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Der Adel und die Vergleichbaren Traditionellen Eliten in den Ansprachen von Papst Pius XII

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Im 14. Jahrhundert zeichnet sich im christlichen Europa eine Mentalitätsänderung ab, die dann im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer deutlichere Züge annimmt. Das Streben nach irdischen Freuden wächst sich zu einer wahren Gier aus. Die Vergnügungen werden immer häufiger und prunkvoller, und die Menschen schenken ihnen immer mehr Aufmerksamkeit. Der wachsende Hang zu einem lustund phantasievollen Sinnesleben zeitigt in Kleidung, Sitten, Sprache, Literatur und Kunst immer deutlichere Anzeichen der Sinnlichkeit und Verweichlichung. Ernst und Strenge früherer Zeiten verschwinden zusehends, alles gewinnt einen strahlenden, anmutigen, festlichen Charakter.

Die Herzen wenden sich nach und nach von der Opferfreudigkeit, von der wahren Kreuzesverehrung und dem Streben nach Heiligkeit und nach dem ewigen Leben ab. Das Rittertum, einst Höhepunkt christlicher Zucht, neigt zu Amouren und Gefühlsduselei; die Liebesdichtung erobert die Länder, übertriebener Luxus und eine damit einhergehende Gewinnsucht sind in allen Gesellschaftsschichten zu finden.

Das Vordringen dieses Sittenwandels auch auf die geistigen Bereiche brachte hier deutliche Anzeichen des Hochmutes hervor, wie zum Beispiel den Geschmack an leeren, prunkvollen Streitgesprächen, an inkonsistenten Spitzfindigkeiten und Auftritten prahlerischer Gelehrsamkeit; alte philosophische Tendenzen, die die Scholastik bereits überwunden hatte, schmeichelten sich wieder ein und tauchten, da der frühere Eifer für die Unversehrtheit des Glaubens nachließ, unter neuem Blickwinkel wieder auf.

Innenansichten von Der Kölner Dom. Foto von Pedro Szekely.

Der Absolutismus der Legisten, die sich stolz auf ihre Kenntnisse des römischen Rechts beriefen, stieß bei ehrgeizigen Fürsten auf geneigte Ohren. Im gleichen Zuge ging bei hoch und niedrig auch die frühere Entschlossenheit zurück, die königliche Macht in jene legitimen Grenzen aus der Zeit Ludwigs des Heiligen und des Hl. Ferdinand von Kastilien zurückzuweisen.

 

Revolution und Gegenrevolution Von Plinio Corrêa de Oliveira.  Erster Teil, III KAPITEL, 5 – A.

 

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Mit Beiträgen von Plinio Corrêa de Oliveira

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Der Angriff auf die christliche Familie, der aus Politik und Medien geführt wird, kann niemanden unberührt lassen, der sich Sorgen um die christliche Zukunft Deutschlands macht. Die materiellen Lebensbedingungen der deutschen Familien verschlechtern sich zunehmend. Doch zudem findet ein Kulturkampf gegen Ehe und Familie statt, der sogar ihre Begrifflichkeit in Frage stellt. Noch nie in der Geschichte standen Ehe und Familie so stark im Zentrum ideologischer Auseinandersetzungen wie in unseren Tagen. Diese Schrift möchte in der aktuellen Debatte eine Orientierung aus christlicher Sicht geben.

Kinder in Gefahr

Eine Aktion der Deutschen Vereinigung für eine Christliche Kultur (DVCK) e.V.

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‘Gott erhalte, Gott beschütze, unsern Kaiser, unser Land!’ Am 1. April 1989 erklang in Wien die alte Hymne. An diesem Tag wurde Zita, die Frau des letzten österreichischen Kaisers, zu Grabe getragen.

 

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Bei den jüngsten Festlichkeiten zur Geburt Jesu Christi erklang Unserem Glauben wieder einmal der himmlische Gesang der Engel zum Lobe Gottes und des Friedens. Seit diesem seligen Tag werden gleich einem harmonischen Konzert in Unserer Nähe immer wieder die Stimmen des Glückwun­sches und anhänglicher Liebe laut, mit denen sich Unsere geliebten Söhne in der Ferne und mehr noch die nächsten an die demütige Person dessen richten, in dem sie – so wie sie in ihm das Weiterle­ben der Sendung Christi anerkennen – sich auch die Fortsetzung der Verheißungen und Wohltaten Christi wünschen.

Wie man aber nach dem Vergnügen eines Kon­zertes mit besonderem Genuß die Stimme dessen zu schätzen weiß, der nun allein die Melodie des Chores wiederholt und weiterführt, so klingt auch nach den Glückwünschen, die Uns jetzt zur Weih­nachtszeit erfreuten, die stets angenehme und wohlbekannte Stimme des römischen Patriziats und Adels wieder an Unser Ohr, wie sie von Ihnen, Herr Fürst, mit der in den noblen Häusern Roms üblichen Wärme des Glaubens vorgetragen wird.

Sie haben die nun zu Ende gehenden wie auch die kommenden Jahre als traurig und schwer be­zeichnet; da Sie aber angesichts solcher Trauer mit vollem Recht den Trost und die Hilfe des Himmels über den kummervollen Lauf Unseres Pontifikats herabgefleht haben, danken Wir Ihnen, Herr Fürst. Ebenso danken wir auch allen Patriziern und Edlen Roms, die sich hier eingefunden haben, um sich Ihren Glückwünschen anzuschließen, oder die dies aus der Ferne tun, weil sie verhindert sind, sich persönlich an diesem Throne einzufinden, dem ihre Vorfahren stets treu geblieben sind, so wie ihm auch die Mitglieder ihrer Geschlechter noch heute die Treue halten.

Britischer Pfarrer in der Royal Navy im Zweiten Weltkrieg.

Ebenso bedanken Wir uns für die Worte, mit denen Sie sich an Uns als Hohen Priester gewandt haben, als Sie einen Blick zurück auf die harte, bekämpfte und nicht anerkannte Arbeit der katho­lischen Kirche während der schrecklichsten menschlichen Katastrophe warfen. Es ist Uns eine Freude, festzustellen, daß Sie, während sich Ihr Akt der Ergebenheit dem Oberhaupt der katholischen Priesterschaft zuwandte, gleichwohl Ihr Lob als Ausdruck kollektiven Denkens Ihrer noblen Klasse auf so herrliche und angebrachte Weise an die unmittelbarsten und treuen Sprachrohre unseres Fühlens in der Menge gerichtet haben, nämlich an die Mitglieder des Klerus.

Der Klerus, geliebte Söhne, ist nicht eine Orga­nisation des Krieges sondern des Friedens; er kann sich nur friedlichen Unternehmungen widmen, nicht aber den Werken des Krieges. Dennoch eröff­net ihm sein Apostolat auch unter den schrecklichen Schlägen des Krieges viele Möglichkeiten, Gutes zu tun und sich Verdienste zu erwerben.

Deshalb konntet ihr ihn auf den Schlachtfeldern die Ängstlichen stärken, die Sterbenden trösten, die Verwundeten begleiten sehen. Ihr konntet ihn sehen, wie er in den Spitälern noch den letzten Seufzer aufnahm, die Seelen von ihren Makeln reinigte, in der Bedrängnis des Schmerzes Mut zusprach, während der langen, gefährlichen Gene­sung ermunterte, das Pflichtbewußtsein wieder aufrichtete, vor törichten, dem Unglück zuzu­schreibenden Fehlern bewahrte. Ihr konntet ihn in den leeren Häusern der Armen sehen, in den ver­lassenen Dörfern, unter dem entmutigten Volk, in­mitten flüchtender Menschenmengen und dabei oft allein und ohne Aufhebens den Mut der Notlei­dendsten, das Schicksal der Witwen, die Zukunft der Krankenhäuser, den Widerstand der Massen stützend. Ihr habt auch gesehen, wie er verfolgt, verleumdet, vertrieben, eingekerkert wurde, wie er in Armut und Tod als ein unbekannter Held in dem großen Drama dastand, ein geduldiger Herold der Pflicht auf beiden Seiten der gegnerischen Partei­en, ein Muster des Verzichts, Opfer des Hasses, Zielscheibe des Neides, Bild des Guten Hirten.

So habt ihr ihn sehen können, geliebte Söhne! …

Während ihr aber mit dem würdigen Vertreter des römischen Patriziats anerkannt habt, daß ,,der Priester sich, ohne Opfer zu scheuen, ganz dem Wohl des Nächsten hingab, erkennen auch Wir das Vorhandensein eines weiteren Priestertums an, das dem Priestertum der Kirche ähnlich ist, nämlich das des Adels. Neben dem „regale Sacer­dotium“ Christi habt auch ihr, Adelige, euch als „genus electum“ aus der Gesellschaft hervorgeho­ben; und euer Wirken war es, das mehr als jedes andere dem Wirken des Klerus ähnlich war und mit ihm wetteiferte. Während der Priester mit seinem Wort, seinem Beispiel, seinem Mut und mit den Verheißungen Christi Beistand, Stütze und Trost spendete, erfüllte auch der Adel auf dem Kriegs­schauplatz, im Sanitätsdienst, in den Städten, auf dem Land seine Pflicht; und während sie kämpften, halfen, beitrugen und starben hielten Alte und Junge, Männer und Frauen den Glauben an die ruhmreichen Traditionen ihrer Vorfahren und an die Pflichten ihres Standes hoch.

