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Der Adel und die Vergleichbaren Traditionellen Eliten in den Ansprachen von Papst Pius XII

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Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20. Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira. TFP-Büro Deutschland, Frankfurt, 2004, Kapitel I, Abschnitt 9, SS 47-52.

Im Februar des Jahres 1919 kam Plinio Corrêa de Oliveira im Alter von zehn Jahren auf das Gymnasium des von den Jesuitenpatres geleiteten St. Ludwigs–Kollegium, das traditionsgemäß von den Kindern der führenden Oberschicht São Paulos besucht wurde.(97) Wie es sein soll, fand die mütterliche Erziehung in der Schule ihre natürliche Fortsetzung und Weiterentwicklung. In den Unterweisungen der Jesuiten fand Plinio die Liebe zu dem methodischen Leben wieder, das ihm bereits seine Gouvernante Mathilde Heldmann (98) beigebracht hatte, und vor allem jenes militante Verständnis des geistigen Lebens, das seine Seele zutiefst anstrebte. (99) 

Plinio am Tag seiner Ersten hl. Kommunion

In der Schule kam es dann zum ersten Zusammenstoß mit der äußeren Welt. Hier erwartete den jungen Plinio sein erstes Schlachtfeld, denn hier stieß er auf die „zwei Städte“ Augustins, vermengt wie Weizen und Unkraut, wie Getreidekorn und Stroh, von denen im Evangelium (100) die Rede ist. Und er verstand, daß das Leben des Menschen auf Erden ein harter Kampf ist, in dem nur der den Kranz empfängt, „der nach Vorschrift gekämpft hat“ (101). „Vita militia est“. (102) Das Neue Testament, vor allem aber die paulinischen Briefe bestehen immer wieder darauf, das das geistliche Leben des Christen ein Kampf ist. „Der Christ ist zum Kämpfen geboren“, behauptet Leo XIII. (103) „Das Wesen und die Grundlage allen christlichen Lebens besteht darin, nicht die verdorbenen Sitten der Welt zu unterstützen, sondern sie zu bekämpfen und ihnen mit Ausdauer zu widerstehen“. (104)

Vom hl. Ignatius lernte Plinio, daß „die Seele eines jeden Menschen ein Schlachtfeld ist, auf dem Gut und Böse gegeneinander kämpfen“ (105). Als Folge der Erbsünde besitzen wir alle unordentliche Neigungen, die uns zum Sündigen einladen; der Teufel sucht, diese zu fördern, während die himmlische Gnade uns hilft, sie zu besiegen und sie in Gelegenheit der Heiligung zu verwandeln. „Zwischen den Kräften, die ihn zum Guten oder zum Bösen führen, steht als Zünglein an der Waage die menschliche Willensfreiheit“ (106). Plinio gehörte sicherlich zu den Paulistaner Jungens seiner Generation, die P. Burnichon 1910 bei einem Besuch des St. Ludwig-Gymnasiums als „ernst, umsichtig, bedächtig“ beschrieb. „Ihr Gesichtsausdruck erhellt sich selten, das Lächeln scheint ihnen wenig vertraut zu sein; andererseits hat man mir versichert, daß sie fünf Stunden lang an der gleichen Stelle stillzustehen vermögen, um gelehrten Reden zu lauschen, was ihnen hin und wieder tatsächlich widerfährt. Unzweifelhaft beschert das Klima dieser Rasse eine frühzeitige Reife, die sicher ihre Vor- und Nachteile hat, daneben aber auch ein habituelles Phlegma, das keineswegs lebendige Eindrücke und heftige Gemütsausbrüche ausschließt.“ (107)

Frl. Mathilde Heldmann

Im St. Ludwig-Gymnasium lernte der junge Plinio den radikalen Gegensatz zwischen der Welt der Familie und der der Kollegen mit ihren ersten Anzeichen von Bosheit und Unsittlichkeit kennen. Wie es unter Schülern oft zu geschehen pflegt, waren es die boshaftesten Jungen, die sich gegen die anderen durchsetzten: Die Reinheit wurde verspottet und verachtet, Schamlosigkeit und Vulgarität wurden als Zeichen von Männlichkeit und Erfolg hingestellt. Mit allen seinen Kräften lehnte er sich gegen diese Situation auf. Ihm war durchaus klar, daß es sich hier nicht um einen Einzelfall handelte, sondern daß dies die Folgen einer Mentalität waren, die der seiner Familie entgegengesetzt sein mussten. Wenn er diese Sinnesart übernähme, würde er mit seiner Reinheit auch all die Ideale verlieren, die in seinem Herzen aufblühten. Ihm wurde klar, daß die Religion die Grundlage aller Dinge war, die er liebte, und so entschied er sich für einen Kampf ohne Unterlass für jene Weltanschauung, die ihm anerzogen worden war. Auf diese Weise gelangte er zu einer Überzeugung, die im Laufe der Jahre immer rationalere Grundlagen finden sollte:

„Es war ein konterrevolutionäres Verständnis der Religion als einer verfolgten Macht, die uns die ewigen Wahrheiten lehrt, unsere Seele rettet, in den Himmel führt und unserem Leben einen Stil aufdrückt, der als einziger das Leben lebenswert macht. Daher kam mir der Gedanke, daß ich, zum Mann geworden, den Kampf gegen eine Lebensordnung aufnehmen müsste, die ich für revolutionär und böse ansah, um an ihrer Stelle eine Ordnung zu errichten, wie sie der katholischen Lebensordnung entsprach.“ (108)

Im Alter von 17 Jahren schloss Plinio 1925 seinen Gymnasialkurs ab. Später würde er in den Ängsten und der inneren Vereinsamung jener Jahre einen Ausdruck der schweren Krise sehen, die einen der wichtigsten Aspekte der Geschichte der Menschheit im 19. Jahrhundert und einen der Gründe ihrer tiefen Zerrissenheit ausmachen.

