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Der Adel und die Vergleichbaren Traditionellen Eliten in den Ansprachen von Papst Pius XII

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Don Pelayo I von Asturien

Don Pelayo I von Asturien

Wenn die Menschen sich zur Zusammenarbeit mit der Gnade Gottes entschließen, ereignen sich die Wunder der Geschichte: So kam es zur Bekehrung des römischen Reiches, zur Entstehung des Mittelalters, zu der von Covadonga ausgehenden Rückeroberung Spaniens; alle diese Ereignisse sind das Ergebnis großer Wiedererweckungen der Seelen, für die auch ganze Völker empfänglich sind. Diese Art von Wiedererstehen erweist sich als unbesiegbar, denn ein tugendhaftes Volk, das seinem Gott in wahrer Liebe anhängt, ist nicht zu überwinden.

 

Plinio Corrêa de Oliveira, Revolution und Gegenrevolution, 104.

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Noch einmal inmitten der Erschütterungen, Ver­luste und Sorgen aller Art, die heute die Mensch­heitsfamilie peinigen, seid Ihr, geliebte Söhne und Töchter, gekommen, um Uns die ergebenen Glück­wünsche darzubringen, die Euer erlauchter Spre­cher mit edlen Gefühlen und gewählten Worten vorgetragen hat. Dafür danken Wir Euch von Herzen wie auch für die Gebete, durch die Ihr in einer so bewegten Zeit Uns helft, die ungeheuer schweren Pflichten zu erfüllen, die auf Unsere schwachen Schultern drücken.

 

Nürnberg in Ruinen, Sommer 1945

Wie es nach allen Kriegen und gewaltigen Heimsuchungen immer Wunden zu heilen und Ruinen wiederaufzubauen gibt, so bedarf es nach den großen nationalen Krisen eines völligen Neu­beginns, um ein niedergeschmettertes und schwer mitgenommenes Land in die allgemeine Ordnung zurückzuführen, um ihm zu helfen, daß es den ihm gebührenden Platz wiedergewinne, den Weg zu jenem Fortschritt und Wohlstand wiederaufnehme, den sein Rang und seine Geschichte, seine mate­riellen Reichtümer und seine geistig-religiösen Kräfte ihm zuweisen.

Dieses Mal ist das Wiederaufbauwerk unvergleichlich umfassender, schwieriger und verwic­kelter. Es handelt sich nicht darum, nur eine einzel­ne Nation zum normalen Leben zurückzuführen. Die ganze Welt – so kann man wirklich sagen – muß wiederhergestellt werden. Die materielle Ordnung, die sittliche Ordnung, die soziale Ordnung, die internationale Ordnung – alles ist von neuem zu schaffen und in geregelten und an­haltenden Gang zu bringen. Diese Ruhe der Ordnung, nämlich der Friede, und zwar der einzige wahre Friede kann nur dann wieder ins Leben treten und andauern, wenn dafür gesorgt wird, daß die menschliche Gesellschaft auf Christus ruht, wenn alles wieder in Ihm zusammengefaßt, unter Ihm als dem Haupte vereinigt und lebendig mit Ihm verbunden wird: „Instaurare omnia in Christo„Alles in Christus erneuern“ [Eph. 1, 10], und zwar durch die harmonische Vereinigung der Glieder untereinander und durch ihre organische Einverlei­bung [in Christus als] dem Haupte [Eph. 4, 15].

Nun aber sind sich alle im großen und ganzen darüber einig, daß diese Neuordnung nicht als eine reine und einfache Rückkehr zur Vergangenheit aufgefaßt werden darf. Ein solches Rückwärtsge­hen ist nicht möglich. Denn die Welt ist – selbst in ihrer oft ungeordneten, sprunghaften Bewe­gung ohne Einheit und Folgerichtigkeit – weiter­geschritten. Die Geschichte steht nicht still. Sie kann nicht stillstehen. Unaufhörlich geht sie weiter. Sie verfolgt ihren geordneten und gradlinigen oder ihren wirren und krummen Lauf dem Fortschritt oder einem Trugbild von Fortschritt entgegen. Nichtsdestoweniger geht, ja eilt sie weiter. Es wäre ein eitles und unnützes Unternehmen, einfach rückwärts marschieren zu wollen, um die Welt­ – Wir wollen nicht gerade sagen – zur Unbeweg­lichkeit auf alten Positionen zurückführen, sondern um sie wieder an einen Ausgangspunkt zurückzu­bringen, der auf Grund von Entgleisungen oder falschen Weichenstellungen unglücklicherweise verlassen worden ist. Nicht darin besteht, wie Wir letztes Jahr bei derselben Gelegenheit bemerkt haben, die wahre Tradition. Wie man ein Haus, das dem heutigen Gebrauch dienen soll, nicht haarge­nau nach uraltem Vorbild wiederaufbauen kann, so darf man es auch nicht nach willkürlichen Plänen errichten, selbst wenn sie theoretisch die besten und wünschenswertesten wären. Man muß die un­ausweichliche Wirklichkeit in ihrem ganzen Ausmaß in Rechnung stellen.

Diese Ruhe der Ordnung, nämlich der Friede, und zwar der einzige wahre Friede kann nur dann wieder ins Leben treten und andauern, wenn dafür gesorgt wird, daß die menschliche Gesellschaft auf Christus ruht, wenn alles wieder in Ihm zusammengefaßt, unter Ihm als dem Haupte vereinigt und lebendig mit Ihm verbunden wird: „Instaurare omnia in Christo“ – „Alles in Christus erneuern“ [Eph. 1, 10].

Diese Ruhe der Ordnung, nämlich der Friede, und zwar der einzige wahre Friede kann nur dann wieder ins Leben treten und andauern, wenn dafür gesorgt wird, daß die menschliche Gesellschaft auf Christus ruht, wenn alles wieder in Ihm zusammengefaßt, unter Ihm als dem Haupte vereinigt und lebendig mit Ihm verbunden wird: „Instaurare omnia in Christo“ – „Alles in Christus erneuern“ [Eph. 1, 10].

Damit wollen Wir nicht behaupten, man müsse sich damit zufrieden geben, dem vorbeiflutenden Strom einfach zuzusehen, noch weniger mit dem Strom zu schwimmen, nach seinen wechselnden Launen den Kurs zu wählen, selbst auf die Gefahr hin, das Boot an eine Klippe stoßen oder in einen Abgrund stürzen zu lassen. Die Energie der Wild­bäche und Wasserfälle wurde nicht nur ungefähr­lich, sondern nützlich, fruchtbar und segenbrin­gend gemacht von jenen, die – statt gegen sie zu kämpfen oder ihr zu weichen – sie durch Schleu­sen und Staumauern, durch Kanäle und Umleitun­gen zu bändigen verstanden. Dies ist die Aufgabe der führenden Männer. Unverwandt die unverän­derlichen Grundsätze des menschlichen Handelns im Auge behaltend sollen sie die Fähigkeit und den Willen besitzen, diese unzerstörbaren Gesetze auf die wechselnden Verhältnisse der Stunde anzuwen­den.

In einer hochentwickelten Gesellschaft wie der Unsrigen, die nach dem gewaltigen Zusammen­bruch wieder in Ordnung gebracht werden muß, ist die Aufgabe eines führenden Mannes sehr verschieden: führend ist der Staatsmann, der Politiker; führend ist der Arbeiter, der, ohne zur Gewalt, zur Drohung oder zur hinterlistigen Propaganda zu greifen, durch sein eigenes Verdienst imstande war, sich in seinem Kreis Ansehen und Vertrauen zu erweben; führend sind – jeder auf seinem Gebiet – der Ingenieur und der Rechtsanwalt, der Diplo­mat und der Volkswirtschaftler, ohne deren Hilfe die materielle, soziale und internationale Welt in die Brüche ginge; führend sind der Universitäts­professor, der Redner und der Schriftsteller, die danach trachten, die Geister zu bilden und zu leiten; führend ist der Offizier, der seinen Soldaten Sinn für Pflicht, Dienst und Opferbereitschaft einflößt; führend ist der Arzt in der Ausübung seiner Heil­kunst; führend ist der Priester, der den Seelen den Weg des Lichts und des Heils zeigt und ihnen die Gnaden vermittelt, damit sie sicher auf ihm wandeln und voranschreiten können.

Welches ist in dieser Vielfalt führender Tätig­keiten Euer Platz, Eure Aufgabe, Eure Pflicht? – Sie tritt Euch in zweifacher Gestalt entgegen: als persönliche Aufgabe und Pflicht jedes einzelnen von Euch und als Aufgabe und Pflicht der Klasse, der Ihr angehört.

Die Kraft der Wildbäche und Wasserfälle wurde von denen, die, statt reagieren gegen sie oder geben in sie, wusste, wie man es mit Hilfe von Schleusen, Dämme, Kanäle und Umleitungen zu nutzen harmlos, aber nützlich, fruchtbaren und wohlübertrug nicht nur. Das ist die Aufgabe, der Führer. Der Wasserfall bei Terni. Gemälde von Jacob Philipp Hackert.

Die Kraft der Wildbäche und Wasserfälle wurde von denen, die, statt reagieren gegen sie oder geben in sie, wusste, wie man es mit Hilfe von Schleusen, Dämme, Kanäle und Umleitungen zu nutzen harmlos, aber nützlich, fruchtbaren und wohlübertrug nicht nur. Das ist die Aufgabe, der Führer.
Der Wasserfall bei Terni. Gemälde von Jacob Philipp Hackert.

Die persönliche Pflicht verlangt, daß Ihr Euch durch Eure Tugend, durch Euren Fleiß bemüht, in Eurem Beruf führend zu werden. Tatsächlich wissen wir wohl, daß die heutige Jugend Eures edlen Kreises im Bewußtsein der dunklen Gegen­wart und der noch ungewisseren Zukunft völlig davon überzeugt ist, daß die Arbeit nicht nur eine soziale Pflicht, sondern auch eine Lebenssicherung für jeden einzelnen bedeutet. Und Wir verstehen das Wort Beruf im weitesten und umfassendsten Sinn, wie Wir es schon letztes Jahr herauszustellen hatten: technische oder freie Berufe, aber auch politische und soziale Tätigkeit, geistige Arbeit, Unternehmungen aller Art, umsichtige, sorgfältige und emsige Verwaltung Eurer Vermögen, Eurer Landgüter nach den modernsten und erprobtesten Anbauweisen zum materiellen, sittlichen, sozialen und geistig-religiösen Wohl der auf ihnen lebenden Landarbeiter bzw. Landbevölkerung. In jeder dieser Be­rufssparten müßt Ihr alle Mühe aufwenden, um Euch als Führende zu bewähren, sei es um des Vertrauens willen, das jene auf Euch setzen, die den gesunden und lebendigen Traditionen treu geblie­ben sind, sei es wegen des Mißtrauens vieler anderer, eines Mißtrauens, das Ihr überwinden müßt, indem Ihr Euch ihre Hochschätzung und Achtung dadurch erwerbt, daß Ihr in allem hervor­ragt an dem Posten, auf dem Ihr steht, in der Tätig­keit, die Ihr ausübt, welcher Art auch immer dieser Posten oder diese Tätigkeit sein mag.

Worin soll sich nun aber zeigen, daß Ihr in Tat und Leben hervorragt? Und welches sind hierbei die wichtigsten Eigenschaften?