Wenn wir also Genugtuung über das Lob verspüren, das den Priestern der Kirche für ihr Wirken in dieser leidvollen Kriegszeit ausgespro­chen wird, ist es nicht mehr als recht, daß auch Wir das Priestertum des Adels lobend hervorheben. Das eine wie das andere Priestertum sind Vertreter des Papstes, weil sie beide in überaus trauriger Stunde Seinen Gefühlen treuen Ausdruck verliehen haben. Während Wir uns also dem Lob anschließen, welches das römische Patriziat heute den Priestern der Kirche spendet, sprechen Wir auch dem Eifer und der Nächstenliebe unser Lob aus, welche die vornehm­sten Mitglieder des römischen Patriziats und Adels während derselben Kriegszeit an den Tag gelegt haben.

Wir wollen Unsere Wertschätzung noch vergrö­ßern, geliebteste Söhne. Die weltweite Auseinan­dersetzung scheint endlich in den letzten Zuckun­gen zu liegen; deshalb widmet sich der Klerus jetzt den Friedenswerken, die ja seiner Sendung in dieser Welt viel mehr entgegenkommen. Doch das Werk erleuchteten Eifers und wirkungsvoller Nächstenliebe, das die Adeligen während der Kriegszeit weise ausgeführt haben, wird auch noch nach der Unterschrift eines Friedensprotokolls noch nicht zu Ende sein.

Und Wir müssen sagen, daß dieses auch in Friedenszeiten verdienstvoll fortgeführte Priester­tum des Adels von Uns mit ganz besonderem Wohlwollen beobachtet wird! Ja, der in unheilvol­ler Zeit an den Tag gelegte Eifer gibt Uns die Gewißheit, daß das Patriziat und der Adel Roms auch in freudigeren Stunden ihren Vorsätzen die Treue halten und die heiligen Unternehmungen weiterführen werden, aus denen sich das Priester­tum des Adels ernährt!

Prinz Sixtus Ferdinand Maria Ignazio Alfred Robert von Bourbon-Parma. Seine Schwester war die Kaiserin Zita von Österreich.

Der heilige Apostel Paulus ermahnte die Adeli­gen seiner Zeit, so zu sein oder zu werden, wie es ihr Stand erheischt. Obwohl er ihnen auch empfoh­len hatte, sich in Tun, Lehre, Sittenreinheit und Umsicht beispielhaft zu verhalten, ,,in omnibus te ipsum praebe exemplum bonorum operum in doc­trina, in integritate, in gravitate“ (Tit. 2,7) – ging es dem Heiligen Paulus noch einmal ganz beson­ders um die Adeligen, als er seinem Schüler Timo­theus schrieb, er solle die Reichen ermahnen di­vitibus huius saeculi praecipe, das Gute zu tun und reich an guten Werken zu werden bene agere, divites fieri in bonis operibus (1 Tim. 6,17).

Zu Recht kann man hier wohl behaupten, daß sich die Ermahnungen des Apostels in bewunde­rungswürdiger Weise den Adeligen unserer Tage ziemen. Auch ihr, geliebte Söhne, habt die Pflicht, den anderen mit dem Licht des guten Beispiels voranzugehen (,,in omnibus te ipsum praebe exem­plum bonorum operum).

Zu allen Zeiten oblag den Adeligen die Pflicht, die Unterweisung in Wahrheit (,,in doctrina) zu fördern. Heute aber, wo die Verwirrung des Geistes, Gefährtin der Völkerrevolution, an so vielen Orten und in so vielen Menschen das wahre Verständnis von Recht, Gerechtigkeit und Liebe, von Religion und Vaterland in Vergessenheit geraten ließ, ist die Pflicht der Adeligen, dafür zu sorgen, daß diese heiligen Begriffe, die unser täg­liches Handeln leiten sollen, wieder geistiges Ge­meingut der Völker werden, noch größer gewor­den. Zu allen Zeiten war es die Pflicht des Adels, den Unschicklichkeiten in Wort und Tat zu wehren, damit die eigene Verwerflichkeit den Untergebe­nen nicht zum Anreiz diente (,,in integritate, in gravitate); doch selbst diese Pflicht ist infolge der schlechten Sitten unserer Zeit stärker und schwerer geworden! Nicht nur die Kavaliere, auch die Damen sind deshalb angehalten, sich zum heiligen Bündnis gegen die Exzesse und den Mangel an Zurückhaltung der Mode zu vereinen und alles von sich fernzuhalten, was den Gesetzen christlicher Bescheidenheit widerstrebt, und es auch an anderen nicht zu tolerieren.

Großherzogin Maria-Adelheid von Luxemburg

Und um schließlich das in die Tat umzusetzen, was der Heilige Paulus nach Unseren Worten vor allem den Adeligen seiner Zeit ans Herz gelegt hat – ,,Divitibus huius saecu1i praecipe … bene agere, divites fieri in bonis operibus– will es Uns genug erscheinen, wenn die Patrizier und Adeligen Roms in Friedenszeiten nur weiterhin jenen Geist der Nächstenliebe an den Tag legen, den sie in Kriegszeiten so eindeutig unter Beweis gestellt haben. Die Bedürfnisse der jeweiligen Stunde und die besonderen Umstände des jeweiligen Ortes, wo es zu handeln gilt, können die vielfältigen Formen der Nächstenliebe bestimmen; wenn ihr, geliebte Söhne, jedoch nicht vergeßt, daß die Nächstenlie­be auch dem Feinde von gestern geschuldet wird, wenn er heute im Elend liegt, dann zeigt ihr, daß ihr euch das ,,bene agere“ des Hl. Paulus zu eigen gemacht habt, und ihr werdet einen Anspruch auf jene von demselben Apostel gewünschten Reichtümer haben (,,divites fieri in bonis operibus) und ihr werdet weiterhin zur Anerkennung der Größe dessen beitragen, was Wir das „Priestertum des Adels“ genannt haben.

Wie süß, wie lieblich ist es, die bewundernswer­ten Ergebnisse dieser so gern vorhergesagten Fort­führung zu betrachten! Dann aber wird euer Adel nicht mehr nur als ein nutzloses Überbleibsel ver­gangener Zeiten anzusehen sein, sondern als zur Wiedererstehung der verkommenen Gesellschaft aufbewahrter Sauerteig; er wird Leuchtturm, schützendes Salz und Führer der Irrenden sein; nicht nur hier auf der Erde, wo alles – selbst der Glanz ruhmreicher Dynastien – welkt und un­tergeht, wird er Unsterblichkeit erlangen, sondern auch im Himmel, wo alles lebt und mit dem Urheber alles Edlen und Schönen vergött­licht wird.

Das Almosen von Arie Johannes Lamme

Der Apostel Paulus schließt seine Ermahnungen an die Adeligen seiner Zeit mit der Versicherung, daß ihnen wegen ihrer guten Werke die Tore des Himmelreiches geöffnet werden, wo sie dereinst das wahre Leben genießen werden, ,,ut apprehendant veram vitam. Und Wir Unsererseits bitten zum Dank für die guten Wünsche, die uns das Patriziat und der Adel Roms zu Beginn des neuen Jahres übermittelt haben, daß der Herr seinen Segen über die Mitglieder dieser erlauchten Klasse, die heute hier zugegen sind, aber auch über die fernen Mit­glieder und ihre Familien ausgieße, damit ein jeder mit dem seinem Stande eigenen Priestertum zur Erhebung, Reinigung und Befriedung der Welt bei­tragen und den anderen Gutes tun möge, um sich auf diese Weise den Zugang zum Reiche des ewigen Lebens zu sichern: ,,ut apprehendant veram vitam!.[1]

[1] L’Osservatore Romano, 5.-6. Januar 1920.

Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira

 

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1. Was restauriert werden muß

Wenn die Revolution Unordnung ist…

Wenn die Revolution Unordnung ist, so ist die Gegenrevolution die Restauration der Ordnung. Unter Ordnung aber verstehen wir den Frieden Christi im Reiche Christi; das heißt, eine strenge, hierarchische, wesenhaft sakrale, antiegalitäre und antiliberale christliche Kultur.

2. Was innoviert werden muß

Es besteht ein historisches Gesetz in der Geschichte, demzufolge es in irdischen Belangen keine Unbeweglichkeit gibt. Die aus der Gegenrevolution hervorgehende Ordnung hat also eine Reihe von eigenen Merkmalen aufzuweisen, die sie von der vor der Revolution bestehenden Ordnung unterscheiden. Dabei handelt es sich selbstverständlich nicht um grundsätzliche Fragen, sondern um Unwesentliches, diese sind jedoch so wichtig, daß sie es verdienen, erwähnt zu werden.

… so ist die Gegenrevolution die Restauration der Ordnung.

