaut und beobachtet auch heute noch das Volk – teils wohl­wollend, teils ablehnend, teils mit ehrfürchtigem Vertrauen, teils mit feindlichen Gefühlen –, welches Beispiel Ihr in Eurem Leben gebt. An Euch liegt es also, dieser Erwartung zu entsprechen und zu zeigen, in welcher Weise Euer Verhalten und Eure Taten der Wahrheit und der Tugend gleichförmig sind, besonders in jenen Punkten, die Wir soeben aus Unseren letztjährigen Empfehlun­gen ins Gedächtnis gerufen haben.

Geistesstärke haben alle nötig, besonders in unseren Tagen, um die Leiden mutig zu ertragen, um die Schwierigkeiten im Leben siegreich zu überwinden und um die eigene Pflicht beständig zu erfüllen. Wer muß nicht leiden? Wer muß nicht Kummer tragen? Wer muß nicht kämpfen? Nur jener, der sich selbst aufgibt und flieht. Ihr aber habt weniger als so viele andere das Recht, Euch selbst aufzugeben und zu fliehen. Heute sind die Leiden, die Schwierigkeiten und die Nöte für ge­wöhnlich allen Klassen, allen Ständen, allen Fami­lien und allen Personen gemeinsam. Und wenn einige davon frei sind, im Überfluß und im Vergnü­gen schwimmen, so müßte dies sie dazu antreiben, das Elend und die Not der anderen mit auf sich zu nehmen. Wer könnte Zufriedenheit und Ruhe haben, wer würde nicht vielmehr sich unbehaglich fühlen und in Scham erröten, wenn er in der Muße und in der Ausgelassenheit, im Luxus und im Schwelgen lebte, während ringsum so gut wie überall Trübsal herrscht?

 Die kranke Pilgerin von Ferdinand Georg Waldmüller

Die kranke Pilgerin von Ferdinand Georg Waldmüller

Tatbereitschaft. In der großen persönlichen und sozialen Solidarität muß jeder bereit sein, für das Wohl aller zu arbeiten, sich zu opfern und sich hinzugeben. Der Unterschied liegt nicht in der Tatsächlichkeit der Verpflichtung, sondern in der Art, ihr zu genügen. Und ist es etwa nicht wahr, daß jene, die über mehr Zeit und reichere Mittel verfü­gen, die Dienstbeflissensten und Diensteifrigsten sein sollten? Wenn Wir von den Mitteln sprechen, so meinen Wir damit nicht lediglich und in erster Linie den Reichtum, sondern alle Gaben des Ver­standes, der Kultur, der Erziehung, des Wissens, des Einflusses, die vom Schicksal einzelnen Be­vorzugten gegeben werden, und zwar nicht aus­schließlich zu ihrem eigenen Vorteil oder zur Schaffung einer unheilbaren Ungleichheit unter Brüdern, sondern zum Wohl der ganzen sozialen Gemeinschaft. In all dem, was Dienst ist für den Nächsten, für die Gesellschaft, für die Kirche und für Gott, müßt Ihr immer die ersten sein. Hier ist Euer wahrer Ehrenrang. Hier ist Euer adeligstes Vorrecht.

Großmütiges Festhalten an den Grundsätzen der christlichen Lehre und des christlichen Lebens. Diese sind ein und dieselben für alle. Denn es gibt weder zweierlei Wahrheit noch zweierlei Gesetz. Reich und arm, groß und klein, hoch und niedrig, sie alle sind in gleicher Weise verpflichtet, durch den Glauben ihren Verstand ein und demselben Dogma, durch den Gehorsam ihren Willen ein und derselben Moral zu unterwerfen. Das gerechte Urteil Gottes wird jedoch jenen gegenüber viel strenger sein, die mehr empfangen haben, die besser imstande sind, die einzige allein wahre Lehre kennenzulernen und im Alltag in die Tat umzusetzen, die durch ihr Beispiel und durch ihr Ansehen die anderen leichter auf den Weg der Gerechtigkeit führen oder sie auf den verhängnis­vollen Pfaden des Unglaubens und der Sünde ins Verderben stürzen können.

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Königin Osburga liest ihrem Sohn Alfred, dem späteren Alfred dem Großen, vor.

Geliebte Söhne und Töchter! Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie notwendig diese drei inneren Kräfte sind. Es hat außerdem die bemerkenswerten Ergebnisse an den Tag gebracht, die durch ihre rechte Anwendung erzielt werden können. Nun kommt es vor allem darauf an, daß die Aktion keine Unterbrechung oder Verlangsamung erfährt, sondern sich mit Beständigkeit und Festigkeit ent­faltet und belebt. Deshalb haben Wir mit besonde­rer Freude den Worten Eures Sprechers entnommen, wie tief in Euch das Verständnis für die heu­tigen sozialen Übel und wie entschieden der Entschluß ist, dazu beizutragen, daß nach Gerech­tigkeit und Liebe Abhilfe geschaffen wird.

Festigt also in Eurem Geist die Entschlossen­heit, dem, was Christus, die Kirche, die Gesell­schaft mit Vertrauen von Euch erwarten, voll zu entsprechen, damit Ihr am Tag der großen Vergel­tung das beseligende Wort des höchsten Richters vernehmen dürft: „Guter und getreuer Kriecht … geh ein in die Freude deines Herrn“ [Math. 25,21].

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Dies ist der Wunsch und die Bitte, die Wir für Euch dem Jesuskind vortragen, während Wir aus innerstem Herzen Euch, Euren Familien und allen Personen, die Euch lieb und teuer sind, Unseren väterlichen Apostolischen Segen erteilen. [1]

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[1] Utz-Groner, S. 1627-1631.

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Von Plinio Corrêa de Oliveira

Die nebenstehende Szene wurde nach einem Gewitter auf der Insel Ischia aufgenommen. Die Natur zeigt sich wieder von ihrer heiteren Seite. Eine schon betagte Bäuerin geht mit ihren Kindern oder vielleicht ihren Enkeln den Hang hinauf. Der Weg ist nicht asphaltiert, an den Seiten gibt es keine Kinos, keine Bars, keine Schaufenster und keine blinkende Leuchtreklame. In dieser Gruppe träumt niemand von einem Cadillac, nicht einmal von einer Lambretta. Sie laufen alle barfuss und tragen die Kleidung armer Leute.

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Doch wie strotzen sie von Gesundheit, wie überläuft ihre Seele von den schlichten und grundlegenden Freuden des ländlichen Lebens, die die tausendjährige Tradition christlicher Zucht sie so angenehm spüren lässt. Sie sind froh, weil sie gesund sind, weil die Luft frisch ist, weil das Land schön ist, weil sie im Kreise der Familie verwurzelt sind, wo echte Liebe herrscht ohne Gefühlsduselei sondern reich an Opfersinn und gegenseitiger Hingabe. In der Einfalt ihres Auftretens sammeln sie sich um die zentrale Figur in einer Haltung echter Verehrung. Und in dieser Verehrung, wie viel Lieblichkeit, wie viel Vertrauen!

Damit wollen wir aber nicht den Eindruck geben, dass wir die Güter, die uns die Zivilisation und Kultur ermöglichen, gering schätzen. Wir leben jedoch in einer Zeit, in der das Neuheidentum eine monströse Fehlleitung verursacht, so dass die Kultur und Zivilisation in den Menschen unersättliche Begierden und Strebertum erweckt, und die künstlichen Freuden und Genüsse den christlichen Sinn für Zucht und Opfer zerstören. Die freigesetzten Triebe vertreiben eine gewisse Seelenfrische, mit der man die gemäßigten Freuden eines dem Gebet, Pflichterfüllung und dem Familienleben gewidmetes täglichen Lebens genießen kann. Für die Opfer dieses Prozesses wird das Leben zu einem tragischen Rennen auf der Suche nach Gold oder einem frenetischen Fandango rund um die Gelüste des Fleisches.