Plinio (Kreis) und Schulkameraden

„Die Einstellung des 19. Jahrhunderts gegenüber der Religion und der Moral war eine zutiefst widersprüchliche. (…) Religion und Moral wurden nicht als etwas für alle Menschen Notwendiges und Verpflichtendes angesehen. Im Gegenteil, für jedes Geschlecht, jedes Alter, jeden gesellschaftlichen Stand gab es eine religiöse Lage und ein sittliches Verhalten, die dem, was das 19. Jahrhundert für das andere Geschlecht, für ein anderes Alter und andere Gesellschaftsschichten vorschrieb, entgegengesetzt waren. Das 19. Jahrhundert bewunderte den „Köhlerglauben“ in seiner Einfachheit und Reinheit, machte aber gleichzeitig den Glauben eines Wissenschaftlers als unbewusstes Vorurteil lächerlich. Kinder durften glauben. Bei Jugendlichen und Erwachsenen war der Glaube jedoch verpönt. Höchstens wurde er noch dem Alter zugestanden. Von der Frau verlangte man Reinheit. Vom Mann aber forderte man geradezu die Unreinheit. Der Arbeiter hatte Disziplin zu halten. Den Denker aber feierte man ob seines revolutionären Geistes.“ (109)

Bei der Gelegenheit dieser Rede hat sich Plinio den Mitschülern seiner Generation zuwenden und sie mit begeisternden Worten zu Kampf und Heroismus aufgerufen:

„Wir verstehen das Leben nicht als Fest, sondern als Kampf. Unser Ziel ist das eines Helden und nicht eines Sybariten. Über diese Wahrheit, die ich euch heute wiederhole, haben wir tausendmal nachgedacht (…). Stellt Christus in die Mitte eures Lebens. Lasst alle eure Ideale in ihm zusammentreffen. Angesichts des großen Kampfes, der die nobelste Berufung eurer Generation darstellt, wiederholte der hl. Martin von Tours den berühmten Satz: Domine, non recuso laborem.“ (110)

Plinio (M) auf der Fakultät

Der Tradition seiner Familie folgend, immatrikulierte sich Plinio Corrêa de Oliveira 1926 an der Rechtsfakultät der Universität São Paulo. Der junge Mann, der sich gern der Betrachtung hingab und viel las, begann nun neben dem Jurastudium auch die philosophische, die moralische und geistige Kultur zu pflegen. Zu den Werken, die er in diesen Jahren las und die seine Bildung zutiefst beeinflussen sollten, gehörten die „Abhandlung über das Naturrecht“ des Jesuitenpaters Luigi Taparelli d’Azeglio (111) sowie „Die Seele eines jeden Apostolats“ von dem Trappisten-Abt Jean Baptiste Chautard (112). Dieses Werk, dem seine besondere Vorliebe galt, bildete ein wertvolles Gegengift gegen die „Häresie der Aktion“ (113), die zu einem Kennzeichen der damaligen Zeit zu werden begann. Ihr setzt Abt Chautard das innere Leben entgegen, das er als „den Zustand einer Seele“ definiert, „die reagiert, um die natürlichen Neigungen zu beherrschen, und sich die Gewohnheit anzueignen sucht, alles nach den Anweisungen des Evangeliums und dem Beispiel Christi zu beurteilen und sich nach diesen zu richten.“ (114)

Plinio Corrêa de Oliveira hat diese geistige Haltung seit dem Jugendalter zutiefst geliebt und gelebt. Obwohl er sich seit seiner frühesten Jugend der Aktion und dem öffentlichen Apostolat widmete, vergaß er doch nie, mit Hilfe eifriger und ständiger Übung der geistigen Fähigkeiten, sein inneres Leben zu entwickeln.

Das von Pius X. aufgezeigte Ideal der Restauration der katholischen Zivilisation schien angesichts des verworrenen Panoramas der zwanziger Jahre, die die Entstehung und Verbreitung des Kommunismus und des Faschismus und die Durchsetzung eines der traditionellen Lebensweise radikal entgegengesetzten amerikanischen way of life erlebten, noch in weiter Ferne zu liegen. Im Herzen des jungen brasilianischen Studenten bildete sich jedoch im Laufe dieser Jahre das Bewusstsein einer Berufung heraus. (115) Diese war auf geheimnisvolle, vorsehungshafte Weise mit der unerfüllten Aufgabe des großen Papstes verbunden, der seit seiner ersten Enzyklika, E supremi Apostolatus vom 4. Oktober 1903, die Devise „Instaurare omnia in Christo“ (Eph 1,10) als Programm seines Pontifikats und Ziel für das beginnende 20. Jahrhundert gewählt hatte.