Da wir hier nicht ausführlicher auf dieses Thema eingehen können, möchten wir nur einfach erwähnen, daß im allgemeinen bei der Heilung eines in die Brüche gegangenen Organismus an der entstandenen Nahtstelle besondere Schutzvorrichtungen aktiviert werden. Auf diese Weise kommt in den Sekundärursachen die liebevolle Sorge der Vorsehung zum Ausdruck, neuerliches Unheil möglichst zu verhindern. So kann man zum Beispiel bei einem Knochenbruch erkennen. daß die Bruchstelle mit der Verheilung eine besondere Verstärkung erhält, und ähnliches läßt sich an vernarbten Geweben feststellen. Dies ist ein Bild aus der materiellen Welt für einen analogen Vorgang im geistigen Bereich. Ein wahrhaft reuiger Sünder empfindet normalerweise der Sünde gegenüber eine größere Abscheu, als er jemals zuvor während der besten Jahre vor seinem Fall verspürt hat. Dies kommt besonders deutlich bei den heiligen Büßern zum Ausdruck. So geht auch die Kirche aus jeder neuen Prüfung besonders gut gewappnet gerade gegen das Übel hervor, das sie niederstrecken wollte. Die Gegenreformation ist dafür ein typisches Beispiel.

daß im allgemeinen bei der Heilung eines in die Brüche gegangenen Organismus an der entstandenen Nahtstelle besondere Schutzvorrichtungen aktiviert werden.

Wenn man also diese Gesetzlichkeit zugrunde legt, wird die aus der Gegenreformation hervorgehende Ordnung in den drei wichtigsten Bereichen, in denen sie von der Revolution am stärksten getroffen wurde, glänzender erstehen, als dies selbst im Mittelalter der Fall gewesen war:

  • Im Gegensatz zu Laizismus, Interkonfessionalismus, Atheismus und Pantheismus sowie deren Folgeerscheinungen wird es zu einem tiefen Respekt gegenüber den Rechten der Kirche und des Papsttums und zu einer weitestgehenden Sakralisierung der zeitlichen Werte kommen.

Das Historiengemälde Heinrich IV vor Canossa von Eduard Schwoiser aus dem Jahr 1862 zeigt einen ungebeugten, trotzigen Heinrich vor dem auf ihn herabblickenden Papst Gregor VII.

  • Ein hierarchischer Geist wird im Gegensatz zu der gleichmacherischen Metaphysik der Revolution alle gesellschaftlichen, staatlichen und kulturellen Lebensbereiche prägen.

Mehrere Pro-Life-Straßenaktionen

  • Mit besonderer Sorgfalt wird man das Böse schon im Keim und in all seinen Tarnungen ausfindig machen und bekämpfen, man wird es anprangern und mit unerbittlicher Strenge gegen alle seine Erscheinungsformen vorgehen, vor allem wenn es um die Orthodoxie und um die Reinheit der Sitten geht, immer in strengem Gegensatz zur liberalen Metaphysik der Revolution und der damit verbundenen Tendenz, dem Bösen freien Raum zu lassen oder es sogar in Schutz zu nehmen.

 

Revolution und Gegenrevolution, von Plinio Corrêa de Oliveira. II KAPITEL, Pt. 1 & 2.

 

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Doña María del Rosario Cayetana Fitz-James Stuart y Silva, die 18. Herzogin von Alba de Tormes, Grande von Spanien.

Ebenso schädlich wäre es für Adel und Bürgertum, sich in Verhalten und Kleidung gemein zu machen, um auf diese Weise die Revolution zu entwaffnen. Eine gesellschaftliche Autorität, die sich entwürdigt, ist schalgewordenem Salz zu vergleichen. Man kann es nur wegwerfen, und die Vorübergehenden werden es zertreten 19. In den meisten Fällen wird die Masse gerade dies voller Verachtung auch tun.

Indem die oberen Schichten so die eigene Stellung mit Würde und Nachdruck verteidigen, sollen sie doch gleichzeitig auch mit den anderen direkt und freundlich verkehren, denn allein aus der Ferne geübte Nächstenliebe und Gerechtigkeit reichen nicht aus, um zwischen den Klassen der wahren christlichen Liebe entsprechende Beziehungen entstehen zu lassen.

Besonders die Besitzenden sollten nicht vergessen, daß viele Menschen bereit sind, das Privateigentum (dem neben dem individuellen Recht natürlich auch eine soziale Funktion zukommt) gegen den Kommunismus zu verteidigen, weil es sich um ein Prinzip handelt, das von Gott gewollt ist und dem Naturgesetz entspricht. Das Prinzip hat jedoch sowohl für das Eigentum des Arbeitgebers als auch für das des Arbeitnehmers zu gelten. Wenn also im Namen dieses Prinzips der Kommunismus bekämpft wird, so hat dasselbe auch den Arbeitgeber dazu zu zwingen, das Anrecht des Arbeiters auf einen gerechten Lohn zu respektieren, damit dieser hiermit die eigenen Bedürfnisse und die seiner Familie befriedigen kann. Darauf muß hingewiesen werden, damit deutlich wird, daß die Gegenrevolution nicht nur die Rechte der Arbeitgeber sondern eben beider Klassen verteidigt. Es geht ihr ja nicht um die Interessen von Gruppen oder Gesellschaftsschichten, sondern um Prinzipien.

19) Vgl. Mt 5, 13

Revolution und Gegenrevolution, von Plinio Corrêa de Oliveira. Zweiter Teil, XI. KAPITEL, 1-A.

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Buchpräsentation in Wien

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A. Die Legitimität schlechthin

Es gibt eine Legitimität höheren Ranges, die eine jede Ordnung der Dinge angeht, in der das Königtum Christi, Vorbild und Ursprung der Rechtmäßigkeit allen Königtums und aller irdischen Gewalt, zum Ausdruck kommt.

Gewöhnlich geht es um den Begriff der Legitimität, wenn man auf Dynastien und Regierungen zu sprechen kommt. Nach der Lehre Leos XIII. in seiner Enzyklika Au Milieu des Sollicitudes vom 16. Februar 189217 darf man tatsächlich mit der Frage nach der Legitimität von Dynastien und Regierungen nicht einfach Tabula rasa machen, handelt es sich doch hier um eine moralische Frage von ganz besonderem Gewicht, die von seiten eines wohlgebildeten Gewissens alle Aufmerksamkeit verdient.

Der Begriff der Legitimität ist jedoch nicht nur auf diese Art von Problematik anzuwenden.

Es gibt eine Legitimität höheren Ranges, die eine jede Ordnung der Dinge angeht, in der das Königtum Christi, Vorbild und Ursprung der Rechtmäßigkeit allen Königtums und aller irdischen Gewalt, zum Ausdruck kommt. Der Kampf für die rechtmäßige Autorität ist eine Pflicht und zwar eine schwere. Man darf aber in der Rechtmäßigkeit der Amtsträger nicht nur ein hervorragendes Gut an sich sehen, sondern ein Mittel, das uns helfen soll, ein noch höheres Gut zu erreichen, nämlich die Rechtmäßigkeit der ganzen Gesellschaftsordnung, aller Institutionen und menschlichen Lebenskreise. Dies geschieht mit der Anordnung aller Dinge nach der kirchlichen Lehre.

Der Kampf für die rechtmäßige Autorität ist eine Pflicht und zwar eine schwere.

B. Katholische Kultur und Zivilisation

Die Gegenrevolution strebt also danach, die katholische Kultur und Zivilisation wieder herzustellen und zu fördern. Diese Thematik wäre nicht deutlich genug umrissen, wenn es nicht eine Definition dessen beinhalten würde, was wir unter „katholischer Kultur’ und „katholischer Zivilisation’ verstehen. Wir wissen wohl, daß die Begriffe „Zivilisation’ und „Kultur’ in vielen unterschiedlichen Bedeutungen benutzt werden. Uns geht es hier natürlich nicht um eine Stellungnahme auf terminologischer Ebene. Wir beschränken uns vielmehr darauf, diese Begriffe als Bezeichnungen von relativer Genauigkeit für gewisse Realitäten zu benutzen, und es geht uns dabei weniger um eine Diskussion über die Begriffe als um die Vermittlung einer wahren Idee der Realitäten.

Eine Seele im Zustand der Gnade besitzt in höherem oder geringerem Grad alle Tugenden. Vom Glauben erleuchtet, verfügt sie über Voraussetzungen, die ihr eine wahrheitsgetreue Anschauung der Welt erlauben.

Kaiser Franz Joseph I Fronleichman Wien 1898

Der Grundbestandteil der katholischen Kultur ist eine auf dem Boden der kirchlichen Lehre entwickelte Weltsicht. Diese Kultur umfaßt nicht nur die Bildung, das heißt das Verfügen über die zu dieser Entwicklung notwendigen Informationen, sondern auch die Prüfung und Einordnung dieser Daten in Übereinstimmung mit der katholischen Lehre. Sie beschränkt sich nicht auf die Gebiete der Theologie, der Philosophie oder der Wissenschaft, vielmehr umfaßt sie das ganze menschliche Wissen, spiegelt sich in der Kunst wider und schließt die Bejahung von Werten ein, die alle Aspekte des Daseins durchziehen.

Die katholische Zivilisation meint die Strukturierung aller menschlichen Beziehungen, aller menschlichen Institutionen und des Staates selbst auf dem Boden der Lehre der Kirche.

Sicher verfügt die Kirche über die geeigneten Mittel für das Heil der Seelen zu sorgen.

C. Der sakrale Charakter der katholischen Zivilisation

Dies bedeutet natürlich, daß eine solche Ordnung der Dinge von Grund auf sakral ist und die Anerkennung aller Gewalten der Heiligen Kirche und vor allem auch des Papstes mit sich bringt: Die unmittelbare Gewalt über die geistigen Dinge und die mittelbare Gewalt über die weltlichen Dinge, soweit diese das Heil der Seelen angehen.