Kaiser Karl I. von Österreich und Zita von Bourbon-Parma, 1914.

Kaiser Karl I. von Österreich und Zita von Bourbon-Parma, 1914.

Vor allem offenbart es sich in der Vollkommen­heit Eurer Arbeit, ob sie nun technisch oder wis­senschaftlich, künstlerisch oder welcher Art auch sei. Die Arbeit Eurer Hände und Eures Geistes muß jenen Stempel der Vortrefflichkeit und Vollkommenheit an sich tragen, der sich nicht von heute auf morgen aneignen läßt, sondern die Feinheit der Seele und des Gewissens, des von Euren Ahnen ererbten und vom christlichen Ideal unaufhörlich genährten Denkens und Fühlens widerspiegelt.

Ebenso tritt es zutage in dem, was man die Humanität nennen kann, das heißt die Gegenwart, das Hervortreten des vollgültigen Menschen in allen Ausdrucksformen seiner Tätigkeit – auch der spezialisierten – in einer Weise, daß die Spe­zialisierung in seinem Fach nie zu einer Übertrie­benheit wird, daß sie die Allgemeinbildung weder verkümmern lasse noch zurückdränge, so eben, daß – musikalisch ausgedrückt – die Dominante weder die Harmonie zerstören noch die Melodie erdrücken darf.

Es zeigt sich außerdem in der Würde des ganzen Verhaltens und Benehmens, in einer Würde, die jedoch nicht herrisch auftritt, in einer Würde, die, weit entfernt, die Abstände zu betonen, sie nur im Notfall durchscheinen läßt, um den anderen einen höheren Adel der Seele, des Geistes und des Herzens einzuflößen.

Schließlich kommt es hauptsächlich zum Vor­schein im Sinn für höhere Sittlichkeit, Geradheit, Ehrlichkeit und Redlichkeit, in jenem Sinn, der jedes Wort und jede Tat prägen muß. Eine sitten­widrige oder sittenlose Gesellschaft, die den Un­terschied zwischen Gut und Böse in ihrem Ge­wissen nicht mehr empfindet und in ihren Hand­lungen nicht mehr hervortreten läßt, die vor der Schaustellung der Verderbtheit nicht mehr er­schaudert, ja, die sie entschuldigt, sich ihr neutral anpaßt, sie womöglich gar wohlgefällig aufnimmt, sie ohne Unruhe oder Gewissensbisse praktiziert, sie ohne Erröten offen zeigt, sich zu ihr herabwürdigt, die Tugend verlacht, eine solche Gesellschaft ist auf dem Weg zum eigenen Untergang.

Die hohe Gesellschaft Frankreichs im achtzehn­ten Jahrhundert ist dafür unter vielen anderen ein tragisches Beispiel. Nie war eine Gesellschaft feiner, eleganter, glänzender und bezaubernder. Die verschiedensten Ergötzungen des Geistes, eine intensive Verstandeskultur, eine äußerst verfeiner­te Kunst zu genießen, eine ausgesuchte Gepflegt­heit der Umgangsformen und der Sprache herrsch­ten in jener nach außen so höflichen und liebens­würdigen Gesellschaft, in der jedoch alles – die Bücher und Schriften, die Figuren und Geräte, die Kleider und Kopfbedeckungen – zu einer Sinn­lichkeit reizte, die in die Adern und in die Herzen eindrang, so daß selbst die eheliche Untreue nicht mehr Überraschung oder Empörung hervorrief. So arbeitete diese Gesellschaft selbst an ihrem eigenen Zerfall und rannte dem mit eigenen Händen gegrabenen Abgrund des Verderbens entgegen.

Deutscher Kardinal Clemens August Graf von Galen (vollständig: Clemens Augustinus Joseph Emmanuel Pius Antonius Hubertus Marie Graf von Galen;) 16. März 1878 in Dinklage, Oldenburger Münsterland; † 22. März 1946 in Münster, Westfalen.

Es zeigt sich außerdem in der Würde des ganzen Verhaltens und Benehmens, in einer Würde, die jedoch nicht herrisch auftritt, in einer Würde, die, weit entfernt, die Abstände zu betonen, sie nur im Notfall durchscheinen läßt, um den anderen einen höheren Adel der Seele, des Geistes und des Herzens einzuflößen.  Deutscher Kardinal Clemens August Graf von Galen.

Ganz anders ist die wahre Vornehmheit: sie bringt in den gesellschaftlichen Beziehungen eine Demut voll Größe, eine Nächstenliebe ohne alle Selbstsucht, ohne alles Suchen des eigenen Vorteils zum Aufleuchten. Wir wissen wohl, mit welcher Güte und Liebenswürdigkeit, mit welcher Hingabe und Selbstverleugnung viele und besonders viele von Euch in diesen Zeiten unendlicher Nöte und Sorgen sich zu den Unglücklichen herabgebeugt, das Licht ihrer wohltätigen Liebe in allen fort­schrittlichsten und wirksamsten Formen auszu­strahlen verstanden haben. Dies ist gerade die andere Seite Eurer Sendung.

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Denn nichts steht trotz blinder und verleumde­rischer Vorurteile so schroff im Widerspruch zum christlichen Empfinden und zum wahren Sinn und Daseinszweck Eures Standes in allen Ländern, be­sonders aber hier in Rom, der Mutter des Glaubens und des gesitteten Lebens, wie der enge Kastengeist. Die Kaste spaltet die menschliche Gesell­schaft in Gruppen und Abteilungen, die durch un­durchdringliche Mauern voneinander getrennt sind. Die Ritterlichkeit, die Höflichkeit stammen überwiegend aus christlichem Geist. Dieser ist das Band, das ohne Wirrwarr und Unordnung alle Klassen miteinander vereint. Weit entfernt, Euch zu einer anmaßenden Absonderung zu verpflich­ten, drängt Euch Eure Herkunft vielmehr dazu, in alle sozialen Kreise einzudringen, um ihnen jene Liebe zur Vollkommenheit, zur inneren Kultur, zur Würde, jenes Gefühl mitleidender Solidarität zu vermitteln, das die Blüte der christlichen Bildung darstellt.

Welch eine edle Aufgabe hat die göttliche Vor­sehung Euch in der gegenwärtigen Stunde der Zer­rissenheit und des Hasses zugedacht! Erfüllt sie mit Eurem ganzen Glauben und mit Eurer ganzen Liebe!

Mit diesem Anliegen und zum Beweis Unserer väterlichen Glückwünsche für das bereits begon­nene Jahr erteilen Wir von Herzen Euch und allen Euren Familien Unseren Apostolischen Segen.[1]

[1] Utz-Groner, S. 1620-1626.

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Des düsseldorfer Schlosses Gemälde von August von Wille.

Ihr habt, geliebte Söhne und Töchter, sicher nicht gewollt, daß Euch die derzeitigen Heimsu­chungen, die in den ruhigen Ablauf des familiären und gesellschaftlichen Lebens eingebrochen sind und ihn stören, davon abhalten könnten, wie in anderen Jahren, zu Uns zu kommen, um Uns, in kindlicher Verehrung die Ehre Eurer Glückwün­sche zu erweisen. Unsere tragische und schmerzliche Periode, voller Angst und Sorgen, legt uns allen schwere Pflichten auf, zwingt Uns zu Vorkehrun­gen und Vorsätzen in Anbetracht der notwendigen Wiederherstellung der menschlichen Gemein­schaft in einer ruhigen und friedlichen neuen Zeit, nach dem Ende der ungeheuren Umwälzungen auf dieser Erde. Niemals noch war es nötiger zu beten! Noch nie kamen Gelübde so gelegen! Mit der ganzen Liebe Unseres Herzens danken Wir Euch, die Ihr Uns mit den Worten Eures hervorragenden Wortführers, mehr noch, mit der Hilfe, die in Euren Absichten und Handlungen liegt, beschenkt habt. Wir wissen, daß Wir diese Hilfe immer bei Euch finden werden. Wenn das Haus brennt, ist es das erste, um Hilfe zu rufen, um das Feuer zu löschen. Nach der Katastrophe aber ist es geboten, die Schäden zu beheben und das Haus wieder aufzubauen.

Wir sind heute Zeugen eines der größten Brände der Weltgeschichte, einer der tiefgreifendsten po­litischen und gesellschaftlichen Umwälzungen, die in der Geschichte vermerkt sind. Diesen Erschüt­terungen folgt jedoch eine neue Ordnung, deren Geheimnisse noch im Herzen und den Plänen Gottes verborgen sind. Eines Gottes, der vorsorg­lich den Ablauf der Geschehnisse und die Ziele der Geschichte der Menschheit lenkt.

Foto von Rama

Ist denn etwa die menschliche Gemeinschaft­ oder sollte sie es nicht so sein – zu vergleichen mit einer gut funktionierenden Maschine, bei der jeder Bestandteil zum harmonischen Funktionieren bei­trägt? Foto von Rama

Die Ereignisse auf dieser Welt fließen dahin, wie ein Strom an den Ufern der Zeit. Die Vergan­genheit räumt notgedrungen den Platz, und der Weg für die Zukunft und für die Gegenwart ist nichts weiter als ein flüchtiger Augenblick, der die beiden verbindet. Das ist einfach so, ein gesetzmäßiger Ablauf, an sich nichts Böses. Böse wäre es, wenn diese Gegenwart, die nur eine ruhige Welle mit Dahinfließen des Stromes der Zeit ist, sich in einen Brecher verwandelte, der alles, wie ein Taifun oder Zyklon, was auf seinem Wege liegt, zerstört und mit Urgewalt vernichtend, einen Graben aufwirft, zwischen dem, was war, und dem, was kommen soll. Solche wilde Sprünge, die die Geschichte in ihrem Ablauf macht, bilden das, was man eine Krise nennt, das heißt, eine gefährliche Periode, die zur Erlösung oder zum endgültigen Untergang führen kann. Krisen, deren Lösung noch geheim­nisvoll verhüllt, sich hinter den schwarzen Wolken der Kräfte in Aufruhr verbirgt.

Wer umsichtig und ernst die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit studiert, kann nicht be­streiten, daß es möglich gewesen wäre, was an Bösem geschehen ist, zu verhindern und der Welt­krise durch normales Vorgehen vorzubeugen. Das wäre geschehen, wenn jeder, mutig und anständig das getan hätte, wozu die Göttliche Vorsehung ihn bestimmt hat.

Ist denn etwa die menschliche Gemeinschaft­ oder sollte sie es nicht so sein – zu vergleichen mit einer gut funktionierenden Maschine, bei der jeder Bestandteil zum harmonischen Funktionieren bei­trägt? Jeder Mensch hat seine Bestimmung, jeder muß dem Fortschritt der Gemeinschaft dienen, deren Verbesserung er mit seinen ganzen Kräften und eigenen Talenten zu dienen hat. So muß es sein, wenn jeder wirklich seinen Nächsten liebt und vernünftigerweise das allgemeine Wohl anstrebt.

Nun gut, welche Aufgabe wurde Euch, geliebte Söhne und Töchter, in besonderer Weise zugeteilt? Welche Mission sollt Ihr erfüllen? Sicherlich jene, die normale Entwicklung zu fördern. Diese Aufgabe fällt bei einer Maschine dem Regler zu, dem Schwungrad oder dem Reostat, die Teile des Ganzen sind, von ihm einen Teil der Energie bezie­hen und dafür zu sorgen haben, daß der ganze Apparat zweckentsprechend funktioniert. Mit anderen Worten, Patrizier und Adelige, Ihr seid die Tradition und setzt sie fort.