Alles wiederherstellen in Christus meint „nicht nur das, was eigentlich zur göttlichen Sendung der Kirche gehört, nämlich die Seelen zu Gott zu führen, sondern auch das, was (…) auf natürliche Weise von dieser göttlichen Sendung abzuleiten ist: die christliche Zivilisation mit jedem einzelnen und allen sie bildenden Elementen“. (116)

Plinio Corrêa de Oliveira würde eines Tages seine eigene Berufung mit folgenden Worten beschreiben:

„Als ich noch sehr jung war, betrachtete ich hingerissen die Ruinen der Christenheit. An sie hängte ich mein Herz. Dem Künftigen kehrte ich den Rücken zu und machte aus jener segensreichen Vergangenheit meine Zukunft …“. (117)

Fussnoten

(97) Das Gymnasium St. Ludwig war 1867 in Itú gegründet worden und zog später in das imposante Gebäude Nr. 2324 an der Avenida Paulista in São Paulo um. Der Rektor der Schule war zu dieser Zeit P. João Baptista du Dréneuf (1872-1948) (vgl. A. GREVE SJ, Fundação do Colégio São Luiz. Seu Centenário, 1867-1967, in A.S.I.A. Nr. 26 (1967), S. 41-59). Zu den Lehrern des jungen Plinio zählte P. Castro e Costa, der ihm dann auch im Kampf um die Katholische Aktion zur Seite stehen sollte, und den er in den fünfziger Jahren in Rom wiedersehen würde (vgl. J. CLÁ DIAS, Dona Lucília, a. a. O. Bd. I, S. 203).

(98) Mathilde Heldmann stammte aus Regensburg und hatte bereits das Amt einer Gouvernante in mehreren aristokratischen Häusern Europas ausgeübt. „Eine der größten Wohltaten, die wir unserer Mutter verdanken, bestand darin, daß sie das ,Fräulein‘ eingestellt hat“, konnte man öfters aus dem Munde Plinio Corrêa de Oliveiras vernehmen (J. CLÁ DIAS, Dona Lucília, Bd. I, S. 203).

(99) Zum „militanten“ Verständnis der christlichen Spiritualität vgl. Pierre BOURGUIGNON, Francis WENNER, Combat spirituel, in DSp. Bd. II,1 (1937), Sp. 1135-1142; Umile BONZI DA GENOVA, Combattimento spirituale, in DSp. Bd. X (1980), Sp. 1210-1233.

(100) Mt 13, 24-27.

(101) 2 Tim 2,5.

(102) Ijob 7,1.

(103) Leo XIII. in der Enzyklika Sapientiae Christianae vom 10. Januar 1890, in La pace interna delle nazioni, Bd. III (1959), S. 192.

(104) Leo XIII. in der Enzyklika Exeunte iam anno vom 25. Dezember 1888, in Le fonti della vita spirituale, Bd. II, S. 345, 358 (S.337-359).

(105) Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Lutar varonilmente e lutar até o fim, in Catolicismo Nr. 67 (Juli 1956), S. 2.

(106) Ibid.

(107) Joseph BURNICHON, Le Brésil d’aujourd’hui, Perrin, Paris 1910, S. 242.

(108) Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Memórias. Unveröffentlicht.

(109) Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Discurso no encerramento do ano de 1936 no Colégio Arquidiocesano de São Paulo, in Echos Nr. 29 (1937), S. 88-92.

(110) Ibid.

(111) Über den Jesuiten Luigi TAPARELLI D’AZEGLIO (1793-1862), Verfasser des berühmten theoretischen Traktats über das Naturrecht, wieder aufgelegt in 2 Bänden bei La Civiltà Cattolica, Rom 1949 (1940-1943), in dem die Beziehungen von Recht, Moral und Politik im Lichte der katholischen Lehre scharfsinnig analysiert werden, s. Robert JACQUIN, Taparelli, Lethielleux, Paris 1943, und die Stimme von Pietro PIRRI S.J. in EC, Bd. XI (1953), Sp. 1741-1745.

(112) Abt Jean-Baptiste CHAUTARD, L’âme de tout apostolat, Office Français du Livre, Paris 1947. „Beim Lesen der wunderbaren Seiten dieses Buches, dessen Inbrunst streckenweise an die ‚Nachfolge Christi‘ erinnert, nimmt man ohne weiteres die Schätze der Empfindsamkeit wahr, die seine große Seele hütete“ (Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Almas delicadas sem fraqueza e fortes sem brutalidade, in Catolicismo Nr. 52 (April 1955). Der Abt Jean Baptiste Chautard ist am 12. März 1858 in Briançon geboren. Er trat in den Zisterzienser-Orden der strengen Observanz ein, wurde 1897 zum Abt des Trappistenklosters Chambaraud (Grenoble) gewählt und 1899 zum Abt von Sept-Fons (Moulins). Während seiner langen Regierungszeit musste er sich mit weltlichen Problemen auseinandersetzen, die seinen Orden betrafen, den es gegen die antireligiöse Politik seiner Zeit zu verteidigen galt. Als vollkommenes Beispiel der in Die Seele eines jeden Apostolats beschriebenen Verbindung von kontemplativem und aktivem Leben verstand er es, sich mit seiner Persönlichkeit gegen den Minister Clémenceau durchzusetzen und ihn dazu zu bringen, seine Haltung gegen die kontemplativen Orden zu mäßigen. Er starb am 29. September 1935 in Sept-Fons.

