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Niedergang des Mittelalters

Im 14. Jahrhundert zeichnet sich im christlichen Europa eine Mentalitätsänderung ab, die dann im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer deutlichere Züge annimmt. Das Streben nach irdischen Freuden wächst sich zu einer wahren Gier aus. Die Vergnügungen werden immer häufiger und prunkvoller, und die Menschen schenken ihnen immer mehr Aufmerksamkeit. Der wachsende Hang zu einem lustund phantasievollen Sinnesleben zeitigt in Kleidung, Sitten, Sprache, Literatur und Kunst immer deutlichere Anzeichen der Sinnlichkeit und Verweichlichung. Ernst und Strenge früherer Zeiten verschwinden zusehends, alles gewinnt einen strahlenden, anmutigen, festlichen Charakter.

Die Herzen wenden sich nach und nach von der Opferfreudigkeit, von der wahren Kreuzesverehrung und dem Streben nach Heiligkeit und nach dem ewigen Leben ab. Das Rittertum, einst Höhepunkt christlicher Zucht, neigt zu Amouren und Gefühlsduselei; die Liebesdichtung erobert die Länder, übertriebener Luxus und eine damit einhergehende Gewinnsucht sind in allen Gesellschaftsschichten zu finden.

Das Vordringen dieses Sittenwandels auch auf die geistigen Bereiche brachte hier deutliche Anzeichen des Hochmutes hervor, wie zum Beispiel den Geschmack an leeren, prunkvollen Streitgesprächen, an inkonsistenten Spitzfindigkeiten und Auftritten prahlerischer Gelehrsamkeit; alte philosophische Tendenzen, die die Scholastik bereits überwunden hatte, schmeichelten sich wieder ein und tauchten, da der frühere Eifer für die Unversehrtheit des Glaubens nachließ, unter neuem Blickwinkel wieder auf.

Innenansichten von Der Kölner Dom. Foto von Pedro Szekely.

Der Absolutismus der Legisten, die sich stolz auf ihre Kenntnisse des römischen Rechts beriefen, stieß bei ehrgeizigen Fürsten auf geneigte Ohren. Im gleichen Zuge ging bei hoch und niedrig auch die frühere Entschlossenheit zurück, die königliche Macht in jene legitimen Grenzen aus der Zeit Ludwigs des Heiligen und des Hl. Ferdinand von Kastilien zurückzuweisen.

 

Revolution und Gegenrevolution Von Plinio Corrêa de Oliveira.  Erster Teil, III KAPITEL, 5 – A.

 

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