Das Leben wurde uns nicht gegeben um glücklich zu sein, sondern zur Ehre Gottes. Es muss indessen festgestellt werden, dass selbst vom Standpunkt des weltlichen Glücks aus das Neuheidentum ein schlechtes Geschäft ist. Es herrscht nämlich mehr Freude in einer strengen und christlichen Gesellschaft, selbst unter schlichten Verhältnissen, als im trügerischen Pomp einer hochzivilisierten – vielleicht besser gesagt einer pseudo-zivilisierten – Gesellschaft, die ihr ganzes Glück und Freude in den Gelüsten der Sinnlichkeit oder im Blendwerk des Geldes sucht.

*   *   *

Hier ein Schnappschuss in der Rue Mouffetard in Paris. Mit zwei Flaschen im Arm geht ein Bub nach Hause. Er bringt den köstlichen Vorrat für zwei behagliche Tage: Samstag und Sonntag.

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Welch bescheidene Behaglichkeit! Doch welch triumphale und überschäumende Freude. Wie kann so wenig jemandem so viel Freude bereiten? Der Junge kommt offensichtlich aus einem bescheidenen Milieu, in dem, selbst in Großstädten, nicht selten eine reine wenn auch beschwerliche Freude eines einfachen und arbeitsamen Lebens herrscht, weil es mittel- oder unmittelbar durchtränkt ist vom übernatürlichen und wohltuenden Einfluss des Glaubens. In solcher Situation sammeln sich Vorräte von Seelenfrieden, Lebenskraft und tugendhafter Energie an, die mit jedem kleinen zusätzlichen Geschenk ins Schwingen geraten und sich zufrieden geben. Zu Tisch einer solchen Familie reicht schon ein wenig mehr als üblich an Essen und Trinken, für eine große Freude.

Noch einmal sieht man, dass es nicht der Überfluss an Gold und viel weniger die übermäßige Zügellosigkeit ist, die dem Menschen das höchstmögliche Maß an Freude auf dieser Welt beschert. Im Gegenteil, der Mensch erreicht in der Abtötung, in der Genügsamkeit, in der ernsthaften und wirksamen Einordnung in ein normales aber auch des Öfteren schwieriges tägliches Leben diese tugendreiche Ausgeglichenheit, die ihm die Freuden am Leben gibt.

*  *  *

Doch nachdem die Menschheit Unseren Herrn Jesus Christus und seine Heilige Kirche verlassen hat, begannen all diese sittlichen Werte, die von dem Saft der Gnade leben, zu verfallen.

Wenn der Teufel dem Menschen etwas verspricht, ist es gerade das, was er ihm entziehen wird.

Und seit dem Abfall des Westens vom wahren Christentum im frühen 14. Jahrhundert verspricht der Teufel den Menschen eine Zivilisation, die durch die Technik den Reichtum und die Freuden der Wollust vermehren soll, um somit eine größere Lebensfreude zu erreichen.

*   *   *

Dermaßen war diese Lüge groß, dass die Kirche, durch den Mund Papst Pius XII. in der Weihnachtsbotschaft von 1957, Millionen Seelen vor der Verzweiflung schützen musste, die in den Krallen dieser Zivilisation gefangen gehalten wurden und denen man vorhielt, das Leben sei was Böses, das Universum ein Fehler und Gott ein Mythos.

Umgebungen, Brauch, Zivilisationen Nr. 89 – Mai 1958

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Geliebte Söhne und Töchter!

Wenn auch die schwierigen Zeitumstände Uns dazu veranlaßt haben, der gewohnten und traditio­nellen Audienz für Euch einen anderen, äußeren Rahmen zu geben, verlieren weder die Annahme Eurer ehrerbietigen Wünsche noch der Ausdruck Unserer Glückwünsche für Euch und Eure Fami­lien etwas von ihrem wesentlichen Wert und ihrer tiefen Bedeutung.

So wie das Herz unseres gemeinsamen Vaters nur wenige Worte braucht, um seinen Kindern zu Herzen zu sprechen, so ist Eure bloße Anwesenheit hier schon das deutliche Zeichen für Eure unwan­delbaren Gefühle der Treue und Verehrung des Heiligen Stuhles und für den Stellvertreter Christi.

"erwarten Wir von Euch vor allem die seelische Stärke, die auch die härtesten Prüfungen nicht erschüttern können, eine Festig­keit der Seele, die Euch, nicht für Euch selbst zu tadellosen Soldaten Christi macht, sondern auch ­um es einmal so zu nennen – zu Lehrmeistern und Helfern derer, die versucht sind, zu zweifeln und aufzugeben."

‘erwarten Wir von Euch vor allem die seelische Stärke, die auch die härtesten Prüfungen nicht erschüttern können, eine Festig­keit der Seele, die Euch, nicht für Euch selbst zu tadellosen Soldaten Christi macht, sondern auch ­um es einmal so zu nennen – zu Lehrmeistern und Helfern derer, die versucht sind, zu zweifeln und aufzugeben.’

Der Ernst der Stunde kann aber nur die Lauen und Wankelmütigen verwirren und erschrecken. Für die begeisterungsfähigen und edelmütigen Seelen aber, die gewohnt sind, im Geiste Christi und mit Ihm zu leben, ist das, ganz im Gegenteil, ein heftiger Ansporn, die widrigen Umstände zu beherrschen und zu überwinden. Ihr seid zweifel­sohne bei diesen letzteren.

Aus diesem Grunde erwarten Wir von Euch vor allem die seelische Stärke, die auch die härtesten Prüfungen nicht erschüttern können, eine Festig­keit der Seele, die Euch, nicht für Euch selbst zu tadellosen Soldaten Christi macht, sondern auch ­um es einmal so zu nennen – zu Lehrmeistern und Helfern derer, die versucht sind, zu zweifeln und aufzugeben.

Was Wir von Euch, in zweiter Linie, erwarten, ist eine Einsatzbereitschaft, die sich weder ein­schüchtern noch mutlos machen läßt von der Er­wartung irgendwelcher Opfer, die das Gemein­wohl von Euch fordert. Die freudige Bereitschaft, die Euch den Mut zur Erfüllung aller Pflichten als Katholiken und Staatsbürger verleiht. Den freudi­gen Mut, der es nicht zuläßt, in die stumpfe und teilnahmslose Haltung des „Ohne-mich“ zu verfallen, die eine schwere Verfehlung in einer Zeit wäre, da die lebenswichtigen Interessen der Religion und des Vaterlands auf dem Spiele stehen.

"Was Wir von Euch, in zweiter Linie, erwarten, ist eine Einsatzbereitschaft, die sich weder ein­schüchtern noch mutlos machen läßt von der Er­wartung irgendwelcher Opfer, die das Gemein­wohl von Euch fordert."

‘Was Wir von Euch, in zweiter Linie, erwarten, ist eine Einsatzbereitschaft, die sich weder ein­schüchtern noch mutlos machen läßt von der Er­wartung irgendwelcher Opfer, die das Gemein­wohl von Euch fordert.’

Was Wir schließlich auch noch von Euch erwar­ten, ist der großmütige Einsatz für die grundlegen­den Gesetze der Doktrin und des christlichen Lebens. Nicht nur als Lippenbekenntnis und formal, sondern von ganzem Herzen und unter Beweis gestellt durch rückhaltlose Hingabe an diese Ideale, die Grundregeln der Brüderlichkeit und sozialer Gerechtigkeit sind. Die treue Erfül­lung dieses Einsatzes wird Euch – es kann gar nicht anders sein -wahrhaftiges geistiges und zeitliches Glück verschaffen.