Tatsächlich haben Gesellschaft und Staat ja dem tugendhaften Zusammenleben zu dienen. Nun sind aber die von einem Menschen zu übenden Tugenden die christlichen Tugenden, deren erste die Gottesliebe ist. Also haben Gesellschaft und Staat eine sakrale Bestimmung 18.

Sicher verfügt die Kirche über die geeigneten Mittel für das Heil der Seelen zu sorgen. Aber auch Gesellschaft und Staat besitzen Mittel, die dem gleichen Zweck dienen, d.h. Mittel, die von einer höheren Stelle geleitet, eine sie selbst übertreffende Wirkung hervorbringen.

Auf dem Heimweg von der Taufe. Gemälde von Heinrich Ewers.

D. Kultur und Zivilisation schlechthin

Aus dem bisher Gesagten läßt sich leicht schließen, daß die katholische Kultur und Zivilisation die Kultur und Zivilisation schlechthin sind. Hinzuzufügen bleibt, daß beide nur in katholischen Völkern bestehen können. Der Mensch kann zwar die Grundsätze des Naturgesetzes durch seine eigene Vernunft erkennen, aber ein Volk kann ohne das Lehramt der Kirche auf die Dauer nicht die Kenntnis aller Prinzipien bewahren 19. Wenn sich daher ein Volk nicht zur wahren Religion bekennt, kann es nicht dauerhaft alle Gebote erfüllen 20. Unter diesen Bedingungen, und da es ohne die Kenntnis und die Einhaltung des göttlichen Gesetzes keine christliche Ordnung geben kann, sind Zivilisation und Kultur schlechthin nur im Schoße derHeiligen Kirche möglich. Denn nach den Worten des Hl. Pius X. „ ist [eine Zivilisation] umso wahrer, umso dauerhafter, umso fruchtbarer, je eindeutiger sie christlich ist; sie geht umso mehr zurück, zum großen Schaden für das allgemeine Wohl, je mehr sie sich der christlichen Idee entzieht. Damit wird die Kirche durch einen inneren Sachzwang auch faktisch zur Hüterin und Sachwalterin der christlichen Kultur’ 21.

Plinio Corrêa de Oliveira, Revolution und Gegenrevolution, Zweiter Twel VII. KAPITEL, 2. A-D, pp. 43-46.

 

17) Utz-von Galen. XXIII, c.160-220.

18) Vgl. Thomas von Aquin, De Regimine Principum, 1, 14 – 16.

19) Vgl. L Vatikankonzil, 111. Sitzung, Kapitel 2-D.1786.

20) Vgl. Konzil von Trient, Vl. Sitzung, Kapitel 2 – D.812.

21) Enzyklika Il Ferroo Proposito, vom 11.6.1905, Utz-von Galen, XVII, 4 22) V gl. 1 Joh 2,16.

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Plinio Corrêa de Oliveira

1947 warnte Prof. Plinio Corrêa de Oliveira: „es wird eine ,arabische‘ Gefahr entstehen im gleichen oder gar größerem Ausmaß als der zur Zeit des hl. Pius V. und der Seeschlacht von Lepanto (1571).

Die Attentate auf das World Trade Center und das Pentagon, so wie die Attentate von Paris bestätigen mit aller Deutlichkeit die unzähligen Voraussagen, die Plinio Corrêa de Oliveira im Lauf von 60 Jahren öffentlich machte hinsichtlich der großen Gefahr, die der Islam für den Westen darstellen werde. Sie sind dokumentiert in etlichen Artikeln, die er in der Wochenzeitung O Legionário veröffentlichte.

In diesem Sinn scheint es sehr angebracht hier den Artikel „Die Wiedergeburt Mohameds“, den er am 15. Juli 1947 veröffentlicht hat.

Die Wiedergeburt Mohameds

O Legionário (1) Nr. 775, 15.6.1947

Wenn wir die traurige Geschichte vom Fall des Weströmischen Reiches studieren, fällt es uns schwer, die Kurzsichtigkeit, die Gleichgültigkeit und die Gelassenheit, welche die Römer ange­sichts der wachsenden Gefahr zeigten, zu begreifen. Rom litt an der eingefleischten Gewohnheit der ständigen Siege, die andere Übel noch verschlimmerte. Zu seinen Füßen lagen die glorreichsten Nationen der Antike: Ägypten, Griechenland und ganz Asien. Die wilden Kelten waren definitiv gezähmt. Der Rhein und die Donau bildeten für das Reich eine prächtige natürliche Verteidigungs­linie. Warum sollte man befürchten, dass die Barbaren, die sich in den Urwäldern Zentraleuropas herumtummelten, eine so ernsthafte Gefahr für das immense politische Gebilde darstellen konnten?

Da sich die Römer an diese Sicht der Situation gewöhnt hatten, fehlte ihnen die geistige Wendig­keit, um zu verstehen, dass sich eine neue Situation allmählich zusammenbraute. Die Barbaren überquerten den Rhein und begannen ihre Invasionen. Der Widerstand der Legionen war ihnen gegenüber schwach, unentschlossen, unzulänglich. Trotzdem ignorierten sie weiterhin die Gefahr, verblendet wie sie waren, einerseits durch das ungesättigte Verlangen nach Vergnügungen (Red. Hedonismus) und andererseits getäuscht durch einen, was man in der abscheulichen Terminologie von Freud Überlegenheits-„komplex“ nennen würde. Das erklärt ihre tödliche Gelassenheit, die sie bis ans Ende beibehielten.

Wenn wir auch in diesem Zusammenhang die rätselhafte römische Trägheit einbeziehen, scheint uns das Gesamtbild doch merkwürdig und vielleicht sogar in etwa überhoben (?). Wir werden es besser verstehen, wenn wir ein anderes großes Rätsel heranziehen, das sich vor unseren Augen abspielt und an dem wir in gewisser Hinsicht teilhaben: Die große Trägheit des christlichen Abendlandes vor der Auferstehung des afroasiatischen Heidentums. Das Thema ist zu weitläufig, dass man es „en bloc“ behandeln könnte. Um es gut zu verstehen, wird es genügen, dass wir nur einen Aspekt des Phänomens behandeln: Die Erneuerung der islamischen Welt.

 

Die Erstürmung der syrisch-katholischen Sayidat-al-Nejat-Kathedrale in Bagdad am 31. Oktober 2010 durch islamische Terroristen. Dabei kamen 68 Menschen ums Leben und circa 60 wurden verwundet. Zu dem Anschlag bekannte sich der „Islamische Staat Irak“. Foto von Kathovo.

Es ist ein Thema das der „Legionário“, der sich schon an wiederholtes Unverständnis gewöhnt hat, mit Beharrlichkeit behandelt hat, das manchmal auch als lästig empfunden wurde. Doch das Thema muss noch einmal behandelt werden, und in einem größeren Umfang, als es in den Notizen der „Sieben-Tage-Rückschau“ behandelt wurde.

Der Stillstand in der islamischen Welt

Rufen wir kurz in Erinnerung einige allgemeine Angaben des Problems. Wie man weiß, umfasst die islamische Welt einen territorialen Streifen, der in Indien beginnt, über Arabien und Kleinasien Ägypten erreicht und am Atlantischen Ozean endet. Das Einflussgebiet des Islam ist enorm unter allen Gesichtspunkten: Territorium, Bevölkerung, Naturressourcen. Doch bis vor einiger Zeit verhinderten gewisse Faktoren fast gänzlich eine Machtausübung. Das Band, das alle Moslems der Welt verbinden könnte, wäre natürlich die Religion des Propheten. Diese zeigte sich aber entzweit, schwach und völlig bar jeglicher bedeutender Menschen in der Sphäre des Denkens, des Herrschens und der Taten. Der Islam vegetierte dahin und das schien dem Eifer ihrer Würdenträger völlig zu genügen. Die gleiche Genügsamkeit an der Stagnierung und einem rein vegetativen Leben war ein Übel, von dem auch das politische und wirtschaftliche Leben der islamischen Völker von Asien und Afrika infiziert waren. Kein Mann von Wert, keine neue Ideen, keine wirklich bedeutende Unter­nehmung konnte man in diesem Zusammenhang erkennen. Die islamischen Länder verschlossen sich, jedes über sich selbst, und verhielten sich gleichgütig gegenüber allem, was nicht den ruhigen und kleinen Wonnen des alltäglichen Lebens entsprach. So lebte jedes Land in einer eigenen Welt, unterschied sich von den anderen durch seine sehr verschiedenen historischen Traditionen, unter sich getrennt von der gegenseitigen Gleichgültigkeit, unfähig ein gemeinsames Werk zu konzipie­ren, zu wünschen und durchzuführen.

Die Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen war praktisch unmöglich

In einer politisch und religiös so darniederliegenden Situation, war es eindeutig unmöglich, die natürlichen Ressourcen der muslimischen Welt, die in ihrer Gesamtheit das größte Potential der Erde darstellen, zu fördern und zu nutzen. Alles war also nur Ruin, Zerfall und Benommenheit.

So schleppte sich das Morgenland durch die Zeit, während das Abendland im Fortschritt seinen Höhepunkt erreichte. Seit dem viktorianischen Zeitalter (1840-1900) wehte eine jugendliche, begeisterte und hoffnungsvolle Briese durch Europa und Amerika. Die Fortschritte der Wissen­schaften hatten die materiellen Aspekte des Lebens im Westen erneuert. Die Versprechen der Revolution fanden glaubwürdige Aufnahme, so dass es in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts viele gab, die für das 20. Jahrhundert eine goldene Ära für die Menschheit voraussahen.