(113) Die „Häresie der Aktion“, verstanden als eine aktivistische, naturalistische Weltsicht, die die entscheidende Rolle der Gnade im menschlichen Leben verkennt, war ein Kennzeichen des „katholischen Amerikanismus“ des ausgehenden 19. Jahrhunderts; sie wurde von Leo XIII. in dem apostolischen Schreiben Testem Benevolentiae vom 22. Januar 1899 (in Acta Leonis XIII., Bd. XI, Rom 1900, S. 5-20) verurteilt. Vgl. Emanuele CHIETTINI, Americanismo, in EC, Bd. I (1950), Sp. 1054-1056); G. PIERREFEU, Americanisme, in DSp, Bd. I (1937), Sp. 475-488); H. DELASSUS, L’américanisme et la conjuration anti-chrétienne, Desclée de Brouwer, Lille 1899; Thomas McAVOY, The Americanist Hersey in Roman Catholicism 1895-1900, University of Notre Dame Press, Notre Dame (Ind.) 1963; Robert CROSS, The emergence of Liberal Catholicism in America, Harvard University Press, Harvard 1967; Ornella CONFESSORE, L’americanismo cattolico in Italia, Studium, Rom 1984.

(114) J.-B. CHAUTARD, L’âme de tout apostolat, S. 14.

(115) „Illos quos Deus eligit, ita praeparat et disponit ut id ad quod eliguntur, inveniantur ideonei“ (Hl. THOMAS VON AQUIN, Summa Theologica, III, 27, 4c). Die Berufung ist die besondere Weise, nach der Gott will, daß sich seine Erwählten entwickeln. Als Erwählte werden sie ausgesucht und dementsprechend vorbereitet und gerüstet, um für das Ziel, das Gott ihnen seit aller Ewigkeit bestimmt hat, geeignet zu sein.

(116) Hl. PIUS X., Enzyklika Il fermo proposito vom 11. Juni 1905, in Bd. IV, Il laicato (1958), S. 216.

(117) Diese Worte Plinio Corrêa de Oliveiras sind in seiner Handschrift als Epigraph in dem Buch Ein halbes Jahrhundert antikommunistischen Heldenkampfes zu finden.

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Von Christian Sell

Die Geschichte hat gezeigt, dass Krisen und Not die Wirkung haben, Menschen beim Streben nach einem gemeinsamen Ziel zu vereinen. Tatsächlich gibt es nichts, was Menschen so stark aneinander bindet wie gemeinsam ertragenes Leid; wir sehen dies in Kriegszeiten unter den Soldaten, oder im Kampf um die Ausbildung, die Schüler zu Freunden für das ganze Leben macht.

Eton College Von Dan Rees-Jones.

Gemeinsam durchgekämpfte Schwierigkeiten bringen oft Veränderungen mit sich, die normalerweise nur langsam, oft über Generationen, erreicht werden können. Sie können dynamische soziale, kulturelle oder religiöse Bewegungen auslösen, neue Identitäten schaffen, die Bande der Solidarität festigen und starke wechselseitige Beziehungen schmieden. Es ist nicht unrealistisch, zu erwarten, dass sich auch angesichts der gegenwärtigen Krise ähnliche Lösungen anbieten werden. Wir dürfen unser Vertrauen in die Sehnsucht eines Vaters nach der Heimkehr seiner Kinder und in die flehentlichen Bitten einer Mutter nie verlieren.

John Horvat II, Rückkehr zur Ordnung: Von einer hektischen, getriebenen Wirtschaft zu einer organischen christlichen Gesellschaft, Schlusswort Die Heimkehr

 

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Die Notwendigkeit, die Tradition und die Familie zu verteidigen, wird im Allgemeinen gut verstanden. Aber eine starke revolutionäre Propaganda, die mindestens bis auf Jean-Jacques Rousseau und auf Proudhon zurückgeht — „Eigentum ist Diebstahl“ — hat selbst bei Nicht-Kommunisten und bei einer großen Anzahl von Katholiken ein schlechtes Gewissen hinsichtlich des Rechts auf Eigentum hervorgerufen.

Pierre-Joseph Proudhon 1809-1865. Er war ein französischer Soziologe und gilt als einer der ersten Vertreter des solidarischen Anarchismus.

Tradition

Zwanzig Jahrhunderte des religiösen und zivilisatorischen Wirkens der Kirche haben in unseren Seelen, in unserer Gesellschaft, übernatürliche und natürliche, individuelle und soziale, unschätzbare Werte angesammelt. Eine lange Beständigkeit über die Generationen hinweg hat ihnen die Bedeutung verliehen, die den großen Traditionen innewohnt.

Die Prinzipien, die die wahre Zivilisation leiten, zu bewahren, auszubreiten und zu verkünden, heißt, dem Herzen unserer christlichen Tradition zu dienen.