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Henri de la Tour d’Auvergne, Vicomte de Turenne (1611-1675).

Dieses Wort klingt bekanntlich unangenehm für viele Ohren. Es mißfällt und das mit Grund, wenn es von gewissen Lippen herkommt. Manche Leute verstehen es falsch, andere gebrauchen es als fal­schen Vorwand für ihren untätigen Egoismus. An­gesichts solcher Mißverständnisse und dramati­schen Uneinigkeit, gibt es nicht wenige neiderfüll­te und zahlreiche feindselige, böswillige Stimmen, oft auch schlicht dumme oder irrgeleitete, die Euch die Frage stellen und unverhüllt um Antwort bitten: wozu dient Ihr eigentlich? Um ihnen zu antworten, ist es vor allem nötig, den wirklichen Sinn und Wert der Tradition zu verstehen, deren Repräsentanten Ihr, mehr als alles andere, zu sein wünscht.

Viele meinen, auch aufrichtigerweise, daß Tra­dition nichts weiter als die Erinnerung ist, die ver­blaßte Spur einer Zeit, die vergangen ist und nicht mehr existiert, nicht wiederkehren kann und, be­stenfalls, mit Verehrung und vielleicht mit Anerkennung zur Aufbewahrung in einem von wenigen Freunden und Bewunderern besuchten Museum zurückverdrängt wird. Wenn das aber die Tradition wäre und es sich darauf beschränken und zugleich bedeuten würde, den Weg in die Zukunft ablehnen oder verachten zu wollen, wäre es sicher vernünf­tig, der Tradition Respekt und Verehrung zu versa­gen. Die wehmütigen Träumer der Vergangenheit müßten dann mit Mitleid gesehen werden, die ewig Gestrigen, vor der Vergangenheit und – mehr noch – der Zukunft. Aber strenger noch, müßten diejenigen beurteilt werden, die auf Grund ihrer wenig anständigen und sauberen Motive nichts weiter sind, als Deserteure der Pflichten, welche die so schmerzliche Gegenwart auferlegt.

 

Gestützt auf die Tradition, erleuchtet und geführt durch die Lebenserfahrung der Alten, schreitet die Jugend mit festem Schritt vorwärts. Die Alten übergeben vertrauensvoll den Pflug in stärkere Hände, welche die begonnenen Furchen wei­terziehen. Die neue Rüstung. Gemälde von Franz Eduard Meyerheim.

Tradition ist aber viel mehr als nur einfache Anhänglichkeit an eine Zeit, die vergangen ist und genau das Gegenteil einer Haltung, die jedem ge­sundem Fortschritt mißtraut. Etymologisch beur­teilt, ist das Wort „Tradition ein Synonym für den Weg und den Mensch in die Zukunft, Synonym, aber nicht gleichbedeutend. Tatsächlich bedeutet „Fortschritt“ doch nichts anderes als die Tatsache des Fortschreitens, Schritt vor Schritt, mit Blick­richtung auf ein ungewisses Ziel. „Tradition“ hin­gegen, bezeichnet zwar auch einen Weg in die Zukunft, aber einen Weg, der fortsetzt, was schon zurückgelegt wurde, einen Weg, der gleichzeitig ruhig aber lebhaft, den Lebensgesetzen folgend, die ängstlichen Alternativen: si jeunesse savait, si vieillesse pouvait! [wenn die Jugend wüßte, wenn das Alter könnte], umgeht. Wie jener Herr de Turenne, von dem erzählt wird: „ll a eu dans sa jeunesse toute la prudence d’un age avancé, et dans sa vieillesse, toute la vigueur de la jeunesse“ [in seiner Jugend besaß er die Klugheit der Älteren und im vorgeschrittenen Alter, die ganze Kraft der Jugend]. (Flechier, Grabrede, 1676).

Gestützt auf die Tradition, erleuchtet und geführt durch die Lebenserfahrung der Alten, schreitet die Jugend mit festem Schritt vorwärts. Die Alten übergeben vertrauensvoll den Pflug in stärkere Hände, welche die begonnenen Furchen wei­terziehen. Wie das Wort schon sagt, ist die Tradi­tion eine Gabe, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, eine Fackel, die ein Läufer dem anderen übergibt, im Vertrauen darauf, daß der Lauf nicht stocken oder langsamer werden wird. Tradition und Fortschritt ergänzen sich gegenseitig harmonisch. Tradition ohne Fortschritt ist ebenso ein Widerspruch in sich selbst, wie Fortschritt ohne Tradition nichts weiter wäre, wie ein wagemütiges Unternehmen, ein Sprung ins Dunkel.

Es dreht sich wahrlich nicht darum, gegen den Strom zu rudern, zurückgehen zu wollen zu Le­bensformen und Handlungsweisen vergangener Zeiten. Es gilt fortzusetzen, was in der Vergangen­heit sich als das Beste erwiesen hat, der Zukunft entgegenzuschreiten mit der unüberwindlichen Kraft der Jugend.

 

Es war ein großer Tag in der Geschichte der Medizin, als der berühmte Laennec, ein genialer und gläubiger Mensch, hilfsbereit über die Kranken gebeugt, mit dem von ihm erfundenem Stethoskop abhörend, den leisesten Hauch vernehmend, die fast unhörba­ren Geräusche der Lungen und des Herzens erklä­ren konnte. René-Théophile-Hyacinthe Laennec. Gemälde von Théobald Chartran.

Wenn Ihr so handelt, ist Eure glänzende Beru­fung bereits vorgezeichnet, groß und reich an Arbeit, für deren Erfüllung Euch der Dank aller sicher sein müßte und Euch über die Angriffe, von einer oder der anderen Seite, erhaben erweisen wird.

Solange Ihr, in Vorsorge für die Zukunft beab­sichtigt, zum wirklichen Fortschritt beizutragen, der eine gesündere und glücklichere Zukunft zum Ziele hat, wäre es ungerecht und undankbar, Euch Eure Verehrung der Vergangenheit als ehrrührig vorwerfen zu wollen. Das selbe gilt auch für das genaue Studium der Geschichte, die Liebe zu den frommen Gebräuchen und die unwandelbare Treue den ewigen Gesetzen gegenüber. Die ruhmreichen oder unglücklichen Beispiele derer, die vor unseren Zeiten lebten, sind Lehre und Licht auf Euren Wegen. Mit Recht wurde gesagt, daß die Lehren der Vergangenheit die Menschheit formen, wie einem Mann, der immer vorwärts schreitet und nicht altert. Ihr lebt in der modernen Gesellschaft nicht wie Immigranten in einem fernen Land, sondern als verdiente und geachtete Bürger, die mit ihren Mitbürgern zusammen arbeiten und die Ge­sundung, den Wiederaufbau und den Fortschritt in der Welt vorbereiten wollen.

Es gibt Schlechtes in der Gesellschaft, so wie es Schlechtes bei einzelnen Menschen gibt. Es war ein großer Tag in der Geschichte der Medizin, als der berühmte Laennec, ein genialer und gläubiger Mensch, hilfsbereit über die Kranken gebeugt, mit dem von ihm erfundenem Stethoskop abhörend, den leisesten Hauch vernehmend, die fast unhörba­ren Geräusche der Lungen und des Herzens erklä­ren konnte. Ist es aber nicht ebenso eine soziale Funktion erster Ordnung und von höchstem Inter­esse, unter das Volk zu gehen, um seine Erwartun­gen und die unklaren Verhältnisse der Zeitgenossen zu erkennen? Ihre Herzen schlagen zu hören, Heil­mittel für das allgemeine Elend zu suchen, vorsich­tig die Wunden zu behandeln, um sie zu retten und eine Infektion zu verhindern, die durch fehlende Fürsorge entstehen könnte und sie vor Berührung zu schützen, die die Wunden verschlimmern könnte?

Verstehen, um Christi Willen das Volk unserer Zeit zu lieben, dieses Verständnis und die Liebe durch Taten zu beweisen, das ist die Kunst, in hohem Maße Gutes zu tun, wozu Ihr berufen seid! Nicht nur in Eurem engeren Kreise, sondern fast ohne Grenzen, in dem genauen Augenblick, da Eure Erfahrungen zum Vorteil aller gereichen. Es ist auf diesem Gebiet, wo so viele noble Seelen, begeistert und enthusiastisch, bereit sind, eine soziale christliche Ordnung zu erwecken und aus­zubreiten!

Nicht wenig beleidigend für Euch und schädli­cher für die Gesellschaft wäre das ungerechte und unbegründete Vorurteil, welches dem Patriziat und dem Adel unterstellte, daß sie ihre Ehre und die ihres Standes beschmutzen würden, wenn sie Funktionen und Ämter übernehmen, die zu alltäg­lichen Tätigkeiten führen. Sicherlich war zu anderen Zeiten die Ausübung von einfachen Berufen durch Adelige nicht als ehrenvoll angese­hen, mit Ausnahme des Waffendienstes. Aber selbst damals zögerten nicht wenige Edelleute, sobald die Verteidigung des Gemeinwesens ihnen Zeit dazu ließ, nicht davor, sich intellektuellen Tätigkeiten oder dem Handwerk zu widmen. So ist es auch jetzt, unter geänderten politischen und gesellschaftlichen Bedingungen nicht selten, die Namen großer Familien in Verbindung mit Fort­schritten in den Wissenschaften, der Industrie und Landwirtschaft, in der öffentlichen Verwaltung oder der Regierung zu hören. Diese Männer sind umso aufmerksamere Beobachter der Gegenwart, sichere und mutige Pioniere des Fortschrittes, als sie mit fester Hand sich an die Lehren der Vergan­genheit halten, die Erfahrungen ihrer Vorfahren nützen und sich vor Illusionen und Irrtümern hüten, welche die Ursache von vielen falschen und schädli­chen Unternehmungen vergangener Zeiten waren.

 

Päpstliche Audienz von König Albert I. von Belgien und Königin Elisabeth.

Behüter – die Ihr sein wollt – echter Traditionen, die Eure Familien auszeichnen – Ihr habt die Mission und den Ruhm, zur Rettung des mensch­lichen Zusammenlebens beizutragen. Ihr sollt es bewahren, vor der Unfruchtbarkeit, zu welcher es die melancholischen Bewunderer verdammen würden, die allzusehr am Vergangenen hängen. Aber ebenso auch vor der Katastrophe, in die es gefährliche Abenteurer und verblendete Propheten eines fragwürdigen und trügerischen Fortschrittes führen würden. In Euren Werken wird, über und in Euch, das Bild der Göttlichen Vorsehung erschei­nen, die kraftvoll und doch mit Sanftmut alle Dinge entscheidet und zur Vollendung bringt (Weish. 8, 1). Dies geschieht, wenn sich nicht die Verrücktheit menschlichen Stolzes ihren Absichten entgegenstemmt, die aber trotzdem immer stärker als das Böse, das Unvorhersehbare und die Zufälligkeiten sind. So werdet Ihr auch wertvolle Mitarbeiter der Kirche sein, die – auch inmitten von Unruhe und Konflikten – für den geistigen Fortschritt der Völker wirkt, die Stadt Gottes auf Erden, die Vor­bereitung der Ewigen Stadt.