Mögen diese Festigkeit der Seele, dieser Eifer, diese brüderliche Gesinnung jeden Eurer Schritte lenken und Eure Wege im Neuen Jahr sicher machen! Eines Jahres, das sich als ein unsicheres ankündigt und Euch, fast, durch einen dunklen Tunnel zu führen scheint.

"Was Wir schließlich auch noch von Euch erwar­ten, ist der großmütige Einsatz für die grundlegen­den Gesetze der Doktrin und des christlichen Lebens."

‘Was Wir schließlich auch noch von Euch erwar­ten, ist der großmütige Einsatz für die grundlegen­den Gesetze der Doktrin und des christlichen Lebens.’

Es wird also für Euch, ohne Zweifel, nicht nur ein Jahr schwerer Prüfungen, sondern auch innerer Erleuchtung, geistiger Freuden und wohltuender Siege sein.

In dieser Erwartung, mit unerschütterlichem Vertrauen in unseren Herren und die Heilige Jung­frau, die Beschützerin dieser Ewigen Stadt, erteilen Wir Euch, von ganzem Herzen, Unseren väterli­chen, Apostolischen Segen.[1]

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[1] Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, Tipografia Poliglotta Vaticana, 14.1.1948, S. 423-424.

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Von Plinio Corrêa de Oliveira

Als Graf S. K. Potocki

Als Graf S. K. Potocki (1752-1821), ein polnischer Adliger, an einer Jagd auf den Gütern des Königs von Neapel teilnahm, wurde ihm ein Pferd gezeigt, dass als unzähmbar galt. Der Graf legte sofort seinen Mantel ab und sprang auf das wilde Tier, das sich sofort von ihm bezwingen ließ. Der große französische Maler Jacques-Louis David (1748-1825) hielt in einem Bild die Szene fest, in der Potocki seinen Sieg für vollendet hielt.

Das Pferd mit seiner phantastischen Muskulatur und voll ungeheuerlicher Vitalität scheint noch zu schäumen unter dem Joch des Reiters. Dieser, wenn er auch im Verhältnis zum Pferd den Eindruck einer schlanken und zarten Figur abgibt, verhält sich dennoch ruhig, elegant, völlig sich selbst und das Tier beherrschend, indem er die grüßt, die seinem Triumph Beifall spenden.

Es ist ein erhabenes Symbol des Sieges des Geistes über die Materie, des Menschen über die Rohheit.

*   *   *

Welch wunderschönes Meditationsthema für die Menschen unserer Zeit, die sich so oft, schon nicht von einem Tier, aber doch von etwas beherrschen lassen, was in der Ordnung der Geschöpfe ihnen sehr unterlegen ist: die Maschine.

 

Catolicismo, Nr. 117 – September 1960

 

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Die Huldigung Eurer Ergebenheit und Eurer Treue sowie die Glückwünsche, die Ihr, geliebte Söhne und Töchter, jedes Jahr nach alter Sitte Uns darzubringen kommt und die durch Euren hohen Sprecher so glücklich zum Ausdruck gebracht wurden, sind Unserem Herzen stets mit Freude willkommen. Sie pflegen naturgemäß die Gedan­ken und Besorgnisse widerzuspiegeln, die in ver­schiedenem Maße die Herzen erregen angesichts der veränderlichen Zeitverhältnisse. Nach den Schrecken des Krieges, nach dem unsäglichen Elend, das daraus folgte, und den Ängsten, die mit dem Aufhören der Feindseligkeiten verknüpft waren, das man nicht Frieden nennen konnte und auch kein Friede war, haben Wir zu Euch mehr als einmal bei dieser Gelegenheit über die Aufgabe und die Pflichten des Adels gesprochen angesichts der Vorbereitung eines neuen Standes der Dinge in der Welt und in besonderer Weise in Eurem so sehr geliebten Vaterland. Vollständige Unsicherheit war damals das kennzeichnende Merkmal. Man ging ganz und gar im Dunkeln: die Gedanken und die Kundgebungen des Volkswillens wechselten un­aufhörlich ihre Gestalt. Was wird wohl dabei her­auskommen? Niemand hätte das mit einiger Ge­wißheit voraussagen können.

Szene von dem Decke der Sixtinischen Kapelle.

Szene von dem Decke der Sixtinischen Kapelle.

Inzwischen hat die Weltbühne im eben verflos­senen Jahre unserem Auge ein Schauspiel dargebo­ten, von dem man wahrlich nicht sagen könnte, es hätte bei ihm an Aktivität, Bewegung und Überra­schungen gefehlt. Was aber wirklich fehlte, war – wie in den vergangenen Jahren – die Erreichung von Lösungen, welche die Gemüter ruhig aufatmen ließen, endgültig die Verhältnisse des öffentlichen Lebens klarstellen, den Weg in die Zukunft weisen würden, wäre er auch mühsam und beschwerlich. So dauert denn – abgesehen von einigen bemer­kenswerten Fortschritten, die hoffentlich von Dauer sind – die Ungewißheit weiter als vorherr­schendes Gepräge der Gegenwart nicht allein in den internationalen Beziehungen, wo man unge­duldig wenigstens erträgliche Friedensschlüsse er­wartet, sondern auch in der innern Ordnung der einzelnen Staaten. Auch hier vermag man noch nicht mit einiger Sicherheit vorauszusagen, was das endgültige Ergebnis der Auseinandersetzung oder des Zusammenpralls der verschiedenen Stre­bungen und Kräfte und vor allem der verschiede­nen und gegensätzlichen Lehren im religiösen, ge­sellschaftlichen und politischen Bereich sein wird.

Weniger schwer ist es hingegen heute, unter den verschiedenen Möglichkeiten, die sich Euch dar­bieten, Eure Haltung zu bestimmen, die Ihr einzu­nehmen habt.

Die erste dieser Möglichkeiten ist unannehmbar: sie ist jene des Deserteurs, desjenigen, der mit Recht der „Emigré à 1’intérieur“ [Auswanderer ins Innere] genannt wurde. Es ist die Ablehnung des Verbitterten oder Verärgerten, der aus Verach­tung oder Entmutigung von seinen Fähigkeiten und Energien keinerlei Gebrauch macht, in keiner Weise am Leben seines Landes und seiner Zeit teilnimmt, sondern sich zurückzieht – wie der Pelide Achilles in sein Zelt, in die Nähe der schnel­len Schiffe, fern vom Kampfgefilde –, während die Geschicke des Vaterlandes auf dem Spiele stehen.

"Nur der starke Block, der mit dem Grundgestein fest zusammenhängt, setzt der Lawine einen siegreichen Widerstand entgegen und vermag ihren Zerstörungslauf aufzuhalten oder wenigstens zu zügeln."

‘Nur der starke Block, der mit dem Grundgestein fest zusammenhängt, setzt der Lawine einen siegreichen Widerstand entgegen und vermag ihren Zerstörungslauf aufzuhalten oder wenigstens zu zügeln.’

Noch unwürdiger ist die Ablehnung, wenn sie aus einer trägen und untätigen Gleichgültigkeit hervorgeht. Schlimmer in der Tat als schlechte Laune, als Verachtung und Entmutigung wäre die Gleichgültigkeit angesichts des Zusammenbruchs, dem die eigenen Brüder und das eigene Volk ver­fallen müßten. Vergeblich würde sie versuchen, sich unter der Maske der Neutralität zu verstecken: ist sie doch keineswegs neutral, sie ist gewollt oder nicht Komplize! Jede der leichten Schneeflocken, die so sanft an den Berghängen liegen und sie mit ihrem Weiß schmücken, hilft mit, wenn sie sich passiv mitreißen läßt, aus der kleinen Masse Schnee, die sich vom Gipfel losgelöst hat, die Lawine zu bilden, die das Unglück in das Tal hinunterbringt und dort die friedlichen Heimstätten zerschlägt und begräbt. Nur der starke Block, der mit dem Grundgestein fest zusammenhängt, setzt der Lawine einen siegreichen Widerstand entgegen und vermag ihren Zerstörungslauf aufzuhalten oder wenigstens zu zügeln.