 

Unter diesen Umständen begriff der westliche Mensch sehr wohl die Bedeutung der Trägheit und des Unvermögens im islamischen Bereich des Ostens. Von der Möglichkeit einer Auferstehung der moslemischen Welt zu reden, schien so unrealistisch und anachronistisch, wie die Rückkehr zur Kleidung, zur Kriegsführung und zur politischen Landkarte des Mittelalters.

Von dieser irrtümlichen Vorstellung leben wir heute noch. Und so wie die Römer vertrauen wir auf das Mittelmeer, das uns von der islamischen Welt trennt, und erkennen nicht, dass neue und sehr ernste Erscheinungen in den Ländern des Korans zu beobachten sind.

Die islamische Welt erwacht nach dem 1. Weltkrieg

Es ist schwer, in einer kurzen Darstellung so breite und vielseitige Phänomene wie diese zu erfas­sen. Doch im Allgemeinen kann man sagen, dass nach dem 1. Weltkrieg das ganze Morgen­land – wir bezeichnen damit die Gesamtheit der Regionen des nicht-christlichen Kulturraumes in Asien und Afrika – von einer sehr ausdrücklichen anti-europäischen Stimmung befallen wurde. Diese bestand aus zwei widersprüchlichen Aspekten, stellten aber trotzdem für das Abendland eine große Gefahr dar. Zum einen begannen die Nationen des Orients mit Unruhe an ihrer wirtschaftlichen und militärischen Abhängigkeit von westlichen Ländern zu leiden und strebten immer heftiger nach einer vollen Souveränität, nach der Bildung eines unabhängigen wirtschaftlichen Potentials und nach eigenen militärischen Kräften. Diese Bestrebungen bedeuteten aber auch eine gewisse „Verwestlichung“, das heißt, eine Anpassung asiatischer und afrikanischer Nationen an moderne militärische, wirtschaftliche und landwirtschaftliche Technologien, und an euro-amerikanische Finanz- und Banksysteme. Zum anderen verursachte diese patriotische Tendenz ein Wiederauf­blü­hen der Begeisterung für nationale Traditionen, Bräuche, Kulte und Geschichte. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass das würdelose Schauspiel von Korruption und Zerstrittenheit, welches die westliche Welt darbot, dazu beitrug, den Hass auf den Westen zu schüren. Von daher das Aufkommen im gan­zen Orient des Interesses an den alten Götzen eines „Neuheidentums“, die tausendmal kämpferi­scher, entschiedener und dynamischer wurde als in den alten Zeiten. Japan ist ein typisches Beispiel dieses Prozesses, den wir hier zu beschreiben versuchen. Die ideologische und politische Gruppe, die Japan zum Status einer Großmacht erhob und die Weltherrschaft anstrebte, war gerade eine dieser neuheidnischen Gruppen, die den alten Begriffen der göttlichen Eigenschaften des Kaisers u. ä.  zugetan waren.

 

Die Terroranschläge am 13. November 2015 in Paris waren koordinierte, islamisch motivierte Attentate an fünf verschiedenen Orten im 10. und 11. Pariser Arrondissement sowie an drei Orten in der Vorstadt Saint-Denis. Foto von J Poitevin.

Der Hass auf das Abendland

Eine langsamere aber nicht weniger starke Entwicklung als in Japan ergab sich in der gesamten östlichen Welt. Indien ist dabei, auf gleiche Weise seine Unabhängigkeit zu erreichen. Ägypten und Persien belegen heute eine vorteilhafte Stellung im internationalen Bereich und schreiten mit großen Schritten voran. Noch vor diesen Ländern formte Mustafa Kemal Pascha (Atatürk) die Türkei zu einem Staat westeuropäischer Prägung. All diese Nationen, wir könnten sie Großmächte nennen, sind stolz auf ihre Vergangenheit, ihren Traditionen, ihre Kultur, die sie mit Nachdruck pflegen wollen und zeigen sich zugleich stolz auf ihre natürlichen Ressourcen, auf ihre politischen und militärischen Möglichkeiten und den errungenen wirtschaftlich-finanziellen Fortschritt. Tag um Tag werden sie reicher, bauen Städte auf mit einem gut funktionierenden Regierungsapparat, einer gut ausgebildeten Polizei, streng laizistische Universitäten mit gutem intellektuellen Niveau, Schulen, Krankenhäuser, Museen, schlicht alles, was uns in gewisser Hinsicht eine Art materiellen Fortschritt bedeutet. In ihren Truhen häuft sich das Gold an. Goldbesitz bedeutet die Möglichkeit, Waffen zu kaufen; und Waffen bedeuten weltweites Prestige.

 

Es ist interessant darauf hinzuweisen, dass der Nazismus den Osten sehr stark beeindruckte. Wenn ein großes Land wie Deutschland eine Regierung hat, die das Christentum verlassen hat und keine Schamröte zeigt, sich den alten Götzen hinzuwenden, wie soll es dann beschämend sein, dass Chinesen oder Araber in ihren traditionellen Religionen verbleiben?

Das Ende einer tausendjährigen Müdigkeit

Dies alles veränderte die islamische Welt und verursachte unter den muslimischen Völkern von Indien bis Marokko eine Erschütterung, die klar machte, dass die tausendjährige Müdigkeit zu Ende war. Pakistan – ein moslemisch-hinduistischer Staat, dessen Unabhängigkeit bevorsteht – Iran, Türkei, Ägypten sind die Höhepunkte der islamischen Auferstehung. Aber auch in Algerien, Marokko, Tripolis (Libyen), Tunesien steigen die Unruhen an. Der vitale islamische Nerv lebt in all diesen Ländern auf und lässt sie wieder das Gefühl der Einheit erfahren, den Sinn für gemeinsame Interessen, die Sorge um Solidarität und die Lust am Sieg.

 

Terroranschlag Berlin 19. Dezember 2016, am Tag danach. Foto von Andreas Trojak.

Dies alles ist nicht nur Theorie. Die Arabische Liga, eine groß umfassende Föderation muslimischer Völker, vereint heute die islamische Welt. Sie ist eine Umkehrung von dem, was im Mittelalter die Christenheit war. Die Arabische Liga wirkt wie ein breiter Block gegenüber den nicht arabischen Nationen und schürt in ganz Nordafrika den Aufstand. Die Flucht des Groß-Mufti war deutlich eine Machtdemonstration dieser Liga. Die Befreiung von Abd-el-Krim ist noch viel mehr als dies: es ist die Verkündigung des festen Vorhabens der Liga, sich in die Angelegenheiten Nordafrikas einzumi­schen und die Unabhängigkeit von Algerien, Tunesien, Tripolis und Marokko zu provozieren. Dies deuteten wir schon an in „Sete Dias em Revista“ (Überblick der Woche) unserer letzten Ausgabe (s. Anmerkungen unten).

Braucht es da viel Talent, Scharfblick und außerordentlich gute Informationen, um die Bedeutung dieser Gefahr zu erkennen?

(1) Halbamtliche Wochenzeitung der Erzdiözese São Paulo, erreichte große Verbreitung und Einfluss in ganz Brasilien.

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Kommentar

Diese Warnung wurde nicht beachtet

Viele Artikel schrieb Prof. Plinio Corrêa de Oliveira seit den 30er Jahren — als das Aufwachen des Islam noch eine Chimäre war —, in denen er vor der Gefahr warnte, welche die Wiedererwachung des Islam für Kirche und Christenheit bedeutete. Es waren Warnungen, die über die Seiten der Wochenzeitung O Legionário in die Welt getragen wurden und sie bildeten in ihrer Gesamtheit einen beeindruckenden prophetischen Ruf an alle Persönlichkeiten, die im Westen Verantwortung für das Schicksal der Nationen tragen, um die entsprechenden Gegenmaßnahmen zu treffen.

Anstatt die Katholiken zu warnen und zu mobilisieren angesichts der islamischen Bedrohung — wie es der hl. Papst Pius V. 1571 und der sel. Papst Innozenz XI 1683 taten — und auf die großen Übel, die eine Ausbreitung des Islams für die Kirche und die Gläubigen mit sich bringen würden, hinzuweisen, zog man jedoch eine Haltung der Kapitulation und des Dialogs mit den Anhängern Mohameds vor. Die Folge konnte ja nur eine Radikalisierung der Moslems und der Einzug des Relativismus unter den Katholiken sein.

Auch die weltlichen Führer des Westens führten eine internationale Politik der Nachgiebigkeit ein, die, ganz besonders nach dem 2. Weltkrieg, in großem Maße die Bildung eines mächtigen pan-islamischen Blocks begünstigte.

An den verheerenden Folgen dieser Politik der Auslieferung leidet heute die ganze Welt.

Juan Gonzalo Larraín Campbell, in CATOLICISMO – März 2002

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Anmerkungen

Legionário – „7 dias em revista“ (Wochenschau) 8.6.1947

In dieser mit wichtigen Ereignissen gefüllten Woche haben wenige die Ernsthaftigkeit der Flucht oder der Befreiung von Abd-El-Krim. Das Geschehen ist vielleicht gar nicht so wichtig an sich, aber es zeigt eindeutig den Mut und die Macht der Arabischen Liga, die Trägheit und Schwäche der christlichen Welt.

