Geliebte Söhne und Töchter!
Wenn auch die schwierigen Zeitumstände Uns dazu veranlaßt haben, der gewohnten und traditionellen Audienz für Euch einen anderen, äußeren Rahmen zu geben, verlieren weder die Annahme Eurer ehrerbietigen Wünsche noch der Ausdruck Unserer Glückwünsche für Euch und Eure Familien etwas von ihrem wesentlichen Wert und ihrer tiefen Bedeutung.
So wie das Herz unseres gemeinsamen Vaters nur wenige Worte braucht, um seinen Kindern zu Herzen zu sprechen, so ist Eure bloße Anwesenheit hier schon das deutliche Zeichen für Eure unwandelbaren Gefühle der Treue und Verehrung des Heiligen Stuhles und für den Stellvertreter Christi.
Der Ernst der Stunde kann aber nur die Lauen und Wankelmütigen verwirren und erschrecken. Für die begeisterungsfähigen und edelmütigen Seelen aber, die gewohnt sind, im Geiste Christi und mit Ihm zu leben, ist das, ganz im Gegenteil, ein heftiger Ansporn, die widrigen Umstände zu beherrschen und zu überwinden. Ihr seid zweifelsohne bei diesen letzteren.
Aus diesem Grunde erwarten Wir von Euch vor allem die seelische Stärke, die auch die härtesten Prüfungen nicht erschüttern können, eine Festigkeit der Seele, die Euch, nicht für Euch selbst zu tadellosen Soldaten Christi macht, sondern auch um es einmal so zu nennen – zu Lehrmeistern und Helfern derer, die versucht sind, zu zweifeln und aufzugeben.
Was Wir von Euch, in zweiter Linie, erwarten, ist eine Einsatzbereitschaft, die sich weder einschüchtern noch mutlos machen läßt von der Erwartung irgendwelcher Opfer, die das Gemeinwohl von Euch fordert. Die freudige Bereitschaft, die Euch den Mut zur Erfüllung aller Pflichten als Katholiken und Staatsbürger verleiht. Den freudigen Mut, der es nicht zuläßt, in die stumpfe und teilnahmslose Haltung des „Ohne-mich“ zu verfallen, die eine schwere Verfehlung in einer Zeit wäre, da die lebenswichtigen Interessen der Religion und des Vaterlands auf dem Spiele stehen.
Was Wir schließlich auch noch von Euch erwarten, ist der großmütige Einsatz für die grundlegenden Gesetze der Doktrin und des christlichen Lebens. Nicht nur als Lippenbekenntnis und formal, sondern von ganzem Herzen und unter Beweis gestellt durch rückhaltlose Hingabe an diese Ideale, die Grundregeln der Brüderlichkeit und sozialer Gerechtigkeit sind. Die treue Erfüllung dieses Einsatzes wird Euch – es kann gar nicht anders sein -wahrhaftiges geistiges und zeitliches Glück verschaffen.
Mögen diese Festigkeit der Seele, dieser Eifer, diese brüderliche Gesinnung jeden Eurer Schritte lenken und Eure Wege im Neuen Jahr sicher machen! Eines Jahres, das sich als ein unsicheres ankündigt und Euch, fast, durch einen dunklen Tunnel zu führen scheint.
Es wird also für Euch, ohne Zweifel, nicht nur ein Jahr schwerer Prüfungen, sondern auch innerer Erleuchtung, geistiger Freuden und wohltuender Siege sein.
In dieser Erwartung, mit unerschütterlichem Vertrauen in unseren Herren und die Heilige Jungfrau, die Beschützerin dieser Ewigen Stadt, erteilen Wir Euch, von ganzem Herzen, Unseren väterlichen, Apostolischen Segen.[1]
[1] Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, Tipografia Poliglotta Vaticana, 14.1.1948, S. 423-424.
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