Dergestalt bleibt nur der gerechte und in seinen Absichten wohlgesinnte Mensch, von dem Horaz in einer berühmten Ode spricht [Carm.III,3], nur der Mensch, der sich von seinem unverrückbaren Denken weder durch den Aufruhr der Bürger, die verbrecherische Befehle geben, noch durch das finstere Gesicht des dräuenden Tyrannen abbrin­gen läßt, [der unerschrocken bleibt, auch wenn das Weltall in Trümmern über ihn fallen sollte]: „si fractus illabatur orbis, impavidum feriunt ruinae. Ist aber dieser gerechte und starkmütige Mensch ein Christ, dann wird er sich nicht begnügen, mitten in den Ruinen aufrecht und ohne Gefühl zu stehen. Er wird sich vielmehr verpflichtet fühlen, dem Zusammenbruch Widerstand zu leisten und ihn zu verhindern oder wenigstens seine Schäden zu be­grenzen. Kann er das Zerstörungswerk nicht ein­dämmen, so wird er immerhin noch da sein, um das niedergerissene Gebäude wieder aufzubauen und das verwüstete Feld wieder anzusäen. So muß Eure Haltung sein. Sie besteht darin – ohne daß Ihr deswegen auf die Freiheit Eurer Überzeugungen und Euer Urteil über den Wandel der menschlichen Dinge verzichten müßtet –, die gegebenen Ver­hältnisse so zu nehmen, wie sie sind, ihre Kräfte zum Guten zu lenken, nicht nur für eine Klasse, sondern für die ganze Gemeinschaft.

..."in denen sowohl der einzelne wie die Familien mit dem rechten Einsatz ihrer Kräfte ohne Schwierig­keiten ein würdiges, geregeltes und glückliches Leben nach dem Gesetze Gottes führen können"... Familie mit Frau am Spinnrad von Hermann Sondermann.

…’in denen sowohl der einzelne wie die Familien mit dem rechten Einsatz ihrer Kräfte ohne Schwierig­keiten ein würdiges, geregeltes und glückliches Leben nach dem Gesetze Gottes führen können’…
Familie mit Frau am Spinnrad von Hermann Sondermann.

Dieses Gemeinwohl, d.h. die Verwirklichung normaler und stabiler staatlicher Verhältnisse, in denen sowohl der einzelne wie die Familien mit dem rechten Einsatz ihrer Kräfte ohne Schwierig­keiten ein würdiges, geregeltes und glückliches Leben nach dem Gesetze Gottes führen können, bildet den Zweck und das oberste Gesetz des Staates und seiner Organe.

Die Menschen, sowohl im einzelnen wie in der menschlichen Gemeinschaft, und ihr Gemeinwohl sind immer gebunden an die absolute Ordnung der Werte, die Gott aufgestellt hat. Gerade zum Zweck, diese Bindung in einer der Menschennatur würdi­gen Art und Weise zu verwirklichen und wirksam zu machen, ist dem Menschen die persönliche Frei­heit geschenkt worden, und der Schutz dieser Frei­heit ist der Zweck einer jeden Rechtsordnung, die diesen Namen verdient. Daraus folgt aber auch, daß es keine Freiheit und kein Recht geben kann, diese absolute Ordnung der Werte zu verletzen. Man würde sie deshalb verletzen und die Verteidi­gung der öffentlichen Sittlichkeit, die zweifellos ein hervorragendes Element für die Aufrechterhal­tung des Gemeinwohls von seiten des Staates ist, aus den Angeln heben, wenn z.B. ohne Rücksicht auf diese höchste Ordnung eine bedingungslose Presse- und Filmfreiheit gewährt würde. In diesem Fall hätte man nicht das Recht auf wahre und echte Freiheit anerkannt, sondern nur die Zügellosigkeit legalisiert, wenn man der Presse und dem Film erlauben wollte, die religiös-sittlichen Grundlagen des Volkslebens zu untergraben. Um einen solchen Grundsatz zu begreifen und zuzugeben, braucht man nicht einmal Christ zu sein. Es genügt hierfür der von den Leidenschaften ungestörte Gebrauch der Vernunft und des gesunden sittlichen und recht­lichen Empfindens.

Es ist wohl möglich, daß einige schwerwiegen­de Ereignisse im Verlaufe des verflossenen Jahres ein schmerzliches Echo im Herzen von nicht wenigen unter Euch hervorgerufen haben. Wer aber vom Reichtum des christlichen Gedankens lebt, läßt sich von den menschlichen Ereignissen nicht niederdrücken und aus der Fassung bringen, mögen sie auch sein wie immer, sondern wendet den Blick mutig auf das, was geblieben ist und was doch noch sehr viel ist und sehr würdig seiner Beachtung. Geblieben ist die Heimat und das Volk, ist der Staat, dessen höchstes Ziel das wahre Wohl aller ist und dessen Aufgabe das Zusammenwirken aller erfordert, wobei jeder Bürger seinen Arbeits­platz erhält. Es gibt Millionen aufrechter Seelen, welche dieses Gemeinwohl im Lichte Gottes sehen möchten und es zu fördern trachten gemäß der unvergänglichen Weisung seines Gesetzes.

Fürst Hans-Adam II von und zu Liechtenstein ein Veto gegen die Abtreibung Referendum in Liechtenstein. Foto von GuentherZ.

‘Diese Stimme beschwört sie, sich zur Verfügung des Staates zu stellen, mit aller Kraft ihrer innersten Überzeugungen, und für das Wohl des Volkes zu arbeiten.’ Fürst Hans-Adam II von und zu Liechtenstein ein Veto gegen die Abtreibung Referendum in Liechtenstein. Foto von GuentherZ.

Italien steht im Begriff, sich eine neue Verfas­sung zu geben. Wer könnte die grundlegende Be­deutung eines solchen Unternehmens verkennen? Was das Lebensprinzip im lebenden Körper ist, das bedeutet die Verfassung im sozialen Organismus, dessen wirtschaftliche und auch sittliche Entwick­lung engstens durch sie bedingt wird. Wenn daher irgendjemand sein Auge unverwandt auf die von Gott gesetzten Ordnungen richten muß, wenn ir­gendjemand die Pflicht hat, beständig das wahre Wohl aller vor Augen zu halten, dann sind es gewiß jene, denen das große Werk anvertraut ist, eine Verfassung auszuarbeiten.

Was nützen aber andererseits die besten Gesetze, wenn sie toter Buchstabe bleiben würden? Ihre Wirksamkeit hängt zum großen Teil von denen ab, die sie anwenden müssen. In den Händen von Menschen, die nicht von ihrem Geist beseelt sind, die innerlich vielleicht ganz anders denken, als die Gesetze verfügen, oder die geistig und sittlich nicht fähig sind, sie in die Tat umzusetzen, verliert auch die voll­kommenste gesetzgeberische Arbeit viel von ihrem Wert. Eine gute Verfassung ist zweifellos von sehr hoher Bedeutung. Was aber ein Staat unbedingt braucht, sind zuständige und erfahrene Männer in Politik und Verwaltung, die sich, geführt von klaren und gesunden Grundsätzen, mit allen Kräften für das größere Wohl der Nation einsetzen.

Darum ruft die Stimme Eurer Heimat, erschüt­tert von den schweren Umwälzungen der letzten Jahre, alle aufrichtigen Männer und Frauen, in deren Familien und Personen das Beste an Geistes­kraft, sittlicher Energie, gelebter und stets lebendi­ger Tradition des Landes ruht, zur Mitarbeit auf. Diese Stimme beschwört sie, sich zur Verfügung des Staates zu stellen, mit aller Kraft ihrer innersten Überzeugungen, und für das Wohl des Volkes zu arbeiten.