Silvester bei Großvätern von Friedrich Ortlieb.

Familie

Wie jeder weiß, ist sie die Zelle der Gesellschaft. Von Jesus Christus zur Würde eines Sakraments erhoben, gibt der Ehebund christlicher Eheleute der Familie eine Stabilität, der väterlichen Autorität eine Würde und Kraft, der Mutterliebe die Zuneigung der Kinder und den geschwisterlichen Beziehungen eine Bindungskraft, die die familiäre Institution zu ihrer Vervollkommnung führen.

Die Vermählung Mariä

Sie zu verkünden und auf jede mögliche Art zu verbreiten, heißt, den individuellen und sozialen Widerstand gegen die gefährliche Ideologie, die die Ehe ausrotten, die familiäre Gesellschaft zerstückeln und den freien Bund triumphieren lassen will, zu stärken.

 

Privateigentum

Das Eigentum ist ein heiliges Recht, das mit der menschlichen Natur verbunden ist: mit seiner Freiheit und seiner Würde. Denn:

– Der Mensch ist mit Vernunft ausgestattet und hat das Recht auf Freiheit, um seiner Bestimmung gemäß zu handeln.

– Diese Freiheit zu handeln beinhaltet das Recht auf Arbeit, um für seine Bedürfnisse aufzukommen.

Reiche Ernte von Adolf van der Venne.

– Das Recht auf Arbeit beinhaltet das Recht auf die Früchte der Arbeit: Das ist das Recht auf Eigentum; ohne dieses ist das menschliche Wesen ein Sklave ohne Freiheit, den man der Früchte seiner Arbeit beraubt.

Das Eigentum ist also das Recht, über die Früchte seiner Arbeit zu bestimmen. Es ergibt sich aus der Freiheit und der Arbeit des Menschen.

Im Manifest der Kommunistischen Partei von 1848 bekräftigen Marx und Engels: „Die Kommunisten können ihre Theorie in dieser einzigen Formel zusammenfassen: Abschaffung des Privateigentums“.

Diese Abschaffung führt zur Verleugnung der menschlichen Person, denn dem Individuum das Recht auf Eigentum zu nehmen, heißt, ihm das Recht zu nehmen, über die Früchte seiner Arbeit so zu verfügen, wie er es möchte, also seine Autonomie und seine Freiheit zu leugnen.

Der Sturz des Icarus von Pieter Bruegel der Ältere.

– Die Anerkennung der persönlichen Würde des Menschen bleibt bestehen oder geht verloren, je nachdem, ob man ihm das Recht auf Eigentum zugesteht oder nicht, bestätigt Pius XII. (vgl. Pius XII., Ansprache beim privaten Rechtskongress, 1948).

Die Möglichkeit, ein Erbe anzusammeln, mag es auch noch so bescheiden sein, und es seiner Gattin und seinen Kindern zu vermachen, ist der beste natürliche Anstoß für die menschliche Kreativität.

Und die Erbschaft ist die Institution, die Familie und Eigentum in sich vereint, sie beinhaltet auch die Tradition, die der folgenden Generation übergeben wird.

(*) Plinio Corrêa de Oliveira zum 100. Geburtstag

 

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Rückkehr zur Ordnung: Von einer hektischen, getriebenen Wirtschaft zu einer organischen christlichen Gesellschaft

Kindle Ebook – Jetzt als Download verfügbar.

 

John Horvat II

Rückkehr zur Ordnung beschäftigt sich mit Themen, die nicht nur in Amerika, sonder überall auf der ganzen Welt aktuell sind.

Die moderne Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise und dieses Buch identifiziert auf originelle und überzeugende Weise die frenetische Maßlosigkeit als Ursache dieser Krise.

Vor allem aber bietet der Autor, John Horvat, eine organische, katholische Lösung an, die ebenso notwendig wie erfrischend originell ist.

Ich hoffe, dass dieses Buch eine weite Verbreitung erfahren wird und kann es all denen, die echte Antworten auf essentielle Fragen suchen, nur wärmstens empfehlen.

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Ball der Stadt Wien, 1904. W. Gause, Wienmuseum

Ein Empfang im Rathaus auf Einladung des Wiener Bürgermeisters. Im neugotischen Prunksaal bewegen sich Bürger, Militär und Aristokraten. Die Damen der Wiener Gesellschaft treffen mit Stadtbeamten und kirchlichen Würdenträgern zusammen.

Die Eleganz und das Raffinement der Damentoilette entsprechen der Schönheit der prächtigen Uniformen. Man spricht halblaut begleitet vom Rascheln der Seide und der Fächer.

Die Hauptperson dieser Soirée, Erzherzog Leopold von Habsburg-Toskana — zu erkennen in blauer Uniform — ist soeben angekommen, geschmückt mit Orden, halb verdeckt im Zentrum. Er ist der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des ganzen Saales. Der Bürgermeister steht hinter ihm. Auch er trägt seine Orden und eine Kette auf seinem Frack.

Ganz hinten, inmitten von Blumen und einer exotischen Pflanzenwelt, scheint die Büste von Kaiser Franz Joseph dem Fest beizuwohnen.

 

(Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“
von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, November 2008)

 

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Christus K?nig!