Für diese fruchtbringende und fromme Aufgabe – Wir sind Uns dessen sicher, daß Ihr für sie mit festem Vorsatz, Eifer und Hingabe arbeiten werdet, die mehr denn je in diesen ernsten Zeiten nötig sind – erbitten Wir die reichsten himmlischen Gnaden. Und Wir erteilen Euch, von ganzem Herzen, Euch und Euren geliebten Familien, nah und fern, den Gesunden und den Kranken, den Gefangenen und Verstreuten, jenen, die großen Schmerzen und Ge­fahren ausgesetzt sind, Unseren väterlichen, Apo­stolischen Segen.[1]

[1] Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, Tipografia Poliglotta Vaticana, 19.1.1944, S. 177-182.

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Foto von mexikanische Präsident Plutarco Elías Calles.

Foto von mexikanische Präsident Plutarco Elías Calles.

Die Gegenrevolution darf nichts unversucht lassen, auch die Massen für sich zu gewinnen. Kurzfristig jedoch soll dies keineswegs ihr Hauptziel sein. Wenn daher die große Mehrheit nicht auf seiner Seite steht, so ist dies für den Gegenrevolutionär noch lange kein Grund zur Verzweiflung. Eine genauere Geschichtsanalyse zeigt nämlich, daß es keineswegs die Massen waren, die die Revolution gemacht haben. Sie haben die Richtung der Revolution immer nur eingeschlagen, weil hinter ihnen revolutionäre Eliten standen.

Josef Speckbacher, Gemälde von Albin Egger-Lienz

Josef Speckbacher, Gemälde von Albin Egger-Lienz

Hätten diese Eliten in die entgegengesetzte Richtung tendiert, so wären die Massen wahrscheinlich auch in die Gegenrichtung gegangen. Eine objektive Analyse der Geschichte zeigt, daß der Faktor Masse eine zweitrangige Rolle spielt. Wirklich wichtig ist die Bildung der Eliten. Für diese Aufgabe aber kann der Gegenrevolutionär stets mit den Mitteln seiner individuellen Einwirkung gerüstet sein und damit gute Ergebnisse erzielen, möge er auch manchmal mit dem Mangel an materiellen und technischen Hilfsmitteln zu kämpfen haben.

Plinio Corrêa de Oliveira, Revolution und Gegenrevolution, 86-7.
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Aus der Ansprache Papst Pius’ IX. an das Patriziat und an den römischen Adel vom 29. 12. 1872:

die Geburt„Jesus Christus selbst liebte die Aristokratie. Und, wenn Wir uns nicht irren, haben Wir Euch schon einmal den Gedanken erklärt, daß Er auch als Edler geboren werden wollte, aus dem Stamme Davids. Sein Evangelium teilt uns Seinen Stamm­baum mit, bis Josef und Maria, `de qua natus est Jesus’ [von welcher ist geboren Jesus]. Also ist die Aristokratie, ist der Adel, eine Gabe Gottes. Deshalb bewahrt diese Gabe mit Fleiß und macht würdigen Gebrauch von ihr. Ihr tut das schon durch die christlichen Werke der Nächstenliebe, für die Ihr Euch dauernd, mit großer Hingabe an den Nächsten und mit großem Gewinn für Eure Seelen, einsetzt.[1]

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[1]Discorsi del Sommo Pontefice Pio IX., Tipografia di G. Aurelj, Roma, 1872, Band II, S. 148.

Der Adel
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Carlos Magno3 Bildschirmhintergrund1280 X 800               1024 X 768               1600 X 1200         1079 X 864

 

KarlandZita Bildschirmhintergrund1280 X 800               1024 X 768               1600 X 1200         1079 X 864

 

Scandeburg Bildschirmhintergrund1280 X 800               1024 X 768               1600 X 1200         1079 X 864

 

St. Joan of Arc Bildschirmhintergrund1280 X 800               1024 X 768               1600 X 1200         1079 X 864

 

St. Louis Bildschirmhintergrund1280 X 800               1024 X 768               1600 X 1200         1079 X 864

 

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Wie könnten Wir, geliebte Söhne und Töchter, auf die heißen Glückwünsche, die das erhabene Wort Eures erlauchten Sprechers in eurem Namen Uns dargebracht hat, nicht antworten mit den Wünschen, die Wir für Euch zu Gott empor senden? In diesem Augenblick empfinden Wir einen süßen Trost, eine tiefe Freude, die nicht von der Traurigkeit der gegenwärtigen Stunde erstickt wird. Denn in Euch sehen Wir in gewissem Sinn Unser ganzes geliebtes Rom vor Uns vertreten. Zu einer so überragenden Stellung hat Euch die Hand der göttlichen Vorsehung im Laufe der Geschichte erhoben. Ihr seid Euch dessen bewußt und empfindet zugleich einen berechtigen Stolz und ein Gefühl schwerer Verantwortung.

Durch das Vorrecht der Geburt hat Euch Gottes Ratschluß hingestellt wie eine Stadt auf einem Berg. Ihr könnt also nicht verborgen bleiben [vgl. Matth. 5,14]. Sodann hat er euch bestimmt, mitten im zwanzigsten Jahrhundert zu leben, gegenwärtig in Tagen der Entbehrung und der Not. Wenn Ihr noch immer auf hoher Warte steht und von hoher Warte aus gebietet, so geschieht es nicht mehr nach der Art Eurer Vorfahren. Eure Ahnen saßen auf ihren Felsen und in ihren einsamen, schwer zugänglichen, gewaltig befestigten Burgen, in Türmen und Schlössern, die über ganz Italien, auch über die Umgebung Roms zerstreut sind. Dort hatten sie eine Zuflucht gegen die Angriffe der Nebenbuhler und Missetäter. Dort planten und schufen sie die bewaffnete Abwehr. Von dort stiegen sie hinab, um in der Ebene zu kämpfen. Betrachtet in der Geschichte die großen Namen: die Namen, die Ihr tragt, die berühmt geworden sind dank kriegerischer Tapferkeit, dank sozialer Verdienste, die jedes Lobes wert und von großem Nutzen waren, dank religiösen Eifers und anerkannter Heiligkeit! Welche und wie viele Ehrenkränze umwinden diese Namen! Das Volk hat sie besungen und verherrlicht durch die Stimme seiner Chronisten und Dichter, durch die Hand seiner Künstler. Es hat aber auch verurteilt und verurteilt allezeit mit einer unerbittlichen Strenge, die mitunter bis zur Ungerechtigkeit geht, ihre Irrtümer und Freveltaten. Wenn Ihr den Grund dafür sucht, so findet Ihr ihn in dem hohen Amt, in der verantwortlichen Stellung, die sich nicht verträgt mit Sünden und Fehlern, ja noch nicht einmal mit einer allgemein üblichen Ehrbarkeit oder einer bloßen, gewöhnlichen Mittelmäßigkeit.

Avila

Avila

Die Verantwortung, die Ihr, geliebte Söhne und Töchter, und der Adel überhaupt, dem Volke gegenüber tragt, ist heute nicht weniger schwer als jene, die – wie die Geschichte lehrt – schon auf Euren Vorfahren in vergangenen Jahrhunderten gelastet hat.

Wenn Wir über die Völker, die eine zeitlang einig und einträchtig den christlichen Glauben und die christliche Kultur pflegten, einen Blick werfen, so sehen Wir heute weithin religiöse und sittliche Trümmerfelder, so daß es im alten christlichen Abendland nur sehr wenige Gegenden gibt, in denen die Lawine der geistigen Umwälzung keine Spuren der Verwüstung hinterlassen hat.

Nicht als ob nun alles und alle dadurch schon zermalmt oder erdrückt worden wären! Viehmehr zögern wir nicht zu behaupten, daß selten im Laufe der Geschichte die Lebendigkeit und Entschlossenheit des Glaubens, die Hingabe an Christus und die Bereitschaft, die Sache Christi zu verteidigen, in der katholischen Welt so deutlich sichtbar und so mächtig waren wie heutzutage, und zwar in einem so hohen Maße, daß man in mehr als einer Hinsicht einen Vergleich mit den ersten Jahrhunderten der Kirche wagen darf. Allerdings zeigt sich bei diesem Vergleich auch die Kehrseite der Sache. Die christliche Front stößt auch heute gegen eine nichtchristliche Kultur, ja sogar in unserem Fall gegen eine Kultur, die sich von Christus entfernt hat. Dadurch ist die Lage gegenüber den ersten Jahrhunderten des Christentums erheblich schwieriger. Die Entchristlichung ist heute so stark und kühn, daß sie es der geistigen und religiösen Atmosphäre nur zu oft schwer macht, sich auszubreiten und sich – völlig gefeit – von ihrem giftigen Hauch frei zu halten.

Kardinal von Galen in den Ruinen von Münster-Kathedrale am 16. März 1946.

Kardinal von Galen in den Ruinen von Münster-Kathedrale am 16. März 1946.

Dennoch ist es angebracht, daran zu erinnern, daß dieses Abgleiten in den Unglauben und in die Gottlosigkeit nicht von unten, sondern von oben ausgegangen ist, das heißt von den führenden Klassen, von den höheren Schichten, vom Adel, von den Denkern und Philosophen. Wohlgemerkt, Wir sprechen hier nicht vom gesamten Adel und noch weniger vom römischen Adel, der sich weithin durch seine Treue zur Kirche und zum Apostolischen Stuhl ausgezeichnet hat. Dafür legen ja die beredten und kindlich ergebenen Worte, die Wir soeben vernahmen, von neuem strahlend Zeugnis ab. Wir sprechen vom europäischen Adel im allgemeinen. Zeigt sich während der letzten Jahrhunderte in Europa etwa nicht eine innere Entwicklung, die sozusagen horizontal und vertikal, in waagrechter und in senkrechter Richtung, den Glauben immer weiter niederriß und untergrub; eine Entwicklung, die zu jener Zerstö­rung führte, die Uns heute entgegentritt in unge­heuren Massen von Menschen, die entweder die Religion abweisen oder bekämpfen, zumindest aber gegenüber dem Übernatürlichen und dem Christentum von einer tiefsitzenden und absonder­lich begründeten Zweifelssucht beseelt und irrege­leitet sind?

Vorhut dieser Entwicklung war die sogenannte protestantische Reformation, in deren Unterneh­mungen und Kriegen ein großer Teil des europä­ischen Adels sich von der Kirche trennte und deren Besitztümer an sich riß. Doch der Unglaube im eigentlichen Sinn verbreitete sich im Zeitalter der Französischen Revolution. Die Geschichtsschrei­ber bemerken, daß der Atheismus – auch in der Verkleidung des Deismus – damals rasch bei der hohen Gesellschaft in Frankreich und anderswo um sich griff. An Gott und an den Erlöserglauben, war in jener allen Sinnesfreuden hingegebenen Welt geradezu lächerlich und für die gebildeten, neuigkeits- und fortschrittshungrigen Geister un­passend geworden.

Die Tafelrunde, Gemälde von Adolph von Menzel. König Friedrich II in Sanssouci mit Voltaire.

Die Tafelrunde, Gemälde von Adolph von Menzel. König Friedrich II in Sanssouci mit Voltaire.