Wir wissen wer Abd-El-Krim ist, der islamische Führer, der Nordafrika unter Eisen und Feuer legte, gegen das zwei große westliche Mächte sich zusammenschließen mussten, Frankreich und Spanien, um in etwa dauerhafte Ergebnisse zu erreichen. Dieser liederliche Greis, der einen Harem mit zwanzig Frauen unterhält, wird zur Zeit schon ein Zustand nahe der Gebrechlichkeit erreicht haben. Doch sein Name ist ein Banner des Aufstandes. Dieses Banner wurde von König Faruk von Ägypten über die ganze islamische Mittelmeerküste aufgerollt, indem er Abd-El-Krim mit einem „Streich“ Asyl anbot.

Legionário – „7 dias em revista“ (Wochenschau) 15.6.1947

In unserer letzten Ausgabe wiesen wir auf die ernsthaften Folgen der „Flucht“ von Abd-el-Krim und den unmöglich nicht wahrnehmbaren schmerzlichen Kontrast zwischen dem Unternehmungs­geist und der Stärke der panarabischen Seite und die Schläfrigkeit der alten kurzsichtigen und erschöpften Nationen der Christenheit.

Eine Woche ist vergangen nach den Ereignissen, ohne dass von Seiten Europas nur eine einzige wirksame Reaktion zustande kam. Auch auf der Seite Afrikas gab es totales Stillschweigen. Die Flucht von Abd-el-Krim wurde als das natürlichste Ereignis angesehen. In dieser Stille erhob sich nur eine Stimme, die über die ganze muslimische Küste des Mittelmeers hallte: es war die Stimme Abd-El-Krims, die ganz Nordafrika aufrief, das europäische Joch abzuschütteln. Vom Suez bis Gibraltar war dieser Hetzschrei zu hören, geachtet und noch verstärkt von der ausdrücklichen Sympathie der Könige, Sultane und Emire aller Gattungen, durch den ideologischen Einfluss der islamischen Universitäten und der Würdenträges des Koran und der Begeisterung der Jugend. Dies war also ein folgenträchtiges Ereignis: es ist wichtig einige Aspekte hier zu analysieren, was wir aus Platzmangel in der letzten Ausgabe nicht haben tun können.

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Die Art wie der Streich von Abd-El-Krim durchgeführt wurde, ist sehr lehrreich. Abd-El-Krim war Gefangener auf der Insel Réunion und bat um Erlaubnis in Frankreich zu wohnen, um seine Söhne an einer Universität von Paris anzumelden. Die französische Regierung stimmte dem völlig naiv zu, sodass Abd-El-Krim die Reise ohne Kontrolle antreten und sogar die Route und das Schiff eigens wählen konnte. Als das Schiff in Ägypten halt machte, man weiß nicht ob auf eigene Faust oder auf Druck von König Faruk, ging Abd-El-Krim an Land und entschied, zu bleiben. Sofort gab er Presseinterviews, die echte Aufstachelung zur Unabhängigkeit Nordafrikas waren. Es scheint, dass er sich fürstlich in ein großes Krankenhaus in Kairo einquartierte, wo ihm ein Flügel desselben komplett zur Verfügung gestellt, eingerichtet, und ärztliche Betreuung gewährt wurde. Die Arabi­sche Liga erklärte sich schon solidarisch mit ihm. Eine gewisse Unruhe ist in ganz Nordafrika zu spüren. Frankreich zeigt sich enttäuscht — und mit Recht!… — und Spanien wartet aufmerksam auf die nächsten Ereignisse.

 

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Im Besonderen werdet Ihr Eure Kinder und Enkel daran erinnern, wie der Papst Eurer Kindheit und Jugend es nie unterlassen hat, Euch darauf hinzuweisen, welche neue Aufgaben die neuen Zeitumstände dem Adel auferlegen werden.
Papst Pius XII. während der Krönungsfeier 1939 auf der Sedia gestatoria.

Mit lebhafter Freude empfangen Wir Euch, ge­liebte Söhne und Töchter, in Unserem Hause, die Ihr – noch durchdrungen von den geheiligten Ausstrahlungen des Weihnachtsfestes – gekom­men seid, um Eure Ergebenheit diesem Heiligen Stuhl gegenüber zu bekräftigen. Mit väterlichen Gefühlen und dem heißen Wunsch, sich von der Liebe der Kinder umgeben zu lassen, sind Wir gerne bereit, Eurem Wunsche zu entsprechen, wieder einmal Worte der Ermunterung zu hören. Dies, in Erwiderung der Wünsche Eures erlauchten und beredten Sprechers, die er Uns eben entboten hat.

Die heutige Audienz erinnert Uns an den ersten Besuch, den Ihr Uns im schon weit zurückliegen­den Jahre 1940 abgestattet habt. Wie viele schmerz­liche Verluste sind inzwischen in Euren auserwähl­ten Reihen eingetreten, aber auch wie viele neue und schöne Blumen sind inzwischen auf dem glei­chen Felde erblüht! Das schmerzende Gedenken an die Einen und die frohe Gegenwart der Anderen scheinen wie in einem großen Bilde des Lebens zusammenzufallen, das – wenn es auch Vergäng­liches enthält – heilsame Lehren erteilt und sein Licht der Hoffnung auf Gegenwart und Zukunft ausstrahlt. Während diejenigen, die „vom Weiß des Schnees oder des Silbers die Stirne umrahmt tragen“ in den Frieden der Gerechten eingegangen sind, geschmückt mit den „vielen Verdiensten, die sie durch lange Pflichterfüllung“ erworben haben, nahmen und nehmen andere, „unternehmungsfreudig in der Blüte der Jugend und im Glanz des Mannesalters, ihren Platz ein. Diese, geleitet von der drängenden Hand der Zeit, die ihrerseits der weisen Führung durch den Schöpfer folgt. Inzwi­schen sind sie zum Kampf für „Fortschritt und Verteidigung aller edlen Unternehmungen“ ange­treten, die damals zu den Kleinen gehört haben, deren „heiteren und lächelnden Unschuld“ Unsere Vorliebe gehört. In ihnen liebten Wir die „kindlich- unbefangene Arglosigkeit, das lebhafte und klare Leuchten ihrer Blicke, engelsgleicher Abglanz der Reinheit ihrer Seelen“ (vgl. „Discorsi e Radio­messagi, Bd. I, 1940, S. 472). Nun, an jene Kleinen von damals, die jetzt lebhafte Jünglinge oder schon reife Männer geworden sind, wünschen Wir vor allem Unser Wort zu richten, so, als ob Wir ein wenig das Innerste Unseres Herzens eröffnen wollten.

Daß die gesellschaftlichen Unterschiede, die Euch nicht nur aus der Masse hervorheben, sondern Euch auch besondere Pflichten zum Wohle der Allgemeinheit auferlegen. Daß die obersten Gesellschaftsklassen dem Volke große Vorteile aber auch schweren Schaden bringen können.
Ankunft von D. Carolina Leopoldina in Brasilien, 5 November, 1817.

Ihr, die ihr zu jedem Jahresbeginn es nicht ver­säumt, Uns aufzusuchen, werdet Euch sicher an die Eindringlichkeit erinnern, mit der Wir bemüht waren, Euch den Weg in die Zukunft zu weisen. Einen Weg der sich damals schon als ein schwieri­ger Gang zeigte, in Anbetracht der folgenschweren Umwälzungen und großen Veränderungen, die die Welt bedrohten. Trotzdem sind Wir sicher, daß Ihr – auch wenn Eure Stirnen vom silbernen Weiß umrahmt sein sollten – noch Zeugen sein werdet. Zeugen nicht nur Unserer Wertschätzung und herz­lichen Zuneigung, sondern auch der Richtigkeit, Begründbarkeit und Zweckmäßigkeit Unserer Rat­schläge und der Früchte, die, wie Wir hoffen wollen, sie für Euch und das Gemeinwohl tragen werden.

Im Besonderen werdet Ihr Eure Kinder und Enkel daran erinnern, wie der Papst Eurer Kindheit und Jugend es nie unterlassen hat, Euch darauf hinzuweisen, welche neue Aufgaben die neuen Zeitumstände dem Adel auferlegen werden. Jener Papst, der Euch vielmehr oft erklärt hat, daß frucht­bare Arbeit der sicherste und würdigste Titel dafür ist, um Euch einen dauerhaften Platz unter den Führern der Gesellschaft zu sichern. Daß die ge­sellschaftlichen Unterschiede, die Euch nicht nur aus der Masse hervorheben, sondern Euch auch besondere Pflichten zum Wohle der Allgemeinheit auferlegen. Daß die obersten Gesellschaftsklassen dem Volke große Vorteile aber auch schweren Schaden bringen können. Daß die Veränderung der Lebensbedingungen sich, wo auch immer, doch den Traditionen anpassen können, die die Patri­zierfamilien bewahren.