By Plinio Corrêa de Oliveira

Freie Übersetzung aus Legionário, Nr. 372, 29. Oktober 1939 (*)

Gute Gedanken haben die Eigenschaft, wenn sie angenommen werden, auf uns wie auf unseren Nächsten, wie Arzneimittel zu wirken. Wenn wir sie jedoch unserem geistigen Leben verweigern oder sie im Umgang mit unseren Nächsten verschweigen, werden sie, wie der hl. Paulus sagt, zu glühenden Kohlen, die uns ätzen und unsere Seele ausbrennen. Wehe denen, die gute Ratschläge erhalten haben, sie aber aus Feigheit oder Egoismus nicht befolgten. Wehe auch denen, die aus Feigheit oder Egoismus einen guten Rat verschwiegen haben, den sie hätten geben sollen. Diese heilsamen Ratschläge, die sie nicht äußerten, werden sie innerlich wie glühende Kohlen ausbrennen. Am Tage des Gerichts werden sie Rechenschaft ablegen müssen für nicht wahrgenommene Talente.

Das sind meine Überlegungen…

*    *   *

Wie viele Katholiken gibt es, die durch die Taufe zur Würde erhoben worden sind, Bürger des Reiches Gottes zu sein, die Texte der heiligen Liturgie begleiten und dort wunderbare Hinweise auf das Königtum Jesu Christi zu lesen, sie aber nicht verstehen. Wie viele Katholiken gibt es, die versuchen das Reich Christi auf Erden einzurichten, aber nicht wissen oder vergessen, dass sie es zuallererst in sich selbst einrichten müssen! Wie viele andere, die meinen das Reich Christi in sich selbst einrichten zu wollen, aber nicht den heißen Wunsch haben, es in die ganze Welt zu verbreiten! Mit anderen Worten, sind diese Katholiken nicht von der Sorte derer, die genau hören und verstehen, was die Kirche ihnen durch die Stimme der Päpste sagt, doch nur mit den Ohren des Leibes und nicht mit denen der Seele?

Die Lehre des Königtums Christi ist innig verbunden mit dem schönen und frommen Brauch der Thronerhebung des Heiligsten Herzen Jesu in unseren Wohnungen. Wenn das Bild des Herzen Jesu am schönsten und edelsten Platz unserer Wohnung aufgestellt wird, ist es doch gerade deshalb, weil er als König anerkannt wird. Wie viele Wohnungen gibt es jedoch, in denen das Herz Jesu auf den Thron erhoben wurde, aber in den Herzen der Bewohner nicht anzutreffen ist.

Es geht mir hier nicht darum, die schon so große Traurigkeit über diese Situation hochzutreiben und zu Unrecht das zu verachten, was es, trotz der erwähnten Mängel, an Schönem und Gutem an diesem Brauch gibt. Jeder Akt der Frömmigkeit und der Ehrerbietung gegenüber der Kirche Gottes, sei er auch noch so oberflächlich und unbedeutend, sollten wir mit großem Eifer schätzen, lieben und fördern, als ein Widerschein unserer Gottesliebe. Fern von uns also ein pharisäischer Pessimismus, der den Wert eines jeglichen aufrichtigen Akts der Frömmigkeit in Abrede stellt, wenn auch die Kälte oder die Unwissenheit ihren übernatürlichen Glanz trübt.

Doch unter diesem Vorbehalt bleibt die Tatsache, dass die Klage des Apostel Johannes auch heute noch Wahrheit ist: „In propria venit, et sui eum non receperunt“, „Er kam in sein Eigentum und die Seinigen nahmen ihn nicht auf“…

*      *     *

Es ist nicht schwer die Lehre der Kirche über das Königtum Jesu Christi kennen zu lernen.

In seiner unendlichen Barmherzigkeit gefiel es Gott die unendliche Liebe, die er uns erweist, mit der Liebe zu vergleichen, die unsere Eltern zu uns haben. Das bedeutet nicht, dass er mit diesem Vergleich die unergründlichen Dimensionen seiner Liebe verminderte, um sie den geringen Ausmaßen der Liebe, zu der die Menschen fähig sind, anzupassen. Im Gegenteil: Wenn er sich diesem Vergleich der väterlichen Liebe bediente, war es, um uns verständlich zu machen, wie sehr Er uns liebt. Wenn wir dem Begriff „Vater“ den Sinn geben, den er in der natürlichen Ordnung hat, so ist Gott nicht nur unser Vater, sondern viel mehr als das, weil Er unser Schöpfer ist. Da aber in der natürlichen Ordnung die Rolle des Vaters nichts weiter ist, als mit Gott beim Schöpfungswerk mitzuwirken, wenn es also jemand verdient Vater genannt zu werden, so ist es Gott. Unser natürlicher Vater ist somit nichts weiter als der Treuhänder eines Teils der Vaterschaft, die Gott über uns ausübt.

Das gleiche ergibt sich mit dem Königtum Christi. Um uns die absolute Autorität, die Christus als Gott über uns ausübt, zu verstehen zu geben, gefiel es Ihm, sich mit einem König zu vergleichen. Da aber Könige durch Ihn regieren und ihre Autorität nur authentisch ist, weil sie von Ihm kommt, so ist in Wahrheit der einzige König, der König par excellence, nur Er. Alle Könige und Staatschefs sind nichts weiter als Seine demütigen Diener, dessen Er die Güte hat, sich ihrer in der Führung der Welt zu bedienen. Christus ist König, weil er Gott ist. Wir bezeichnen Ihn als König, um Seine göttliche Allmacht zu behaupten und unsere Pflicht Ihm zu gehorchen und zu folgen.