In den meisten „Salons“ der größten und fein­sten Damen, wo die kühnsten Probleme der Reli­gion, Philosophie und Politik erörtert wurden, be­trachtete man jene Schriftsteller und Philosophen, die umstürzlerische Lehren begünstigten, als den schönsten und begehrtesten Schmuck jener welt­männischen Zirkel. Die Gottlosigkeit war beim hohen Adel Mode. Und die beliebtesten Schrift­steller wären bei ihren Angriffen gegen die Reli­gion nicht so keck gewesen, wenn sie nicht den Beifall und die Ermunterung der vornehmsten Ge­sellschaft erfahren hätten. Nicht als ob der Adel und die Philosophen sich allesamt und geradewegs die Entchristlichung der Massen zum Ziel gesetzt hätten! Im Gegenteil, als Beherrschungsmittel in der Hand des Staates sollte die Religion im einfa­chen Volk erhalten bleiben. SieF selbst aber erach­teten und fühlten sich über den Glauben und seine sittlichen Gebote erhaben. Dies war natürlich eine Politik, die – schon vom psychologischen Stand­punkt aus betrachtet – sich sehr schnell als kurzsich­tig und verhängnisvoll erwies. Mit unerbittlicher Logik versteht das Volk – stark im Guten, schrecklich im Bösen – die praktischen Schlüsse aus seinen Beobachtungen und Urteilen zu ziehen, mögen diese nun richtig oder falsch sein. Nehmt die Kulturgeschichte der letzten zwei Jahrhunderte zur Hand! Sie zeigt und beweist Euch, welche Schäden für den Glauben und die gute Sitte das von oben gegebene schlechte Beispiel, die religiöse Fri­volität der oberen Schichten, der offene Kampf gegen die geoffenbarte Wahrheit angerichtet haben.

Welchen Schluß sollen Wir nun aus diesen Lehren der Geschichte ziehen? Daß die Rettung von dort ausgehen muß, wo die Zerrüttung ihren Anfang nahm. Im Volk die Religion und die gute Sitte zu erhalten, ist an und für sich nicht schwer, wenn die oberen Klassen mit ihrem guten Beispiel vorangehen und öffentliche Verhältnisse schaffen, die das christliche Leben nicht übermäßig schwer, sondern nachahmbar und beglückend machen. Ist das etwa nicht Eure Pflicht, geliebte Söhne und Töchter, die Ihr kraft des Adels eurer Familie und der Ämter, die Ihr nicht selten bekleidet, zu den führenden Klassen gehört? Die große Sendung, die Euch und mit Euch nicht wenigen anderen be­stimmt ist, mit der Erneuerung oder Vervollkommnung des Privatlebens bei Euch selbst und in Eurem Haus anzufangen und dann jeder an seinem Platz und zu seinem Teil Euer Möglichstes zu tun, eine christliche Ordnung im öffentlichen Leben aufzubauen, – diese große Sendung gestattet weder Aufschub noch Verzögerung. Es ist fürwahr eine höchst edle und verheißungsreiche Sendung in einem Augenblick, in dem als Gegenwirkung wider den verheerenden und erniedrigenden Ma­terialismus ein neuer Durst nach den geistigen Werten unter den Massen, wider den Unglauben aber eine neue Aufgeschlossenheit der Geister für religiöse Dinge sichtbar wird. Dies sind gewiß Zeiterscheinungen, die hoffen lassen, daß der Tief­punkt des inneren Zerfalls nunmehr überwunden und überschritten ist. Euch also gebührt die Ehre, durch das Licht und den Anreiz des über jede Mittelmäßigkeit sich erhebenden guten Beispiels sowie durch gute Taten dazu beizutragen, daß diese mutigen Unternehmungen und diese Bestrebungen zum Besten der Religion und der menschlichen Gesellschaft glücklich zum Ziel gelangen.

St. Elisabeth von Thüringen. Gemälde von Marcos da Cruz.

St. Elisabeth von Thüringen. Gemälde von Marcos da Cruz.

Was sollen Wir sagen von der Wirkkraft und Macht der großmütigen Seelen aus Eurem Kreis, die – durchdrungen von der erhabenen Größe ihrer Berufung – ihr Leben ganz und gar der Aufgabe geweiht haben, das Licht der Wahrheit und des Guten zu verbreiten, von den grands seigneurs de la plume – „großen Herren der Feder“, wie man sie nennt, von den großen Herren der geistigen, sittlichen und religiösen Aktion? Unsere Stimme vermag sie nicht gebührend genug zu preisen. Ihrer ist das hohe Lob guter und getreuer Knechte, die mit den ihnen anvertrauten Talenten außergewöhn­lich reiche Frucht bringen.

Wir möchten gerne hinzufügen, daß der Adel sich nicht damit zufrieden geben darf, wie ein Leuchtturm zu strahlen, der zwar den Seefahrern Licht gibt, sich selbst aber nicht von der Stelle rührt. Eure Würde besteht darin, von der Höhe des Berges, auf die Ihr gestellt seid, Ausschau zu halten, stets bereit, in der tiefen Ebene alle Qualen, Leiden und Nöte zu erspähen, um alsbald hinabzu­steigen, eifrig darauf bedacht, als mitleidige Tröster und bereite Helfer sie zu lindern. Welch ein weites Feld öffnet sich in diesen unheilvollen Zeiten für die Hingabe, den Eifer und die Nächsten­liebe des Patriziats und des Adels! Welche und wie viele Tugendbeispiele erlauchter Namen werden Eurem Herzen dabei Mut einflößen! Gewiß, wenn die Verantwortung angesichts der Not groß ist, dann ist die Tat des hochherzigen Helfers umso glorreicher. Auch werdet Ihr dadurch der Erhabenheit Eures Standes immer mehr gleich­kommen. Denn der himmlische Vater, der Euch auf außerordentliche Weise zur Zuflucht, zum Licht und zur Hilfe der kummervollen Welt bestimmt hat, wird nicht verfehlen, Euch in Fülle und Über­fülle Gnade zu schenken, damit Ihr Eurer erhabe­nen Berufung würdig entsprechen könnt.

Fürwahr, Ihr habt wirklich eine erhabene Beru­fung, in der sich der christliche Geist und das Standesbewußtsein vereinen und Euch dazu drängen, jene sich selbst verströmende Liebe aus­strahlen zu lassen, die Euch Verdienste und Dank­barkeit erwirbt und anhäuft bei den Menschen, größere und edlere Verdienste aber bei Gott, dem gerechten Vergelter des Guten, das er als ihm selbst getan betrachtet, obschon es dem Nächsten getan worden ist. Hört inzwischen nicht auf, Euer Mög­lichstes zu tun, damit durch Euer großmütiges Wirken nicht nur Euer gesegneter Name Ehre ernte, sondern das Volk den christlichen Geist rühme, der Euer Leben und Euer Tun beseelt und Euch zu Gott erhebt. Während Wir nun von Gott, geliebte Söhne und Töchter, jede himmlische Gunst herabrufen auf Eure Familien, auf Eure Kinder mit dem unsagbar süßen Lächeln, auf Eure Knaben im frohen Jugendalter, auf die kühnen Jugendlichen mit der mutigen Wa­gelust, auf die reifen Männer mit der männlichen Entschlossenheit, auf die Greise mit den weisen Ratschlägen, die Eure erlauchten Familien erfreu­en und erhalten, und auf die lieben und tapfern Abwesenden, den Gegenstand Eurer sorgenvollen Gedanken und Eurer besonderen Zuneigung –, erteilen Wir Euch aus innerster Seele Unseren vä­terlichen Apostolischen Segen.[1]

[1] Utz-Groner, S. 1602-1608.

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Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira

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Die Glückwünsche, die Euer erlauchter Sprecher, geliebte Söhne und Töchter, mit erhabenen Worten Uns vorgetragen hat, wollen in Eurem Geist vor allen Dingen die kindliche Anhänglichkeit an den Apostolischen Stuhl zum Ausdruck bringen, die Euren Glauben beseelt und der schönste Ruhm des römischen Patriziats und Adels ist. Wir danken Euch hochherzig und lebhaft dafür. Und Unsere Gegenliebe überschüttet Euch verdientermaßen mit Unseren Glückwünschen für Euch und Eure Familien und bezeugt Euch dadurch nochmals Unsere dankbare und außerordentliche Gewogenheit angesichts der so lebendigen Bekundung Eurer althergebrachten Treue zum Stellvertreter Christi.

Kaiser Charlemagne und Alcuin

Kaiser Charlemagne und Alcuin

Wenn dieses kindliche und väterliche Zusammentreffen im Haus des gemeinsamen Vaters auch nicht erstmalig ist, so kann die Macht der Gewohnheit ihm doch nicht seine Köstlichkeit und Anmut nehmen, wie ja auch die Wiederkehr der Weihnachtstage deren religiöse Freude nicht schwächt, noch das Heraufsteigen des Neuen Jahres den Horizont der Hoffnungen verdunkelt. Gleicht das immer wieder neue Aufleben der Freude etwa nicht dem immer wiederkehrenden Neubeginn des Tages, des Jahres und des Wachstums in der Natur? Auch der Geist hat sein Neuwerden und seine Wiedergeburt. Wir werden wiedergeboren, wir leben von neuem auf, wenn wir die Geheimnisse unseres Glaubens feiern. Und in der Grotte von Bethlehem beten wir von neuem das Jesuskind an, unseren Erlöser, das Licht und die Sonne der Weit, wie auf unseren Altären das immerwährende Golgotha des aus Liebe zu uns gekreuzigten und sterbenden Gottmenschen erneuert wird.

Ihr laßt Eure Vorfahren neu aufleben, indem Ihr sie ins Gedächtnis zurückruft. Und Eure Ahnen leben wieder auf in Euren Namen und in den Euch hinterlassenen Titeln, den Zeugen ihrer Verdienste und Großtaten. „Patriziat“ und „Adel“, sind dies etwa nicht zwei Worte, ruhmbeladen und bedeutungsvoll: „Patriziat’ und „Adel“ dieses Roms, dessen Name die Jahrhunderte überdauert und in der Welt strahlt als das Siegel des Glaubens und der Wahrheit, die vom Himmel herabgestiegen, um den Menschen zum Himmel zu erheben?

Menschlich betrachtet, weckt der Name „Römisches Patriziat“ in Uns die Erinnerung an die gentes des Altertums, deren erste Anfänge sich im Nebel der Sage verlieren, die jedoch im hellen Licht der Geschichte als Erkenntnis- und Willenskräfte zutage treten, denen die Macht und Größe Roms in den glorreichen Zeiten der Republik und des Kaiserreichs wesentlich zu verdanken ist, als die Cäsaren in ihren Befehlen noch nicht Willkür an Stelle der Vernunft setzten. Die ältesten Römer waren gewiß ungebildete Menschen, aber durchdrungen vom Verantwortungsbewußtsein für das Los der Urbs, ihre eigenen Interessen mit denen der res publica in eins setzend, ihre weitgesteckten und kühnen Ziele verfolgend mit einer Beständigkeit und Ausdauer, Weisheit und Tatkraft, die sich unentwegt treu blieben. Sie erwecken auch heute noch die Bewunderung eines jeden, der sich die Geschichte jener fernen Zeiten wieder vor Augen führt. Es waren die patres und ihre Nachkommen – „Patres certe ab honore, patriciique progenies eorum appellati“ [Livius I, 8, n. 7: „Patres werden sie gewiß der Ehre wegen genannt, patricii ihre Nachkommenschaft“] die mit dem Patriziat des Blutes den Adel der Weisheit, der Tapferkeit und der bürgerlichen Tugend so zu verbinden wußten, daß sie den Plan faßten und auch verwirklichten, eine Welt zu erobern, die Gott gegen ihren Willen eines Tages nach seinem ewigen Ratschluß in ein vorbereitetes und ausgedehntes Feld heiliger Kämpfe und Siege für die Helden seiner Frohbotschaft verwandelte, während er aus der Urbs das Rom der christusgläubigen Heidenvölker machte und auf den stummen Denkmälern der heidnischen pontifices maximi den Pontifikat, das ewige Hohepriestertum und Lehramt Petri, errichtete.