So öffnet sich auch für Euch der Weg in die Zukunft.

Wir haben vergangenes Jahre bei dieser selben Gelegenheit gezeigt, wie auch in den Demo­kratien jüngsten Datums, die noch keine Spur einer feudalen Vergangenheit aufweisen können, sich kraft der Verhältnisse eine neue Art von Adel oder Aristokratie herausgebildet hat. Sie besteht in der Gemeinschaft jener Familien, die überlieferungs­gemäß alle ihre Energien in den Dienst des Staates, seiner Regierung und seiner Verwaltung stellen und mit deren Treue er in jedem Augenblicke rechnen kann.

"Geht deshalb, geliebte Söhne und Töchter, mit Mut und demütigem Stolz der Zukunft entgegen." Gemälde von ein Päpstlichen Zouave.

‘Geht deshalb, geliebte Söhne und Töchter, mit Mut und demütigem Stolz der Zukunft entgegen.’ Gemälde von ein Päpstlichen Zouave.

Eure Aufgabe ist deshalb nicht im entferntesten negativ. Sie setzt bei Euch viel Studium, viel Arbeit, viel Selbstverleugnung und vor allem viel Liebe voraus. Sie hat trotz der raschen Entwick­lung der Zeiten ihren Wert nicht verloren, ist nicht abgeschlossen. Sie verlangt von Euch ebenfalls – und das muß das Besondere Eurer traditionellen Familienerziehung sein – das Feingefühl und den Willen – ein heute sehr oft schweres und hartes Vorrecht –, Euren Stand nur dazu auszunützen, um zu dienen.

Geht deshalb, geliebte Söhne und Töchter, mit Mut und demütigem Stolz der Zukunft entgegen. Eure soziale Aufgabe ist zwar neu in der Form, doch im wesentlichen dieselbe wie in Euren ver­gangenen Zeiten größeren Glanzes. Sollte sie Euch einmal schwierig, mühsam und vielleicht sogar nicht frei von Enttäuschungen erscheinen, dann vergeßt nicht, daß die Vorsehung Gottes, die sie Euch anvertraut hat, Euch gleichzeitig die nötige Kraft und Hilfe gewähren wird, um sie würdig zu erfüllen. Diese Hilfe erbitten Wir Euch von Gott, der Mensch wurde, um die menschliche Gesellschaft aus ihrem Verfall wieder aufzurichten und die neue Gesellschaft auf ein Fundament zu stellen, das nicht wankt, da er selbst der Eckstein des Gebäudes ist und er es von Geschlecht zu Geschlecht immer wieder er­neuert. Indes erteilen Wir als Unterpfand der auserlesensten himmlischen Gnaden, mit väter­licher Liebe Euch, Euren Familien, allen Perso­nen, die Eurem Herzen teuer sind, Nahen und Fernen, und in besonderer Weise Eurer lieben Jugend, Unseren Apostolischen Segen.[1]

[1] Utz-Groner, S. 1640-1646.

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Von Plinio Corrêa de Oliveira

Eine antiegalitäre Betrachtung des Universums zeigt uns, wie es wahrhaftig ein Königshof mit vielen unterschiedlichen Adeligen ist: einige sind adeliger, weil sie mehr Adel in ihrem Wesen haben und andere sind weniger adelig, weil sie weniger Adel in ihrem Wesen haben.

Jemand könnte mich bitten: „Aber geben Sie doch ein Beispiel“. Und ich gebe ein leichtes Beispiel: Der Pfau und die Henne.

peacock

Es gibt im Pfau einen offensichtlichen Adel: Im Rad, dass er aufschlägt, in der wunderbaren Schönheit seiner Federn, auch im schillernden blaugrünen Farbton seines Halses…

Im Pfau ist alles bewundernswert außer seinem Kopf, doch dieser bildet den kleinen und lebendigen Zentralpunkt, der dem Rest Bewegung und Leben gibt, soweit dies bei einem Wesen ohne Vernunft sein kann. Sein Gang ist der einer Königin. Seine Art ist adelig, ruhig, er fürchtet sich vor nichts; wenn er rennt, rennt er mit einer gewissen Würde; wenn er hält, ist er nicht atemlos.

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Nun, die Henne ist eine Misere durch das Fehlen von Adel. Lächerlich ist ihr Rennen, lächerlich ist ihr Gackern, sie rennt hysterisch; die abscheulichen Würmer, die sie auf dem Boden findet, werden mit Fresssucht geschluckt, ihre Freude ist die eines Vielfraßes.

Die Henne hat nur eine adelige Seite: es ist die Mutterliebe, mit der sie, selbst unter Lebensgefahr, jedes ihrer Küchlein verteidigt. Unter diesem Aspekt hat sich selbst der Erlöser mit der Henne verglichen, als Er sagte: „Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten tötest und die steinigst, die zu dir gesandt sind; wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie die Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, und ihr habt nicht gewollt“ (Lk 13,34).

Es ist richtig, dass der Pfau und die Henne irrationale Wesen sind. Deshalb besitzen sie keinen Adel im wirklichen Sinne des Wortes, im bildlichen Sinne aber doch.

Galinha com pintainhos

Aus CATOLICISMO, August 1995 (*)

 

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In den verflossenen Jahren, geliebte Söhne und Töchter, waren Wir gewohnt, nach der väterlichen Entgegennahme der Wünsche, die Euer erlauchter Sprecher bei dem gegenwärtig wiederkehrenden Anlaß in Eurem Namen mit so tiefem Gefühl und so edlen Bekundungen des Glaubens und der kind­lichen Ergebenheit Uns darzubringen pflegt, Unserem Dank einige Empfehlungen hinzuzufü­gen, die jeweils durch die Umstände des Augen­blicks nahegelegt wurden. So sprachen Wir denn von Euren Pflichten und von Eurer Aufgabe in der modernen, furchtbar gequälten und gefährdeten, wankenden Gesellschaft; doch notwendigerweise in einer etwas allgemeinen Art angesichts einer Zukunft, deren Gang und Gesicht noch äußerst schwer mit Genauigkeit vorauszusehen war.

Die Ungewißheit hält an und der Horizont bleibt mit Sturmwolken verhängt.

‘Die Ungewißheit hält an und der Horizont bleibt mit Sturmwolken verhängt.’

Ohne Zweifel ist sie auch heute noch dunkel. Die Ungewißheit hält an und der Horizont bleibt mit Sturmwolken verhängt. Nachdem der Kampf der Waffen kaum aufgehört hat, befinden sich die Völker vor einem Unternehmen, das höchst verant­wortungsvoll ist wegen der Folgen, die auf dem Lauf der Zeiten lasten und seine Kurven bestimmen werden. Es handelt sich nicht nur für Italien, sondern auch für viele andere Nationen darum, ihre politischen und sozialen Grundgesetze auszuarbei­ten – sei es, ein ganz neues zu schaffen, sei es, die geltenden zu überholen, zu ändern, mehr oder weniger tiefgreifend umzugestalten. Was das Problem noch erschwert, ist der Umstand, daß alle diese Grundgesetze ein genau so verschiedenes und selbständiges Dasein fristen werden, wie die Nationen, die sie sich selbst frei geben wollen, selbständig und frei sind. Dadurch werden sie – de facto, wenn nicht de iure – nicht weniger gegenseitig voneinander abhängig sein. Es handelt sich also um ein Ereignis von höchster Bedeutung, wie es sich selten in der Weltgeschichte gleich schwerwiegend eingestellt hat.