Ihr werdet Euch auch an Unsere Aufforderung erinnern, Niedergeschlagenheit und Kleinmut wegen der Veränderungen in den Zeitumständen zu verbannen und an Unsere Ermahnungen denken, Euch mutig den neuen Umständen anzupassen. Das alles, mit festem Blick auf das christliche Ideal, den wahren und unvergänglichen Nachweis echten Adels
Kaiser Karl I., Kaiserin Zita und königliche Familie

Oftmals, mit Bezug auf die Zeitumstände, haben Wir Euch dazu aufgefordert, an der Heilung der Wunden, die der Krieg geschlagen hat, mitzu­wirken. Mitzuwirken bei der Wiederherstellung des Friedens, bei der Neugeburt des nationalen Lebens, aber Euch fernzuhalten von der inneren „Auswanderung“ oder Verweigerung. Das deshalb, weil auch in der neuen Gesellschaftsord­nung weite Spielräume für Euch reserviert sind, wenn Ihr Euch tatsächlich als Elite und als die Besten erweist. Das heißt, hervorragend durch see­lische Ausgeglichenheit, schnelles Zupacken und großzügige Anteilnahme. Ihr werdet Euch auch an Unsere Aufforderung erinnern, Niedergeschlagen­heit und Kleinmut wegen der Veränderungen in den Zeitumständen zu verbannen und an Unsere Ermahnungen denken, Euch mutig den neuen Umständen anzupassen. Das alles, mit festem Blick auf das christliche Ideal, den wahren und unver­gänglichen Nachweis echten Adels. Und wozu wohl, geliebte Söhne und Töchter, haben Wir Euch diese Ratschläge und Empfehlungen gegeben, wenn nicht um Euch vor Enttäuschungen und Bit­terkeit zu bewahren und um der Gesellschaft, zu der Ihr gehört, den wertvollen Beitrag, den Ihr geben könnt, zu erhalten. Vielleicht aber fragt Ihr Uns, was Ihr Greifbares tun müßt, um dieses hohe Ziel zu erreichen?

Vor allem müßt Ihr auf einem untadeligen reli­giösen und moralischen Verbalten beharren, beson­ders in Eurem Familienleben, und einer gesunden Strenge in der Lebensführung. Verhaltet Euch so, daß die anderen Klassen den Schatz an Tugenden und Gaben bemerken, die die Früchte der langen Tradition Eurer Familien sind. Zu diesen Früchten gehören die unerschütterliche Kraft Eures Geistes, die treue Hingabe an die edelsten Dinge, zartfüh­lendes Mitleid und Hilfsbereitschaft den Schwa­chen und Armen gegenüber. Kluges und feinsinni­ges Vorgehen in schwierigen und schwerwiegen­den Angelegenheiten, jenes persönliche Ansehen, das in den vornehmen Familien ja fast erblich ist, womit man vermag zu überzeugen ohne zu bedrän­gen, zu führen, ohne zu zwingen, zu erobern, ohne die Gefühle des Anderen zu verletzten oder zu demütigen und das sogar bei Gegnern und Rivalen. Der Einsatz dieser edlen Gaben und die Ausübung religiöser und ziviler Tugenden sind die überzeu­gende Antwort auf Vorurteile und Mißtrauen. Sie beweisen höchste geistige Lebenskraft, die die Ursache äußerer Stärke und fruchtbringender Arbeit ist.

Vor allem müßt Ihr auf einem untadeligen religiösen und moralischen Verbalten beharren, besonders in Eurem Familienleben, und einer gesunden Strenge in der Lebensführung.
Emanuel II. von Portugal mit seiner Frau Auguste Viktoria von Hohenzollern-Sigmaringen bei ihrer Hochzeit 1913.

Kraft und Fruchtbarkeit der Werke! Das sind zwei Eigenschaften der echten Aristokratie, dessen heraldische Symbole, in Bronze gegossen und in Marmor gehauen, unvergängliche Zeugnisse sind, weil sie sichtbare Spuren der politischen und kul­turellen Geschichte vieler ruhmreicher, europä­ischer Städte sind. Es ist wohl war, daß die moderne Gesellschaft nicht den Brauch hat, in erster Linie von Euch den richtigen Hinweis beim Beginn von Unternehmungen und zur Meisterung von Ge­schehnissen zu erwarten. Trotzdem weist auch sie nicht die Mitwirkung Eurer hohen Talente zurück. Das ist so, weil eine urteilsfähige Gruppe dieser Gesellschaft gerechtfertigte Hochachtung vor den Traditionen bewahrt hat und den Wert des hoben Ansehens schätzt, soweit dieses begründet ist. Auch der andere Teil der Gesellschaft, der Gleich­gültigkeit oder sogar Verachtung den uralten Le­bensformen gegenüber zeigt, ist doch nicht ganz unempfindlich für den Reiz gesellschaftlichen Glanzes. Das geht ja soweit, daß man sich bemüht, eine Art neuer Aristokratie zu schaffen, einige Formen davon beachtlich, andere jedoch nur auf Eitelkeit basierend. Auf Eitelkeit und Nichtigkei­ten, die sich lediglich dadurch auszeichnen, daß sie einige dekadente Elemente der alten Einrichtungen übernehmen.

Es ist klar, daß sich die Kraft und Fruchtbarkeit der Werke heute nicht immer in veralteten Formen ausdrücken kann. Das heißt aber nicht, daß Eure Einsatzmöglichkeiten eingeschränkt worden sind. Im Gegenteil, diese Möglichkeiten bestehen heute bei der Gesamtheit aller Berufe und Ämter. Alle beruflichen Einsatzmöglichkeiten stehen Euch offen, auf allen Gebieten könnt Ihr Euch nützlich und bedeutend machen: in der öffentlichen Verwaltung, in der Regierung, auf wissenschaftli­chem Gebiet, in der Kulturarbeit, der Industrie und dem Handel.

Schließlich wünschen Wir, daß Euer Einfluß in der Gesellschaft Euch vor einer Gefahr beschützt, die kennzeichnend für die moderne Zeit ist. Es ist bekannt, daß die Gesellschaft Fortschritte macht, wenn die Tugenden einer ihrer Klassen sich unter den anderen Klassen verbreitet. Ebenso ist es bekannt, daß das Niveau der Gesellschaft absinkt, wenn sich die Laster und Unsitten eines Teiles der Gemeinschaft auf die anderen Teile ausdehnen. Der Schwäche der menschlichen Natur wegen, kann man feststellen, daß sich besonders die Übel heute von Volk zu Volk und über die Kontinente ausbreiten, umso einfacher Kommunikation, Infor­mation und persönliche Kontakte geworden sind.

Es ist bekannt, daß die Gesellschaft Fortschritte macht, wenn die Tugenden einer ihrer Klassen sich unter den anderen Klassen verbreitet.
Ludwig XIV. König von Frankreich.

Auf dem Gebiet der Moral kann das gleiche beobachtet werden wie im Gesundheitswesen. Weder Distanzen noch Grenzen können jemals einen Epidemieerreger davon abhalten, in kurzer Zeit selbst ferne Regionen zu befallen. Deshalb ist es möglich, daß die hochgestellten Klassen, darunter Eure, auf Grund ihrer vielfältigen Beziehungen und häu­figen Aufenthalte in Ländern verschiedener, mög­licherweise schlechterer Moral, leicht zu Überträ­gern von Sittenverirrungen werden könnten. Dabei beziehen Wir Uns besonders auf Verirrungen, welche die Heiligkeit der Ehe in Frage stellen, der religiö­sen und moralischen Erziehung der Jugend, der christlichen Zurückhaltung bei Vergnügungen und auf die Schamhaftigkeit. Die traditionelle Hoch­achtung dieser Werte in Eurem Vaterland muß ver­teidigt und heilig und unverletzlich gehalten werden und vor den Angriffen der zerstörenden Einflüsse geschützt werden, von wo auch immer sie herkommen mögen. Jeder Versuch, mit der Tradition zu brechen, der nie einen Fortschritt be­deutet, es sei denn, in Richtung auf die Zerstörung, ist ein Anschlag auf die Ehre und Würde der Nation.

Was Euch betrifft, sorgt dafür und seid wachsam, damit schädliche Theorien und perverse Beispiele niemals mit Eurer Zustimmung oder Sympathie rechnen können und vor allem in Euch keine willigen Träger oder die Gelegenheit, Infek­tionsherde zu bilden, finden. Der große Respekt vor den Traditionen, die Ihr besitzt und durch den Ihr Euch in der Gesellschaft auszeichnet, möge Euch den Halt geben, damit Ihr, mitten unter dem Volk, diesen wertvollen Schatz bewahrt. Mögli­cherweise ist das heutigentags die wichtigste soziale Funktion des Adels; sicherlich ist es der größte Dienst, den Ihr der Kirche und dem Vater­land erweisen könnt.

Kraft und Fruchtbarkeit der Werke! Das sind zwei Eigenschaften der echten Aristokratie. Der große Respekt vor den Traditionen, die Ihr besitzt und durch den Ihr Euch in der Gesellschaft auszeichnet, möge Euch den Halt geben, damit Ihr, mitten unter dem Volk, diesen wertvollen Schatz bewahrt.
Deutscher Kardinal Clemens August Graf von Galen (vollständig: Clemens Augustinus Joseph Emmanuel Pius Antonius Hubertus Marie Graf von Galen;) 16. März 1878 in Dinklage, Oldenburger Münsterland; † 22. März 1946 in Münster, Westfalen.

Übt also die Tugenden und setzt, zum Wohle der Allgemeinheit die Gaben Eures Standes ein, zeich­net Euch im Berufsleben und bei allem, was Ihr beginnt, aus und schützt die Nation vor schädli­chen, auswärtigen Einflüssen – das sind die Emp­fehlungen, die Wir glauben, Euch zum Jahresan­fang geben zu müssen.