Kampf von Lepanto, von Andrea Vicentino.

Kampf von Lepanto, Gemälde von Andrea Vicentino.

Daher kommt es, daß die Bezeichnung „Römisches Patriziat“, christlich, übernatürlich betrachtet, in Unserem Geist noch erhabenere geschichtliche Erinnerungen und Bilder weckt. Wenn der Name patricius im heidnischen Rom erkennen ließ, daß jemand Ahnen besaß und nicht einer Sippe gewöhnlicher Art, sondern einer bevorrechtigten und herrschenden Gesellschaftsschicht angehörte, so nimmt er im christlichen Licht einen noch helleren Glanz und einen noch volleren Klang an, indem zur berühmten Abstammung die gesellschaftliche Machtstellung hinzutritt. Der Name patricius bezeichnet ein Patriziat des christlichen Roms, dessen höchster und ältester Glanz nicht etwa im Blut begründet war, sondern in der Würde, Beschützer Roms und der Kirche zu sein. Patricius Romanorum ist ein Titel, der seit der Zeit der Exarchen von Ravenna bis zu Karl dem Großen und Heinrich III. getragen wurde. Jahrhunderte hindurch hatten die Päpste bewaffnete Beschützer der Kirche, die aus den Familien des Römischen Patriziats stammten. Und Lepanto bezeichnete und verewigte einen ihrer großen Namen in den Annalen der Geschichte. Heute, geliebte Söhne und Töchter, sind das Römische Patriziat und der Römische Adel berufen, die Ehre der Kirche zu schützen und zu verteidigen mit der Waffe einer strahlenden sittlichen, sozialen und religiösen Tugendhaftigkeit, die mitten unter dem römischen Volk und vor der Welt ihr Licht leuchten läßt.

Die sozialen Ungleichheiten, auch die mit der Geburt verbundenen, sind nicht zu vermeiden. Die Güte der Natur und Gottes Segen für die Menschheit leuchten über den Wiegen, beschützen und liebkosen sie, machen sie aber nicht gleich. Betrachtet die Gesellschaft in den Ländern, wo sie am unerbittlichsten eingeebnet worden ist! Kein Mittel konnte erreichen, daß der Sohn eines großen Herrschers, eines großen Volksführers durchweg auf derselben Ebene wie ein unbekannter, im Volk verlorener Bürger geblieben ist. Diese unvermeidbaren Ungleichheiten können – vom heidnischen Standpunkt aus gesehen – als eine unerbittliche Folge des Klassenkampfes erscheinen, als eine Folge der von den einen über die anderen errungenen Macht, als eine Folge der blinden Gesetze, die angeblich das menschliche Treiben bestimmen und den Triumph der einen wie auch die Not der anderen herbeiführen. Ein christlich unterrichteter und erzogener Geist dagegen kann sie nur als gottgewollte Anordnung betrachten, die auf denselben Ratschluß zurückgeht, der den Ungleichheiten im Rahmen der Familie zugrunde liegt, die deshalb dazu bestimmt sind, die Menschen auf dem Weg des gegenwärtigen Lebens zum himmlischen Vaterland stärker miteinander zu vereinen, indem einer dem andern hilft, wie der Vater der Mutter und den Kindern hilft.

Gemälde von João Zeferino da Costa

Gemälde von João Zeferino da Costa

Daß diese, wenn auch väterlich aufgefaßte gesellschaftliche Überlegenheit infolge der aufeinanderprallenden menschlichen Leidenschaften die Geister bisweilen auf Irrwege in den Beziehungen zwischen Hoch und Nieder gedrängt hat, ist in der Geschichte der gefallenen Menschheit nicht erstaunlich. Solche Entgleisungen können die grundlegende Wahrheit nicht abschwächen oder verdunkeln, daß für den Christen die sozialen Ungleichheiten in der großen menschlichen Familie begründet sind, daß also die Beziehungen zwischen den Klassen und Ständen von einer ehrlichen und gleichen Gerechtigkeit bestimmt und zu gleicher Zeit von gegenseitiger Achtung und Liebe beseelt bleiben müssen, die – ohne die Ungleichheiten gewaltsam aus der Welt zu schaffen – ihren Abstand verringern und ihre Gegensätze mildern sollen. Sehen Wir etwa in den wahrhaft christlichen Familien die größten unter den Patriziern und Patrizierinnen nicht wachsam und eifrig darauf bedacht, ihrer Dienerschaft und ihrer ganzen Umgebung gegenüber eine Haltung zu bewahren, die zweifellos ihrem Stande entspricht, aber von jeder Überheblichkeit frei ist und jenes Wohlwollen und jene Höflichkeit in Wort und Benehmen anstrebt, die den Herzensadel unter Beweis stellen? Erblicken sie in den anderen nicht Menschen, Brüder Christi und Christen wie sie selbst, die mit ihnen in Christus durch die Bande der Liebe vereinigt sind, jener Liebe, die auch in den ererbten Palästen bei Hoch und Nieder, am meisten in den hienieden nie fehlenden Stunden der Trübsal und des Schmerzes, das Leben tröstet, erleichtert, erfreut und versüßt?

Ihr, geliebte Söhne und Töchter, das Römische Patriziat und der Römische Adel, Ihr in diesem Rom, dem Mittelpunkt der Christenheit, in der Mutter- und Hauptkirche aller Kirchen der katholischen Welt, versammelt um jenen, den Christus zu seinem Stellvertreter und zum gemeinsamen Vater aller Gläubigen gesetzt hat – Ihr seid von Gottes Vorsehung auf eine hohe Warte gestellt, damit Eure Würde vor der Welt erstrahle in der Ergebenheit zum Stuhl Petri als Vorbild bürgerlicher Tugend und christlicher Vollkommenheit. Wenn jeder gesellschaftliche Vorrang Aufgaben und Pflichten mit sich bringt, so verlangt die durch Gottes Hand Euch zuteil gewordene Sonderstellung gerade in der augenblicklichen schweren und sturmerfüllten Stunde – einer Stunde, die von den Entzweiungen und schrecklichen Kämpfen der Menschheit verdüstert wird, einer Stunde, die zum Gebet und zur Buße ruft, die in allen die Lebensweise umgestalten und verbessern, dem Gesetz Gottes gleichförmiger machen möge, wie es ohne jeden Zweifel die gegenwärtige Not und die Ungewißheit, welche Gefahren bevorstehen, uns dringend nahelegen – (Eure Sonderstellung) verlangt, möchten Wir sagen, von Euch ein vollendetes christliches Leben, ein tadelloses und strenges Benehmen, höchste Treue gegenüber all Euren Familienpflichten und all Euren privaten und öffentlichen Obliegenheiten – Tugenden, die nie verblassen, sondern klar und lebendig vor den Augen jener leuchten, die Euch sehen und beobachten, denen Ihr durch Euer Handeln und Euren Wandel nicht nur den Weg zum Voranschreiten im Guten weisen, sondern auch zeigen müßt, daß die schönste Zier des Römischen Patriziats und Adels die überragende Tugend ist.

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Während Wir nun das demütige und arme Jesuskind, den Sproß aus königlichem Stamm, den menschgewordenen König der Engel und der Menschen, bitten, daß er Euch bei der Erfüllung der Euch übertragenen Sendung lenke und leite, Euch mit seiner Gnade erleuchte und stärke, erteilen Wir Euch aus innerstem Herzen, geliebte Söhne und Töchter, Unseren väterlichen Apostolischen Segen, den Wir mit der Absicht geben, daß er sich auch auf alle Eure Lieben ausbreite und dauernd niederlasse, besonders auf jene, die nicht unter Euch weilen, die zur Erfüllung ihrer Pflichten in Gefahren schweben, denen sie mit einem dem Adel ihres Blutes gleichkommenden Mut entgegengehen, die vielleicht verwundet, vermißt oder gefangen sind. Dieser Segen steige herab und sei für Euch Balsam, Trost, Schutz und Unterpfand der erlesensten und reichsten Gnaden und himmlischer Hilfe, für die gequälte und erschütterte Welt aber Hoffnung auf Ruhe und Frieden.[1]

[1] Utz-Groner, S. 1614-1619.

Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira

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Eine Quelle inniger und väterlich Freude für Unser Herz, geliebte Söhne und Töchter, Eure willkommene Schar zu sehen, die Uns am Beginn des Jahres umgibt. Eines Jahres, mit nicht weniger furchterregenden Aussichten, als es das eben vergangene war. Ihr habt Euch versammelt, um Uns, über Euren hervorragenden Wortführer, kindlichherzliche Glückwünsche zu übermitteln. Diese Glückwünsche, in ergebener und doch so hochherziger Form vorgetragen, verleihen Eurer einmütigen und übereinstimmenden Anwesenheit vor Uns hohen Wert und den Ausdruck einer Zuneigung, die Uns besonders willkommen ist.

Im Patriziat und dem römischen Adel erkennen und lieben Wir eine Schar von Söhnen und Töchtern, die auf Ihr Treueverhältnis zur Kirche und zum Heiligen Vater stolz sind.

Adoration_assisiEin Verhältnis, vererbt durch die Vorfahren, deren Liebe zum Stellvertreter Christi aus den tiefsten Wurzeln des Glaubens erwachsen ist und weder durch den Ablauf der Zeit, noch auf Grund der, von Menschen und Zeitumständen abhängigen Zufälligkeiten des Lebens nachgelassen hat. In Eurer Mitte fühlen Wir uns noch mehr als Römer, auf Grund gemeinsamer Lebensgewohnheiten und der Luft, die wir geatmet haben und noch immer atmen. Unter dem gleichen Himmel und dem gleichen Sonnenschein lebend, an den gleichen Ufern des Tiber, wo auch Unsere Wiege stand, auf der gleichen Erde, die bis in den letzten Winkel heilig ist und aus der Rom für seine Kinder den Schutz einer Ewigkeit, die bis an den Himmel reicht, immer auf’s neue schöpft.

Es ist wohl wahr, daß Christus, unser Herr, es vorgezogen hat, zum Troste der Armen, auch als Armer auf die Welt zu kommen und in der Familie eines einfachen Arbeiters aufzuwachsen. Es ist aber ebenso war, daß Er durch die Umstände seiner Geburt das vornehmste und edelste Geschlecht Israels, das Haus David, ausgezeichnet hat.

Aus diesen Grunde und getreu dem Geiste Dessen, dessen Stellvertreter sie sind, haben die Päpste das Patriziat und den Adel von Rom immer hochgeschätzt, deren Gefühl unwandelbarer Sympathie für den Heiligen Stuhl den wertvollsten Teil des Erbes darstellt, welches sie von den Vorfahren übernommen und an ihre Kinder weitergegeben haben.