Darin liegt etwas beschlossen, das selbst die Kühnsten in Furcht und Zittern versetzen kann, wenn sie sich auch nur im geringsten ihrer Verant­wortung bewußt sind; etwas, das die Hellsichtig­sten verwirren kann, und zwar gerade deshalb, weil sie besser und weitersehen als die anderen und, von der Schwere der übernommenen Aufgabe über­zeugt, klarer erkennen, wie notwendig es ist, sich in der Stille und in der Sammlung der reiflichen Erwägungen hinzugeben, die Arbeiten von solcher Tragweite fordern. Und siehe da! Im Gegenteil scheint das große Ereignis unter dem kollektiven und gegenseitigen Druck schon bevorzustehen. Binnen kurzem wird man sich ihm stellen müssen. Es werden vielleicht in wenigen Monaten die Lö­sungen gefunden und die endgültigen Entschei­dungen festgelegt werden müssen, die sich nicht nur auf das Schicksal eines einzigen Volkes, sondern der ganzen Welt auswirken und die, einmal gefaßt, vielleicht für lange Zeit den Allgemeinzu­stand der Völker bestimmen werden.

andererseits das Volk, dem es zusteht, seinen Willen durch seine Meinungsäußerung und durch sein Wahlrecht zur Geltung zu bringen. Auch Ihr, ob Ihr zur kommen¬den verfassunggebenden Versammlung gehören könnt oder nicht, habt also Eure Aufgabe zu erfül¬len, die sich zu gleicher Zeit auf die Gesetzgeber und auf das Volk erstreckt. Welches ist Eure Aufgabe?

andererseits das Volk, dem es zusteht, seinen Willen durch seine Meinungsäußerung und durch sein Wahlrecht zur Geltung zu bringen. Auch Ihr, ob Ihr zur kommenden verfassunggebenden Versammlung gehören könnt oder nicht, habt also Eure Aufgabe zu erfüllen, die sich zu gleicher Zeit auf die Gesetzgeber und auf das Volk erstreckt. Welches ist Eure Aufgabe?

Zum Gelingen dieses Unternehmens müssen in unserem Zeitalter der Demokratie alle Glieder der menschlichen Gesellschaft mitwirken: einerseits die Gesetzgeber, mit welchem Namen sie auch bezeichnet werden mögen, denen es obliegt, nach­zusinnen und die Schlüsse zu ziehen; andererseits das Volk, dem es zusteht, seinen Willen durch seine Meinungsäußerung und durch sein Wahlrecht zur Geltung zu bringen. Auch Ihr, ob Ihr zur kommen­den verfassunggebenden Versammlung gehören könnt oder nicht, habt also Eure Aufgabe zu erfül­len, die sich zu gleicher Zeit auf die Gesetzgeber und auf das Volk erstreckt. Welches ist Eure Aufgabe?

Ihr habt es vielleicht schon oft erlebt, daß Ihr in der Kirche San Ignazio Pilger- und „Touristen“-Gruppen begegnet seid. Ihr saht, wie sie im weiten Hauptschiff erstaunt Halt machten, den Blick zur Decke gerichtet, auf die Andrea Pozzo seinen ver­blüffenden Triumph des Heiligen malte, den Triumph in der von Christus ihm anvertrauten Sendung, das göttliche Licht bis in die entlegensten Winkel der Erde zu bringen. Sobald sie den apoka­lyptischen Sturz von Personen und Architekturen erblickten, die über ihren Köpfen aufeinanderpral­len, glaubten sie zuerst, sie stünden vor dem Hirn­gespinst eines Wahnsinnigen. Ihr führtet sie höflich gegen die Mitte. Allmählich, während sie sich ihr näherten, richteten sich die Säulen senkrecht auf und begannen, die Bögen zu tragen, die in den Raum emporsteigen, und jeder der Besucher, der sich auf den kleinen Kreis stellte, der den für das Auge geeignetsten Platz anzeigt, sah das materielle Gewölbe seinem Blick entschwinden. Mit Bestür­zung gewahrte er in der wunderbaren Perspektive eine ganze Welt von Engeln und Heiligen, von Menschen und Teufeln, die rings um Christus und Ignatius, den Mittelpunkt des grandiosen Bildes, leben und sich bewegen.

So bietet auch die Welt dem, der sie nur in ihrer verwickelten und verwirrten Materialität und in ihrem ungeordneten Getriebe sieht, oft den Anblick eines Chaos. Immer wieder stürzen die schönsten Pläne der fähigsten Baumeister zusammen und erwecken den Eindruck, als ob die Ruinen überhaupt nicht mehr aufgebaut werden könnten, als ob es unmöglich wäre, eine neue Welt zu schaf­fen, die auf festen und dauerhaften Grundlagen ruht. Warum?

"Es gibt in dieser Welt einen Stein aus Granit, der von Christus gelegt worden ist. Auf diesen Stein muß man sich stellen und den Blick nach oben richten. Von dort nimmt die Erneuerung aller Dinge in Christus ihren Ausgang." Foto von Alberto Fernandez Fernandez.

‘Es gibt in dieser Welt einen Stein aus Granit, der von Christus gelegt worden ist. Auf diesen Stein muß man sich stellen und den Blick nach oben richten. Von dort nimmt die Erneuerung aller Dinge in Christus ihren Ausgang.’ Foto von Alberto Fernandez Fernandez.

Es gibt in dieser Welt einen Stein aus Granit, der von Christus gelegt worden ist. Auf diesen Stein muß man sich stellen und den Blick nach oben richten. Von dort nimmt die Erneuerung aller Dinge in Christus ihren Ausgang. Nun aber hat Christus ihr Geheimnis geoffenbart: „Quaerite primum regnum Dei et iustitiam eius, et haec omnia adi­cientur vobis“ –„Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit! Und alles übrige wird euch hinzugegeben werden“ [Matth. 6, 33].

Man kann also keine gesunde und lebenskräfti­ge Verfassung einer Gesellschaft oder Nation aus­arbeiten, wenn die zwei großen Mächte, der Ge­setzgeber in seinen Überlegungen und Entschlüs­sen und das Volk in der Äußerung seiner freien Meinung und in der Ausübung seines Wahlrechtes, sich nicht beide entschlossen auf jene Grundlage stellen, um nach oben zu schauen und auf ihr Land, auf die Welt das Reich Gottes herabzuziehen. Stehen die Dinge etwa so? Leider sind sie noch weit davon entfernt.

Wie viele in den beratenden Versammlungen wie in der großen Menge, die kein beständiges moralisches Gleichgewicht besitzen, rennen ins Ungewisse und lenken die anderen ins Ungewisse, ins Dunkel, auf den Wegen, die zum Ruin führen! Andere, die sich aus dem Kurs geworfen oder gescheitert fühlen, suchen sorgenvoll oder sehnen sich wenigstens irgendwie verschwommen nach dem Licht, nach einem Lichtschimmer, ohne zu wissen, wo „das wahre Licht“ ist, „das jeden Men­schen erleuchtet, der in diese Welt kommt“ [Joh. 1, 9], ohne ihm anzuhängen. Sie streifen es bei jedem Schritt, ohne es jemals zu erkennen.

Vertreter dieser Traditionen sind vor allem die führenden Klassen oder die Gruppen von Männern und Frauen oder Vereinigungen, die – wie man zu sagen pflegt – den Ton angeben im Dorf...

Vertreter dieser Traditionen sind vor allem die führenden Klassen oder die Gruppen von Männern und Frauen oder Vereinigungen, die – wie man zu sagen pflegt – den Ton angeben im Dorf…

Selbst wenn wir annehmen, daß die Mitglieder jener Versammlungen in den Fragen zeitlicher, po­litischer, wirtschaftlicher, verwaltungsmäßiger Art fachmännisch Bescheid wissen, so sind viele von ihnen unvergleichlich weniger bewandert in den Dingen, die das religiöse Gebiet, die christliche Glaubens- und Sittenlehre, das Wesen, die Rechte und die Sendung der Kirche betreffen. In dem Augenblick, in dem das Gebäude fertig ist, merken sie, daß nichts im Lot steht, weil der Schlußstein des Gewölbes fehlt oder nicht an seinem Platz ist.