*     *     *

Gehorsam! Dies ist ein Begriff, der ein wesentlicher Inhalt der Bedeutung des Königtums Unseres Herrn Jesus Christus ist. Christus ist König, und einem König schuldet man Gehorsam. Wenn wir das Fest Christus König feiern, feiern wir Seine Macht über uns und damit unsere Gehorsamspflicht Ihm gegenüber.

Wie bringt man einem König Gehorsam entgegen? Die Antwort ist einfach: Indem wir um seinen Willen wissen und diesen liebevoll und in allen Einzelheiten sorgfältig ausführen.

Die einzige Art also Christus König zu gehorchen, besteht darin Seinen Willen zu kennen und ihm zu folgen.

Aus diesem so klaren, einfachen, lichtreichen Verständnis ergibt sich ein ebenfalls klares, einfaches und lichtreiches Lebensprogramm.

Um den Willen Christ Königs zu kennen, müssen wir den Katechismus kennen. Denn durch das Lernen der göttlichen Gebote, welches nur vollständig sein wird mit dem Lernen der gesamten katholischen Lehre, sind wir in der Lage den Willen Gottes zu kennen. Und um diesem Willen zu folgen, müssen wir um die Gnade Gottes bitten durch Gebet, Empfang der Sakramente und unseren guten Werken. Letztlich werden wir den Willen Gottes erkennen durch das innerliche Leben: Geistige Lektüre, Betrachtung und ein Leben, das wir ganz im Licht des Katechismus führen.

Unser Herr sagte, „das Reich Gottes ist in euch“ (Lk 17,20). Dieses kleine Reich – klein in seinen Ausmaßen aber unendlich an Wert, denn es hat ja das kostbare Blut Christi gekostet –, muss ein jeder von uns für Jesus erobern, indem er alles zerstört, was sich im Innern der Befolgung Seiner Gebote widersetzt.

Schließlich, sind Christi Gebote nicht nur anzuwenden auf den einzelnen Menschen, sondern auch auf Völker und Nationen. Wenn die Völker und Nationen die Richtlinien der päpstlichen Enzykliken zur Kenntnis nehmen – die ja der Ausdruck des eigenen Willen Gottes sind –, und sie in der hauseigenen, sozialen und politischen Gestaltung umsetzen, dann wird Christus König sein.

Mit anderen Worten: Seien wir gute Katholiken! Wenn wir das sind, werden wir unbedingt Apostel, und als solche unbedingt Soldaten Christi sein.

(*) Plinio Corrêa de Oliveira zum 100. Geburtstag

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In jeder Phase war die Revolution stets darauf aus, die Sünde zu mißachten oder sogar radikal zu leugnen.

A. Die unbefleckte Empfängnis des Individuums

In ihrer liberalen, individualistischen Phase lehrte sie, daß der Mensch über eine unfehlbare Vernunft, einen starken Willen und der Zügellosigkeit abholde Leidenschaften verfügt. Daraus wurde denn auch die Vorstellung von einer menschlichen Ordnung abgeleitet, in der das als vollkommenes Wesen angesehene Individuum alles war, der Staat aber nichts oder fast nichts – ein notwendiges Übel … und das vielleicht nur vorerst. In dieser Zeit dachte man, die einzige Ursache aller Fehler und Verbrechen sei die Unwissenheit. Schulen eröffnen hieß Gefängnisse schließen. Das Hauptdogma dieser Illusionen war die unbefleckte Empfängnis des Individuums.

Die wichtigste Waffe des Liberalen gegen eine eventuelle Übermacht des Staates und gegen die Bildung von Kamarillas, die ihm die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten entziehen könnten, waren die Garantie der politischen Freiheiten und das allgemeine Wahlrecht.

In ihrer liberalen, individualistischen Phase lehrte sie, daß der Mensch über eine unfehlbare Vernunft, einen starken Willen und der Zügellosigkeit abholde Leidenschaften verfügt.

B. Die unbefleckte Empfängnis der Massen und des Staates

Die Unhaltbarkeit dieser Auffassung zeigte sich wenigstens teilweise schon im vergangenen Jahrhundert. Die Revolution gab jedoch nicht nach. Statt ihren Fehler zuzugeben, ersetzte sie ihn durch einen neuen, nämlich durch die unbefleckte Empfängnis der Massen und des Staates. Das Individuum neigt zu Egoismus und kann sich irren. Die Massen aber treffen immer das Richtige und lassen sich nie von den Leidenschaften hinreißen. Ihr makelloses Werkzeug ist der Staat. Ihr unfehlbares Sprachrohr ist das allgemeine Wahlrecht, das von sozialistischem Gedankengut durchdrungene Parlamente schafft, oder aber der starke Wille eines charismatischen Diktators, der die Massen stets zur Verwirklichung ihres Willens führt.

Foto von Das Bundesarchiv.