Das Erbe ist eine großartige und geheimnisvolle Sache. Es bedeutet, daß in einem Geschlecht und über Generationen hinweg, ein reicher Schatz materieller und geistiger Güter weitergegeben wird. Daß das gleiche äußere Erscheinungsbild und die gleiche moralische Haltung vom Vater auf den Sohn übergeht. Jedoch ist es möglich, daß die Tradition, die – über Jahrhunderte hinweg – die Mitglieder eines Geschlechtes verbunden hat, eben dieses Erbe, wie Wir gesagt haben, durch den Einfluß materieller Theorien entstellt werden kann. Man kann, man muß es sogar, diese sosehr bedeutsame Tatsache in ihrem ganzen Umfang menschlicher und übernatürlicher Wahrheiten bedenken.

Sicher kann man es nicht leugnen, daß bei der Weitergabe vererbbarer Eigenschaften materielle Vorgänge mitspielen. Diese Tatsache erstaunlich zu finden, hieße die intime Verbindung zwischen unserer Seele und dem Körper zu vergessen. Ebenso, daß sogar hochgeistige Tätigkeiten weitgehend von unserem körperlichen Temperament beeinflußt werden. Deswegen weist die christliche Morallehre die Eltern auf die große Verantwortung hin, die sie in dieser Beziehung haben.

KellsFol200rGeneolgyOfChristDas wertvollste aber ist das geistige Erbe. Dieses wird nicht sosehr über die geheimnisvollen Verbindungswege materieller Schöpfung weitergegeben, als vielmehr durch den dauernden Einfluß einer ausgezeichneten, familiären Umgebung. Entscheidend für das Ergebnis ist eine langsame und gründliche seelische Entwicklung in der Umgebung eines Vaterhauses, das reich an geistigen, moralischen und vor allem, christlichen Tradition ist. Wichtig ist auch der gegenseitige Einfluß derer, die unter dem gleichen Dache wohnen, ein Einfluß, dessen wohltätige Wirkung weit über die Kinderjahre und Jugendzeit hinausgeht und bis an das Ende eines langen Lebens reicht. Auf diesem Wege entwickeln sich auserwählte Geister, die in sich selbst die Schätze eines wertvollen Erbes mit ihren eigenen Vorzügen und Lebenserfahrungen zu verbinden wissen.

Das ist das, über alle Maßen, wertvolle Erbe, welches, erleuchtet durch einen festen Glauben, belebt und erfrischt durch dauerndes und treues Leben im Geiste Christi und durch die Erfüllung seiner Forderungen, die Seelen Eurer Kinder erheben, vervollkommnen und bereichern wird.

Wie jedes wertvolle Erbe, erfordert auch dieses die Erfüllung strenger Pflichten. Sie sind umso strenger, je reicher das Erbe ist. In erster Linie sind es zwei Verpflichtungen:

1) die Pflicht, diese Schätze nicht zu verschwenden, sie unbeschädigt weiterzugeben an die, die nach uns kommen und sie, wenn möglich, noch zu vermehren. Das heißt im besonderen, der Verführung zu widerstehen, in diesen Gaben nichts weiter zu sehen als ein Mittel dazu, um ein leichteres, angenehmeres, vornehmeres und erfolgreicheres Leben zu führen;

2) die Verpflichtung, diese Schätze nicht nur für sich selbst zu behalten, sondern auch den von der Vorsehung weniger reich bedachten Menschen abzugeben und so durch sie umfangreiche Vorteile zu gewähren.

Geliebte Söhne und Töchter, die edlen Charakterzüge der Wohltätigkeit und edler Tugenden habt Ihr von Euren Vorfahren geerbt. Von ihrem Edelmut legen die Denkmale und Paläste, die Hospize und Asyle und die Spitäler Roms Zeugnis ab. Ihre Namen und das Andenken an sie sprechen zu uns über ihre beglückende und fürsorgliche Güte, den Unglücklichen und Hilfsbedürftigen gegenüber.

663px-Maria_Nikolaevna_with_her_childrenWir wissen sehr wohl, daß das Patriziat und der römische Adel es niemals – solange es die Möglichkeiten jedes Einzelnen erlaubten – am rühmenswerten Eifer, Gutes zu tun, haben fehlen lassen. In dieser so schmerzlichen Stunde aber, da der Himmel von Unruhe und Sorgen verdunkelt ist, werden diese Edlen mehr als je zuvor in sich den Antrieb zu tätiger Nächstenliebe verspüren, der dazu anspornt, die schon bisher erworbenen Verdienste bei der Bekämpfung des menschlichen Elendes zu vermehren. Dies, solange Ihr ein ernstes und genügsames Leben führt, das jede Leichtfertigkeit oder frivole Vergnügungen ausschließt, die für ein nobles Herz, für Anbetracht von soviel menschlichem Leiden, undenkbar sind. Unzählige Möglichkeiten, edel zu handeln wird Euch das neue Jahr bieten, nicht nur im Kreise Eurer Familien, sondern auch außerhalb! Wie viel neue Einsatzmöglichkeiten für Eure Hilfsbereitschaft und den Willen, Gutes zu tun! Wie viele im Verborgenen vergossene Tränen gilt es zu trocknen! Wie viele Leidenden zu trösten! Wie viel körperliche und seelische Not zu lindern!

Was Uns das eben begonnene Jahr bringen wird, ist Gottes Geheimnis. Geheimnis Gottes, der weise und fürsorglich die Wege der Kirche und des Menschengeschlechtes zu jenem Ende führt, an dem Seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit siegen werden. Es ist aber Unsere Sehnsucht, Unser Wunsch für die Zukunft und darum beten Wir, daß der Welt ein

dauernder, gerechter Friede in Ruhe und Ordnung geschenkt werde. Ein Frieden, der alle Völker und Nationen beglücken möge und lachende Gesichter überall wieder zurückbringt. Ein Frieden, der die dankbaren Herzen den höchsten Lobgesang für unseren Gott des Friedens anstimmen läßt, den Wir in der Krippe zu Bethlehem anbeten.

In diesen Unseren Wunsch, geliebte Söhne und Töchter, schließen Wir die Hoffnung ein, daß dieses Jahr nicht unglücklich, sondern für Euch alle, glückbringend sein möge. Für Euch, über deren Anwesenheit hier Wir uns freuen, und die Uns ein Bild aller Altersstufen geben und die, unter Gottes Schutz stehend, durch ihren Einsatz im privaten und öffentlichen Leben, für Ihr Handeln höchstes Lob verdienen. Für die ehrwürdigen Alten, Bewahrer nobler familiärer Traditionen, kluge und erfahrene Wegweiser für die Jüngeren, für Väter und Mütter, die für ihre Söhne und Töchter Beispiel und Meister der Tugenden sind. Für die Jugend, die sauber, gesund und fleißig, in Gottesfurcht heranwachsend, die Hoffnung ihrer Familien und des geliebten Vaterlandes sein möge. Für die Kleinen, die mit der Zukunft ihrer Pläne träumen, bei den Spielen ihrer Kindheit. Für Euch alle, die Ihr der Eintracht und des Glückes im Schoße Eurer Familie teilhaftig seid, bieten Wir unsere väterlichen und herzlichen Glückwünsche dar. Für ein Glück, das den Wünschen von jedem und jeder von Euch entspricht, wobei Ihr dessen eingedenk sein sollt, daß jeder Unserer Wünsche von Gott beurteilt und danach gewertet wird, wie sie am besten unserem Heile dienen. Dabei wiegt im allgemeinen schwerer, was Gott Uns zugestehen will, als das, was Wir uns selber wünschen.

Das ist der Inhalt Unseres Gebetes, das Wir, am Beginn dieses Jahres zu Gott, unseren Herrn, erheben. Zum Beginn eines Jahres, hinter dessen undurchsichtigen Schleiern Gottes Vorsehung das Universum ebenso liebevoll regiert, lenkt und führt, wie die kleine Welt der Menschen. Wir erbitten für Euch den Reichtum der Gnaden Gottes, für alle und für jeden einzelnen von Euch, die Ihr Uns alle lieb und wert seid und für die, die Ihr in Euren Gedanken und Herzen bewahrt. Euch allen gewähren Wir Unseren väterlichen, Apostolischen Segen.[1]

 

[1] (Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, Tipografia Poliglotta Vaticana, 5.1.1941, S. 363-366.)

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Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira

 

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Ein zweifaches Geschenk haben Patriziat und Adel von Rom Uns an der Schwelle des neuen Jahres anläßlich des heutigen Empfanges machen wollen: das sehr willkommene Geschenk Eurer Gegenwart und damit zugleich das Geschenk der ergebenen Glückwünsche, geschmückt – einer Blüte vergleichbar – mit dem Zeugnis der ererbten Treue zum Heiligen Stuhl, wofür die ehrfurchtsvollen und beredten Worte ein neuer Beweis sind, geliebte Söhne und Töchter, die Euer hoher Sprecher Uns soeben entboten hat, indem er Uns so die schon lang erwünschte Gelegenheit gab, Eurem erlauchten Kreis die große Wertschätzung zu bestätigen und Unsererseits noch zu steigern, deren dieser Apostolische Stuhl Euch stets für würdig erachtet und es auch nie unterlassen hat, dies vor aller Welt auszusprechen.

Britannicus_RomeIn solcher Wertschätzung ist die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte lebendig. Nicht wenige unter denen, die in diesem Augenblick Uns umgeben, tragen Namen, die seit Jahrhunderten innigst verflochten sind mit der Geschichte Roms und des Papsttums in heiteren und dunklen Tagen, in Freude und in Schmerz, im Ruhm und in der Verdemütigung, getragen von jener tiefen Gesinnung, die hervorbricht aus der Tiefe eines Glaubens, der mit dem Blut von den Vorfahren geerbt wurde, der alle Prüfungen und Stürme überdauert und selbst nach vorübergehenden Verirrungen bereit ist, wieder in den Weg zum Vaterhaus einzubiegen. Der Glanz und die Größe dieser Ewigen Stadt spiegelt sich und strahlt wider in den Fami­lien des Patriziats und des römischen Adels. Die Namen Eurer Ahnen stehen unauslöschbar einge­zeichnet in den Annalen einer Geschichte, deren Geschehen in vieler Hinsicht großen Anteil am Werden und Wachsen so vieler Völker der heutigen Kulturwelt gehabt hat. Obschon man ohne den Namen Roms und seiner Adelsgeschlechter selbst die Profangeschichte vieler Nationen, Königreiche und kaiserlicher Kronen nicht schreiben könnte, so kehren die Namen des Patriziats und des römischen Adels noch häufiger in der Geschichte der Kirche Christi wieder, die über allen irdischen und politischen Ruhm hinweg zur höchsten Größe aufsteigt in ihrem sichtbaren Haupt, das nach der gütigen Fügung der Vorsehung seinen Sitz an den Ufern des Tibers hat.