Die unzählige, namenlose Menge ihrerseits läßt sich leicht wild in Bewegung setzen. Sie überläßt sich passiv dem blinden Zufall, dem Fluß, der sie mitreißt, oder der Laune der Strömungen, die sie teilen und in die Irre führen. Nachdem die Menge einmal zum Spielzeug der Leidenschaften oder der Interessen ihrer Aufwiegler sowie ihrer eigenen Illusionen geworden ist, weiß sie nicht mehr auf jenem Felsen Fuß zu fassen und sich dort nieder­zulassen, um ein wahres Volk zu bilden, das heißt einen lebendigen Leib mit den Gliedern und den Organen, die zwar nach Form und Funktion ver­schieden gestaltet, aber alle miteinander zu seiner selbständigen Tätigkeit geordnet sind und einheit­lich zusammenwirken.

den Ton angeben...und in der Stadt,...

den Ton angeben…und in der Stadt,…

Schon bei anderer Gelegenheit haben Wir von den Voraussetzungen gesprochen, die notwendig sind, damit ein Volk für eine gesunde Demokratie reif werde. Doch wer vermag es zu dieser Reife zu führen und emporzuheben? Ohne Zweifel könnte die Kirche zu diesem Zweck viele Lehren aus dem Schatz ihrer Erfahrungen und ihrer eigenen zivili­sierenden Tätigkeit hervorholen. Doch Eure Ge­genwart bei Uns veranlaßt Uns zu einer besonderen Bemerkung. Nach dem Zeugnis der Geschichte ist das Leben des Volkes dort, wo eine wahre Demokratie herrscht, von gesunden Traditionen getra­gen, die man nicht niederreißen darf. Vertreter dieser Traditionen sind vor allem die führenden Klassen oder die Gruppen von Männern und Frauen oder Vereinigungen, die – wie man zu sagen pflegt – den Ton angeben im Dorf und in der Stadt, in der Provinz und im ganzen Land.

Dies ist der Grund, warum in allen Kulturvöl­kern im erhabensten Sinn des Wortes hervorragend aristokratische Einrichtungen – wie es manche Akademien von weitreichender Berühmtheit sind – bestehen und Einfluß ausüben. Hierher gehört auch der Adel. Ohne irgend ein Vorrecht oder Monopol zu beanspruchen, ist er eine dieser Ein­richtungen oder sollte es sein: eine traditionelle Einrichtung, die begründet ist auf der Beständig­keit einer althergebrachten Erziehung. Gewiß, in einer demokratischen Gesellschaft, wie die moderne es sein will, kann der bloße Titel der Abstammung nicht ausreichen, um Ansehen und Vertrauen zu erwerben. Um also Euren hohen Stand und Eure soziale Stellung zu bewahren, ja sogar zu stärken und zu erhöhen, müßt Ihr wahrhaft eine Elite sein, müßt Ihr den Bedingungen und Forderungen entsprechen, die in der Zeit, in der wir nun leben, unerläßlich sind.

in der Provinz ...

in der Provinz …

Eine Elite? Das könnt Ihr leicht sein. Ihr habt hinter Euch eine Vergangenheit von jahrhunderte­alten Traditionen, die grundlegende Werte für das gesunde Leben eines Volkes darstellen. Zu diesen Traditionen, auf die Ihr mit Recht stolz seid, zählt Ihr in erster Linie die Religiosität, den lebendigen und werktätigen katholischen Glauben. Hat die Geschichte vielleicht nicht schon grausam bewie­sen, daß jede menschliche Gesellschaft ohne reli­giöse Grundlage unweigerlich ihrer Auflösung ent­gegengeht oder im Terror endet? Euren Ahnen nacheifernd, müßt Ihr also vor dem Volk leuchten durch das Licht Eures Frömmigkeitslebens, durch den Glanz Eurer unerschütterlichen Treue zu Chri­stus und der Kirche.

Zu diesen Traditionen zählt gleichfalls die tadellose Würde eines tief christlichen Ehe- ­und Familienlebens! Aus allen Ländern – we­nigstens aus denen der abendländischen Kultur – ertönt der Angstschrei der Ehe und der Familie, und zwar so herzzerreißend, daß es unmöglich ist, ihn nicht zu hören. Stellt Euch auch hier durch Euer ganzes Verhalten an die Spitze der Erneuerung und Wiederherstellung des häuslichen Herdes!

...und im ganzen Land."

…und im ganzen Land.’

Zu eben diesen Traditionen rechnet ferner jene, daß Ihr in allen Ämtern des öffentlichen Lebens, zu denen Ihr berufen werdet, dem Volk lebendige Vorbilder unbeugsamer Pflichterfüllung seid; un­parteiische und uneigennützige Menschen, die – frei von jeder ungeordneten Ehr- oder Gewinnsucht – einen Posten nur zu dem Zweck annehmen, der guten Sache zu dienen; mutige Menschen, die sich weder durch den Verlust der Gunst von oben noch durch die Drohungen von unten einschüchtern lassen.

Unter dieselben Traditionen stellt endlich jene eines ruhigen und beständigen Festhaltens an all dem, was die Erfahrung und die Geschichte bewährt und geheiligt haben; jene eines Geistes, der unzugänglich ist für die unruhige Aufwiege­lung und die blinde Sucht nach etwas Neuem, die unsere Zeit kennzeichnen, gleichzeitig aber weit geöffnet allen sozialen Nöten. Laßt Euch in der festen Überzeugung, daß nur die Lehre der Kirche den gegenwärtigen Übeln wirksam abhel­fen kann, angelegen sein, ihr den Weg freizuma­chen, und zwar ohne Vorbehalt oder selbstsüch­tige Bedenken, durch Wort und Tat, insbesondere dadurch, daß Ihr in der Verwaltung Eurer Güter sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht wahrhaft mustergültig seid. Ein echter Edelmann leiht seine Hilfe niemals Unterneh­mungen, die nur zum Schaden des Gemeinwohls, zum Nachteil oder Ruin armer Leute bestehen bleiben und gedeihen können. Im Gegenteil wird er seine Ehre darein setzen, auf der Seite der Kleinen zu stehen, der Schwachen, des Volkes, auf der Seite jener, die durch ein ehrbares Hand­werk ihr Brot im Schweiße ihres Angesichtes verdienen. So werdet Ihr wahrhaft eine Elite sein. So werdet Ihr Eure religiöse und christliche Pflicht als gläubige Menschen und als Christen erfüllen. So werdet Ihr Gott und Eurem Land edel dienen.

Aus allen Ländern – we­nigstens aus denen der abendländischen Kultur – ertönt der Angstschrei der Ehe und der Familie, und zwar so herzzerreißend, daß es unmöglich ist, ihn nicht zu hören.

Aus allen Ländern – we­nigstens aus denen der abendländischen Kultur – ertönt der Angstschrei der Ehe und der Familie, und zwar so herzzerreißend, daß es unmöglich ist, ihn nicht zu hören.

Möget Ihr, geliebte Söhne und Töchter, durch Eure herrlichen Traditionen, durch die Pflege Eures Fortschritts und Eure persönlichen, menschlichen und christlichen Vollkommenheit, durch Eure hilfsbereiten Dienste, durch die Liebe und Herzlichkeit Eurer Beziehungen zu allen sozialen Schichten imstande sein, dem Volk dazu zu verhelfen, daß es wieder auf dem wahren Eckstein Fuß fasse, das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suche. Dies ist der Wunsch, den Wir für Euch in Worte fassen. Dies ist das Gebet, das Wir unter der Fürbitte des Unbefleckten Herzens Mariä zum göttlichen Herzen des Christ­königs, ja schließlich zum Thron des souveränen Herrn der Völker und Nationen aufsteigen lassen. Überreich komme auf Euch herab seine Gnade, als deren Unterpfand Wir von Herzen Euch allen, Euren Familien, allen Personen, die Euch lieb und teuer sind, Unseren väterlichen Apostolischen Segen erteilen.[1]

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[1] Utz-Groner, S. 1632-1639.