Nehmt sie, geliebte Söhne und Töchter, aus Unseren väterlichen Händen, verwandelt durch einen großmütigen Willensakt in eine dreifache Verpflichtung; bietet sie, von Euch aus als höchst­persönliche Gabe dem Gottessohn dar, der sie, als Gold, Weihrauch und Myrrhe annehmen wird, so wie sie Ihm, vor langer Zeit, die Weisen aus dem Morgenland angeboten haben.

Damit der Allmächtige Eure Absichten bestärke und Unsere Gebete erhöre, die Wir darum an Ihn gerichtet haben, möge auf Euch allen, auf Euren Familien und besonders auf Euren Kindern, die Eure beste Tradition in die Zukunft tragen, Unser Apostolischer Segen ruhen.[1]

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[1] (Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, Tipografia Poliglotta Vaticana, 9.1.1958, S. 707-711.)

 

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Königskrönung von Kaiser Karl I. von Österreich-Ungarn, am 30. Dezember 1916.

 

 

Die Krönung von Kaiser Karl – der Kutsche.

 

 

Krönungszeremonie von Kaiser Karl – Budapest, 30. Dezember 1916.

 

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Treu Eurer althergebrachten Überlieferung seid Ihr, geliebte Söhne und Töchter, auch dieses Jahr gekommen, um dem sichtbaren Haupt der Kirche Eure Verehrung zu bezeugen und Eure guten Wünsche zum neuen Jahre darzubringen. Wir nehmen sie mit lebhafter und tiefempfundener Dankbarkeit entgegen und entbieten Euch dafür die innigsten Wünsche Unsererseits. Wir schließen sie ein in Unsere Gebete, damit das soeben begon­nene Jahr gezeichnet sei vom Siegel der göttlichen Güte und bereichert werde von den kostbarsten Gunsterweisen der Vorsehung. Wie gewöhnlich, möchten Wir diesen Wünschen gern einige prakti­sche geistliche Winke anfügen, die Wir kurz in einer dreifachen Ermahnung zusammenfassen:

Gemälde von Mihály Kovács

Richtet Euren Blick zunächst ohne Furcht und Zagen auf die Realität unserer Zeit. Es scheint Uns überflüssig, Euch nochmals ins Gedächtnis zu rufen, was bereits vor drei Jahren der Gegenstand Unserer Betrachtungen war. Es kommt Uns sinnlos vor und Euer auch nicht würdig, es Euch mit klugen Beschönigungen zu verschleiern, zumal nachdem die Worte Eures beredten Sprechers ein so eindeu­tiges Bekenntnis Eurer Anhänglichkeit an die So­ziallehre der Kirche zum Ausdruck gebracht haben und die Pflichten, die sich daraus ergeben. Die neue italienische Verfassung erkennt Euch als sozialem Stand im Staate und im Volk keinerlei besondern Auftrag mehr zu, kein Attribut mehr und kein Pri­vileg. Ein Blatt der Geschichte ist umgeschlagen, ein Kapitel ist abgeschlossen. Hinter eine soziale und wirtschaftliche Vergangenheit ist der Schluß­punkt gesetzt. Ein neues Kapitel mit ganz neuen Lebensformen hat begonnen. Man mag darüber denken, wie man will. Die Tatsache besteht. Es ist der „Schicksalsschritt“ [fatale andare] der Ge­schichte. Mancher wird eine so tiefe Umwälzung vielleicht schmerzlich empfinden. Doch was hilft es, die Bitterkeit lange auf der Zunge zu behalten. Schließlich müssen sich alle der Wirklichkeit beugen. Der Unterschied liegt nur in der „Art und Weise“. Die Mittelmäßigen machen im Unglück nur ein schmollendes Gesicht, die überlegenen Geister verstehen es, nach einem klassischen Wort, aber hier in einem etwas höheren Sinne, beaux joueurs [gute Verlierer] zu sein und unerschüt­tert ihre vornehme, heitere Haltung zu bewahren.

Die Bergpredigt von Carl Heinrich Bloch.

Erhebt und heftet den Blick auf das christliche Ideal. Alle Umwandlungen, Evolutionen oder Re­volutionen, lassen es unberührt. Sie vermögen nichts gegen das innerste Wesen wahren Adels, das Streben nach christlicher Vollkommenheit, wie sie der Erlöser in der Bergpredigt zeigte. Unbedingte Treue zur katholischen Lehre, zu Christus und seiner Kirche; Fähigkeit und Willigkeit, auch den anderen darin Beispiel und Führer zu sein. Ist es etwa nötig, Euch die praktischen Anwendungen dafür aufzuzählen? Schenkt der Welt, auch der Welt der Gläubigen und der praktizierenden Katho­liken, das Schauspiel eines untadeligen Ehelebens, die Erbauung einer wirklich beispielhaften Familie. Errichtet um Euer Heim und Euren Kreis einen Damm gegen das Einsickern verhängnisvoller Grundsätze, verderblicher Schwächen und Weichlichkeiten, welche die Reinheit des Ehe- und Familienlebens beflecken oder trüben könnten. Das ist gewiß ein hervorragendes und heiliges Werk, sehr geeignet, den Eifer des römischen und christlichen Adels in unserer Zeit zu entfachen.

Hochzeit von Erzherzog Karl von Österreich-Este und Prinzessin Zita von Bourbon-Parma.

Während Wir Eurem Geist diese Erwägungen vorlegen, denken Wir besonders an jene Länder, in denen die Katastrophe der Zerstörung besonders die Familien Eures Standes getroffen und aus Macht und Reichtum in die Verlassenheit und bis­weilen sogar in äußerstes Elend gestürzt hat. Doch zu gleicher Zeit hat sie den Adel und die Großzü­gigkeit geoffenbart und ans Lichtgebracht, mit der viele von ihnen auch im Unglück Gott die Treue hielten, die stille Seelengröße und Würde, mit der sie ihr Schicksal zu tragen wissen: Tugenden, die man nicht improvisieren kann, die vielmehr in der Stunde der Bewährung zur Blüte und Reife gelan­gen.

Endlich, leiht dem gemeinsamen Werk Eure hingebende und bereitwillige Mitarbeit. Groß genug ist noch das Feld, auf dem sich Eure Tätig­keit nutzbringend auswirken kann: in der Kirche und im Staat, im Bereich des parlamentarischen Lebens und der Verwaltung, in Kultur, Wissen­schaft und Kunst und in den verschiedenen Berufen. Nur eine Haltung ist Euch untersagt, sie würde dem ursprünglichen Geist Eures Standes von Grund auf zuwider sein: Wir meinen den Geist des „Ohne-mich“. Das wäre mehr als nur eine „Emigration“, es wäre Desertion. Was darum auch immer kommen und wie teuer es zu stehen kommen mag, vor allen Dingen tut es not, die geschlossene Einheit aller katholischen Kräfte gegen jede Gefahr selbst des kleinsten Sprungs zu bewahren.

Maria de Molina präsentiert ihren Sohn Fernando IV in Cortes von Valladolid von 1295.

Es kann wohl sein, daß der eine oder andere Punkt bei der gegenwärtigen Lage der Dinge Euch mißfällt. Aber aus Interesse und aus Liebe für das Gemeinwohl, für die Rettung der christlichen Kultur in der Krise, die weit entfernt ist von einer Entspannung, die vielmehr immer noch anzuwach­sen scheint, haltet stand in der Bresche, in der vordersten Verteidigungslinie. Eure besonderen Vorzüge können dort auch heute die beste Verwen­dung finden. Eure Namen, die den großen Klang der Tradition fernster Vergangenheit in der Ge­schichte der Kirche und der menschlichen Gesell­schaft tragen, rufen die Gestalten großer Männer ins Gedächtnis und wecken in Eurer Seele das Echo der Pflicht, ihrer würdig zu sein.

Das angestammte Gefühl für Beständigkeit und Kontinuität und das Festhalten an gesunder Tradi­tion sind Kennzeichen wirklichen Adels. Versteht Ihr es, mit ihnen eine große Weite des Blickes für die Wirklichkeit unserer Zeit zu verbinden, beson­ders für die soziale Gerechtigkeit, für eine loyale und offene Zusammenarbeit, dann werdet Ihr einen Beitrag von höchstem Wert für das öffentliche Leben leisten.

Die Schlacht bei Seneffe. Gemälde von Bénigne Gagneraux.

Dies sind, geliebte Söhne und Töchter, die Ge­danken, die Wir Euch zu Beginn dieses neuen Jahres nahe legen wollten. Flöße Euch der Herr den Vorsatz ein, sie zu verwirklichen, und würdige er sich, Euren guten Willen mit der Überfülle seiner Gnaden fruchtbar zu machen, als deren Unter­pfand Wir von ganzem Herzen Euch, Euren Fa­milien, Euren Kindern, Euren Kranken und Schwachen und allen, die Euch teuer sind, Nahen und Fernen, Unseren väterlichen Apostolischen Segen erteilen.[1]

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[1] Utz-Groner, S. 1647-1650.

 

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Christmas – Navidad – Weihnachten – Natal – Noël


Tu Scendi Delle Stelle Von St. Alphonsus Ligouri

https://youtu.be/HzU9vVK51-Y

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