Von Eurer Treue zum römischen Pontifikat und der Stetigkeit, die als ruhmvolles Erbe Eurer Familien Euch auszeichnet, sehen Wir hier vor Uns mit Unseren Augen in dieser erlauchten Versammlung in der gleichzeitigen Gegenwart von drei Generationen geradezu ein lebendiges Abbild. In jenen unter Euch, die vom Weiß des Schnees oder des Silbers die Stirne umrahmt tragen, ehren Wir die vielen Verdienste, die Ihr durch lange Pflichterfüllung

Euch erworben habt und die Ihr als Siegestrophäen niederzulegen gekommen seid, um so dem allein wahren Herrn und Meister, dem Unsichtbaren und Ewigen zu huldigen. Doch die meisten von Euch stehen vor Uns unternehmungsfreudig in der Blüte der Jugend oder im Glanz des Mannesalters, mit jenem Vorrat an physischen und sittlichen Energien, die Euch fähig und bereit machen, Euer Können dem Fortschritt und der Verteidigung jeder guten Sache zu widmen. Unsere Vorliebe gilt jedoch und wendet sich zu der heiteren und lächelnden Unschuld der Kleinen, als Letzte in diese Welt gekommen, in denen Uns der Geist des Evangeliums die glücklichen Ersten im Gottesreich erkennen läßt; in ihnen schätzen Wir die arglose Unschuld, den lebhaften und reinen Glanz ihrer Blicke, engelgleicher Abglanz der Reinheit ihrer Seelen. Sie sind ohne Arg, dem Anschein nach wehrlos; aber unter dem Zauber ihrer Treuherzigkeit, die Gott nicht weniger gefällt als den Menschen, verbergen sie eine Waffe, die sie wie der junge David seine Schleuder schon gut zu handhaben wissen: die schmiegsame Waffe des Gebetes; auch bewahren sie im Köcher ihres noch schwachen, aber schon freien Willens einen wunderbaren Pfeil, das zukünftige und sichere Werkzeug für den Sieg: das Opfer.

Bei diesem Reichtum von verschiedenen Altersstufen, den Wir in Euch, den treuen Hütern ritterlicher Überlieferungen, mit Freuden feststellen, zweifeln Wir nicht, ja Wir sind dessen im voraus sicher, daß das treue Jahr ein gutes und christlich glückliches werden wird. Steht es auch unter dem undurchsichtigen Schleier, in den die Zukunft es einhüllt, so werdet Ihr es doch bereitwillig aus den Händen der Vorsehung entgegennehmen wie einen jener versiegelten Briefe, die einen Befehl zu tapferen und heiligen Lebenskämpfen übermitteln, den der Beamte, mit einem Auftrag besonderen Vertrauens bedacht, von seinen Vorgesetzten empfängt und erst unterwegs öffnen darf. Tag für Tag wird Euch Gott, der Euch dieses neue Jahr in seinem Dienst beginnen läßt, das Verborgene enthüllen; und Ihr wißt wohl, daß all das, was Euch diese noch geheimnisvolle Aufeinanderfolge von Stunden, Tagen und Monaten bringen wird, nur mit Willen oder Zulassung jenes himmlischen Vaters eintreten wird, dessen Vorsehung und Regierung der Welt sich in ihren Anordnungen nicht täuscht und fehlgeht. Dürfen Wir es Euch aber vorenthalten, daß das neue Jahr und die kommenden Zeitläufe, die es eröffnet, auch Gelegenheiten zu Kämpfen und Mühen und, Wir wollen hoffen, auch zu Verdiensten und Siegen bringen wird? Seht Ihr nicht, wie heute, weil das Liebesgebot des Evangeliums verkannt, geleugnet und gelästert wird, in einigen Teilen der Welt Kriege wüten – wovor die göttliche Barmherzigkeit bisher Italien bewahrt hat –, in deren Verlauf man ganze Städte in Berge von rauchenden Trümmern verwandelt sieht und Ebenen mit dem Reichtum reifender Ernten in eine Gräberstätte von zerfetzten Leichnamen? Allein auf verlassenen Wegen, im Dunkel nebelhafter Hoffnung irrt furchtsam der Friede; und in seinen Spuren und auf seinen Schritten machen sich in der alten und neuen Welt Menschen, die ihm Freund sind, auf die Suche nach ihm, darum besorgt und darauf bedacht, ihn mitten unter die Menschen zurückzuführen auf gerechten, zuverlässigen und dauerhaften Wegen und so in brüderlichem Bemühen um Verständigung die kühne Aufgabe des notwendigen Wiederaufbaus vorzubereiten.

Prinz_Georg_mit_Eltern_als_PriesterJS1An diesem Werk des Wiederaufbaus werdet Ihr, geliebte Söhne und Töchter, bedeutsamen Anteil haben können. Wenn es nämlich schon wahr ist, daß die moderne Gesellschaft gegen den Gedanken und selbst gegen den Namen eines privilegierten Standes angeht, so ist es nicht weniger wahr, daß auch sie, ähnlich wie die antike Gesellschaft, nicht von einem arbeitsamen und gerade dadurch an den leitenden Kreisen teilhabenden Stand wird absehen können. Es steht daher bei Euch, in aller Öffentlichkeit zu zeigen, daß Ihr seid und sein wollt eine einsatzwillige und wirkmächtige Gemeinschaft. Ihr habt es im übrigen gut verstanden und Eure Söhne werden es noch klarer sehen und begreifen: niemand kann sich mehr dem ursprünglichen und allgemeinen Gesetz der Arbeit entziehen, so verschieden und vielfach sie auch sein mag und unter welchen Formen des Geistes und der Hand sie auch erscheinen mag. Daher sind Wir sicher, daß Euer hochherziger Edelmut diese heilige Pflicht nicht weniger entschlossen, nicht weniger vornehm sich zu eigen machen wird als Eure großen Verpflichtungen als Christen und Edelleute, Nachfahren von Geschlechtern, deren Wirksamkeit so viele marmorne Wappen an Palästen der Ewigen Stadt und der Provinzen Italiens verherrlichen und an unsere Zeit weitergeben.

Hier handelt es sich indessen um ein Vorrecht, das weder die Zeit noch die Menschen Euch entreißen können, wenn Ihr selbst – dessen würdig – nicht damit einverstanden seid, es zu verlieren: das Privileg, die Besten zu sein, die Optimates“, nicht so sehr durch die Fülle an Reichtümern, die Pracht der Gewänder, den Prunk der Paläste, als vielmehr durch die Rein­heit der Sitten, durch die Rechtschaffenheit des religiösen und bürgerlichen Lebens; das Privi­leg, Patrizier, patricii“, zu sein durch die hohen Eigenschaften des Geistes und des Herzens; das Privileg schließlich, nobiles“ zu sein, d.h. Men­schen, deren Name wert ist, gewußt zu werden, und deren Leben als Beispiel und zur Aneiferung vor Augen gestellt wird.

Wenn Ihr so handelt und darin fortfahrt, dann wird durch Euch der ererbte Adel an Glanz gewinnen und fortleben; und aus den müden Händen der Greise wird in jene kraftvollen Hände der Jugend übergehen die Flamme der Tugend und der Wirksamkeit, das stille und ruhige Licht vergoldeter Sonnenuntergänge, das in neuen Morgenröten für jede neue Generation wiedererstrahlt, sobald großmütige und fruchtbare Bestrebungen anheben.

Das sind, geliebte Söhne und Töchter, die Wünsche, die Wir voll zuversichtlicher Hoffnung für Euch zu Gott erheben, während Wir als Unterpfand der erlesensten himmlischen Gnaden Euch allen und einem jeden von Euch, all Euren Lieben und allen Personen, die Ihr im Geiste und im Herzen tragt, Unseren väterlichen Apostolischen Segen erteilen.[1]

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[1] Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens – Soziale Summe Papst Pius XII. Herausgegeben von Arthur-Fridolin Utz OP, Professor der Ethik und Sozialphilosophie an der Universität Freiburg (Schweiz) und Joseph-Fulko Groner OP, Professor der Moraltheologie an der Universität Freiburg (Schweiz) – Nihil obstat: Friburgi Helv., die 5. Maii 1954, G. Meersseman OP, Wyser OP. Imprimatur: Friburgi Helv., die 5. Maii 1954, N. Luyten O.P., Friburgi Helv., die 29. Junii 1954, R. Pittet, v.g. Paulusverlag, Freiburg in der Schweiz, 1954, S. 1609-1613. Ansprache an das Patriziat und an den Adel Roms, 8. Januar 1940. Original: italienisch.

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Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira

 

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Im Erlaß Fin dalla Prima vom18.12.1903, faßt der hl. Papst Pius X. in folgender Weise die Lehre Papst Leos XIII. über die sozialen Unterschiede zusammen:


“I. Die menschliche Gesellschaft – wie Gott sie eingerichtet hat – ist aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt, so wie der menschliche Körper aus verschiedenen Gliedern besteht; sie alle gleich zu machen, ist unmöglich und würde die Destruk­tion der Gesellschaft selbst bedeuten (Enzyklika Quod Apostolici muneris).

II.  Die Gleichheit aller Gesellschaftsglieder besteht einzig darin, daß alle Menschen ihren Ur­sprung in Gott dem Schöpfer haben, daß sie durch Jesus Christus erlöst sind und genau nach dem Maß ihrer Verdienste und Vergehen von Gott ge­richtet und belohnt oder bestraft werden (EnzyklikaQuod Apostolici muneris).

III. Daher kommt es, daß es den Anordnungen Gottes entspricht, wenn es in der menschlichen Gesellschaft Herrscher und Untertanen, Arbeit­geber und Arbeitnehmer, Reiche und Arme, Ge­lehrte und Unwissende, Adelige und Nichtadelige gibt, die alle, durch das Band der Liebe geeint, ein­ander beistehen, ihr letztes Ziel im Himmel und ihr leibliches und seelisches Wohlergehen hier auf Erden zu erlangen (Enzyklika Quod Apostolici muneris).

(Acta Sanctae Sedis [Rome: Ex Typographia Polyglotta, 1903-1904], Vol. 36, p. 341.)

Plinio Corrêa de Oliveira, Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen von Papst Pius XII. (Wien, Österreich: Österreichische Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum, 2008), Dokumente V, S. 302.

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Weihnachten

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Am 21. Oktober 1789 rottete sich das Volk vor dem Hause des Bäckers François zusammen: eine alte Frau klagte, er halte viel Brot verborgen. Die Nachbarn riefen vergebens, er sei ein Ehrenmann, er tue vieles für die Armen, er backe täglich in sieben Öfen und verweigert niemanden Brot. Das Volk wollte nichts hören.
Die Bürgerwehr führte ihn auf das Stadthaus vor den Polizei-Ausschuss der Gemeinde, der ihn verhörte und sogleich sich von seiner Unschuld überzeugte, aber vor dem Drohen der Menge, die den Grèveplatz füllte, sie nicht anzuerkennen wagte: man müsse ihn in die Abtei führen, denn es sei, wenn er schuldig, sehr wichtig, die Teilnehmer an der Verchwörung kennen zu lernen.
Allein draußen hies es, treulose Beamte wollten den Frevler  dem Zorne des Volkes entreißen, das dürfe man nicht dulden. Die Menge drängte in das Ratszimmer, entriss der Wache den Angeklagten, und hing ihn am nächsten Laternenpfahl auf, ohne das die Nationalgarde vor dem Rathaus sich regte.
Der man lebte noch, als man ihn am Strick wieder herunterließ; man schnitt ihm den Kopf ab und trug denselben auf einer Pike durch die Straßen.

(Aus ‘Weltgeschichte’ von J. B. Weiss)

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