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Die hier angestellten Überlegungen in bezug auf den Standpunkt der Revolution und des katholischen Denkens gegenüber den verschiedenen Regierungsformen werden bei manchem Leser zu der Frage führen, ob die Diktatur ein Element der Revolution oder der Gegenrevolution ist.

Um auf diese Frage, für die bereits so viele unklare, ja sogar tendenziöse Lösungen angeboten wurden, eine klare Antwort zu geben, ist es notwendig, zuerst einmal gewisse Elemente zu unterscheiden, die sich bei dem Begriff Diktatur, wie sie vom Publikum allgemein verstanden wird, in wildem Durcheinander überlagern. Dabei wird die Idee der Diktatur mit den konkreten Formen verwechselt, die sie in unserem Jahrhundert tatsächlich angenommen hat, das heißt, die öffentliche Meinung versteht darunter einen Zustand, in dem ein mit unbegrenzter Macht ausgestatteter Führer das Land regiert. Einige behaupten nun, daß dies dem entsprechenden Lande zum Vorteil gereiche, während andere behaupten, es sei zu seinem Nachteil. In beidem Fällen spricht man jedenfalls von einer Diktatur.

Nun enthält dieser Begriff aber zwei ganz unterschiedliche Elemente:

– die Allmacht des Staates;

– die Konzentration der Staatsmacht in den Händen einer einzigen Person.

Nun kann aber eine Carol II. von Hohenzollern-Sigmaringen, König von Rumänien, verhängen eine Königsdiktatur in 1938.

Nun kann aber eine Carol II. von Hohenzollern-Sigmaringen, König von Rumänien, verhängen eine Königsdiktatur in 1938.

Aus der Sicht der öffentlichen Meinung scheint das zweite Element mehr Aufmerksamkeit zu verdienen. Dabei ist das erstgenannte viel grundlegender, vorausgesetzt natürlich, wir verstehen unter Diktatur einen Zustand, in dem die öffentliche Gewalt infolge der Aufhebung jeglicher Rechtsordnung nach ihrem Gutdünken über alle Rechte verfügt. Nun kann aber eine Diktatur offensichtlich auch vom König ausgeübt werden (die Diktatur des Königs, das heißt, die Aufhebung jeglicher Rechtsordnung und damit die unumschränkte Ausübung der öffentlichen Gewalt durch den König darf keinesfalls mit dem Ancien Rdgime, das ja eine große Anzahl von Garantien bewahrte, und schon gar nicht mit der organischen Monarchie des Mittelalters verwechselt werden) oder von einem Volksführer, vom Erbadel, einer Bankiersfamilie oder sogar von der Masse selbst.

An sich ist die Diktatur eines Führers oder einer Gruppe von Personen weder revolutionär noch gegenrevolutionär; eine solche Bezeichnung wird erst dann sinnvoll, wenn man die Umstände berücksichtigt, aus der die Diktatur hervorgegangen ist, und die Ergebnisse, die sie zeitigt, egal, ob sie nun von einem einzelnen oder einer Gruppe von Leuten ausgeübt wird.

Der Herzog von Alba in den Niederlanden von Louis Gallait.

Der Herzog von Alba in den Niederlanden von Louis Gallait.

Es gibt Umstände, die zur salus populi die vorübergehende Aufhebung aller individuellen Rechte und die Ausübung einer weitergefaßten öffentlichen Gewalt verlangen. Insofern kann eine Diktatur in bestimmten Fällen also durchaus legitim sein.

Eine gegenrevolutionäre und damit ganz von dem Wunsch nach Ordnung geleitete Diktatur hat demnach drei wesentliche Voraussetzungen zu erfüllen:

  • Sie darf das Recht nicht aufheben, um die Ordnung umzustürzen, sondern um sie zu schützen. Dabei verstehen wir unter Ordnung nicht nur eine materielle Ruhe, sondern, entsprechend der jeweiligen Wertskala, die Ausrichtung der Dinge auf ihr Ziel hin. Im Grunde handelt es sich nur um eine scheinbare Aufhebung des Rechts, denn die rechtmäßigen Garantien werden nur insoweit geopfert, als es den schädlichen Elementen untersagt wird, Ordnung und Gemeinwohl zu mißbrauchen; das Opfer zielt also lediglich auf den Schutz der wahren Rechte der Guten ab.
So muß jede Familie in die Lage versetzt werden, all das zu tun, was sie aus eigenem Vermögen zu leisten vermag.

So muß jede Familie in die Lage versetzt werden, all das zu tun, was sie aus eigenem Vermögen zu leisten vermag.

  • Diese Aufhebung der Rechte hat schon vom Begriffsinhalt her vorübergehend zu sein und muß dafür Sorge tragen, daß so schnell wie möglich die Voraussetzungen für eine Rückkehr zu Ordnung und Normalität geschaffen werden. Eine Diktatur macht sich in dem Maße überflüssig, in dem sie gut ist. Die Staatsgewalt kann nur zu dem Zweck in die verschiedenen Bereiche des öffentlichen Lebens eingreifen, daß diese so schnell wie möglich wieder ihre notwendige Selbständigkeit erlangen. So muß jede Familie in die Lage versetzt werden, all das zu tun, was sie aus eigenem Vermögen zu leisten vermag. Gesellschaftliche Organe, die über ihr stehen, haben sie nur in den Bereichen subsidiär zu ersetzen, wo sie sich überfordert sieht. Diese Organe ihrerseits dürfen vom Gemeinwesen nur dann Unterstützung erhalten, wenn sie sich nicht selbst helfen können; und dieses Prinzip pflanzt sich auf die Region als Ganzes und auf das Land fort.
  • Heute hat das wichtigste Ziel der legitimen Diktatur die Gegenrevolution zu sein. Damit soll natürlich nicht behauptet werden, daß die Diktatur normalerweise zur Überwindung der Revolution notwendig ist. Unter gewissen Umständen kann dies jedoch der Fall sein.
Fidel Castro und ehemalige brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva.

Fidel Castro und ehemalige brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva.

Es ist im Gegensatz dazu die revolutionäre Diktatur, die sich zu verewigen trachtet, authentische Rechte vergewaltigt und in alle gesellschaftlichen Bereiche vordringt, um sie durch die Zerstörung des familiären Lebens, die Hintansetzung der ursprünglichen Eliten, den Umsturz der gesellschaftlichen Hierarchie, die Verbreitung wirrer Utopien und Ansprüche im Volke, die Erstickung des tatsächlich bestehenden gesellschaftlichen Lebens und die Unterordnung aller Dinge unter den Staat – mit einem Wort, durch die Förderung der Revolution – zu vernichten. Das Hitlerregime war ein typisches Beispiel dieser Art von Diktatur.

Deshalb ist die revolutionäre Diktatur auch zutiefst antikatholisch, denn in einer wirklich katholischen Umgebung fehlen die Voraussetzungen für ihr Entstehen.

Adolf Hitler und Benito Mussolini, Venedig 1934.

Adolf Hitler und Benito Mussolini, Venedig 1934.

Das will jedoch nicht heißen, daß es die revolutionäre Diktatur nicht versucht hat, der Kirche in verschiedenen Ländern Vorteile zu verschaffen. Diese Haltung ist jedoch nichts als politische Strategie, denn sobald die kirchliche Obrigkeit das Vordringen der Revolution zu hindern beginnt, schlägt diese Stimmung in offene oder verschleierte Verfolgung um.

RCR

Plinio Corrêa de Oliveira, Revolution und Gegenrevolution, pp. 20-23.

 

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