3. Die Erlösung durch Wissenschaft und Technik – Die Utopie der Revolution

Gleich ob die Revolution ihr ganzes Vertrauen auf das einzelne Individuum, die Massen oder den Staat setzt, sie vertraut sich jedenfalls immer dem Menschen an. Durch Wissenschaft und Technik selbständig geworden, kann dieser nun alle seine Probleme selbst lösen, Schmerz, Armut, Unwissenheit, Unsicherheit, alles schließlich, was wir als Folge der Erbsünde oder der heutigen Sünde ansehen, aus der Welt schaffen.

Eine Welt, in deren Schoß die zur Weltrepublik vereinigten Vaterländer nur noch geographische Bezeichnungen sind, eine Welt ohne soziale oder wirtschaftliche Ungleichheit, unter der Leitung von Wissenschaft und Technik, Werbung und Psychologie, in der der Mensch ohne Rückgriff auf das Überirdische sein endgültiges Glück verwirklichen kann: das ist die Utopie, auf die die Revolution zusteuert.

Das Schaf Dolly war das erste geklonte Säugetier (hier ausgestellt im Royal Museum of Scotland).

In einer solchen Welt ist natürlich kein Platz mehr für die Erlösung durch Jesus Christus. Denn der Mensch wird dann das Böse mit Hilfe der Wissenschaft überwinden und die Erde in einen technisch vergnüglichen „Himmel’ verwandelt haben. Und auf dem Wege der unbegrenzten Verlängerung des Lebens hofft er eines Tages auch den Tod besiegen zu können.

Revolution und Gegenrevolution Von Plinio Corrêa de Oliveira. Zweiter Teil, XI. Kapitel, A,B-3

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Was Päpste, Heilige, Kirchenlehrer und Theologen über die Zulässigkeit des Krieges denken

Der mittelalterliche Geist, kampfbereit und kriegerisch, ebenso wie der vergleichbare Charakter der Kirche, kann mögli­cherweise die „Fundamentalisten“ des zeitgenössi­schen Pazifismus verwundern. Sie sind absolut nicht bereit, irgendeine Art von Krieg zu tolerieren und in ihren Ohren sind Ausdrücke wie „heiliger Krieg“ und „gerechter Krieg“ vollkommene Wi­dersprüche.

Heiligen Augustinus von Hippo

Es ist daher sicher nicht überflüssig, ver­schiedene päpstliche Texte und Niederschriften ka­tholischer Denker darzulegen, nach denen man erkennen kann, daß dieser Widerspruch nicht existiert.

 

  1. Das legitime Kriegsziel ist der gerechte Frieden

Im Dictionnaire Apologétique de la Foi Catho­lique kann man unter dem Stichwort „Paix et Guerre“ die Lehren des heiligen Augustinus zum Thema des Friedens und des Krieges finden. Sie lassen sich in vier Punkten zusammenfassen:

„Erstens gibt es Kriege, die gerechtfertigt sind. Es sind jene, die mit der Absicht, eine schuldhafte Handlung des Gegners zurückzuweisen, geführt werden.

Die Belagerung von Akkon 1191

Jedenfalls aber muß der Krieg als das allerletz­te Mittel angesehen werden, das nur dann ange­wendet wird, nachdem man erkannt hat, daß es augenscheinlich unmöglich ist, auf andere Weise der gerechten Sache zum Sieg zu verhelfen. Denn, auch wenn der Krieg gerechtfertigt ist, verursacht er so viele und große Leiden – mala tam magna, tam horrenda, tam saeva [so großes, schreckliches und ernstes Unglück] –, daß man ihn nur unter dem Zwang einer unausweichlichen Verpflichtung beginnen darf.

Das Kriegsziel ist nicht der Sieg und seine Ge­nugtuungen, sondern ein gerechter Frieden, das heißt, die Wiederherstellung der dauerhaften öf­fentlichen Ordnung, in der alle Dinge wieder an den zustehenden Platz zurückgebracht werden. …

Schlacht bei Magenta von Adolphe Yvon

Schließlich bedeutet das Unglück des Krieges eine Strafe für die Sünden. Selbst dann, wenn eine Niederlage diejenigen demütigt, die Recht hatten, muß man diese schmerzliche Prüfung als von Gott gewollt ansehen, um das Volk zu strafen und zu reinigen von seinen Fehlern, die es als seine Schuld anerkennen muß“.[1]

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[1] YVES DE LA BRIERE, „Paix et Guerre“, im Dictionnaire Apologétique de la Foi Catholique, Gabriel Beauchesne Editeur, Paris, 1926, Bd. III, col. 1260.

 

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Papst Benedikt XV. hielt aus Anlaß der Veröffentlichung des Dekrets über die Heldenhaftigkeit der Tugenden des Seligen Marcelin Champagnat[1]  am 11. Juli 1920 eine Ansprache, aus der wir die folgenden Auszüge wiedergeben:

„Man braucht sich ja nur den Anfang des 19. Jahrhunderts anzuschauen, um sofort zu erkennen, daß in Frankreich viele falsche Propheten auftauchten, die von hier aus versuchten, überall den schädlichen Einfluß ihrer perversen Lehren zu verbreiten. Es waren Propheten, die sich als Rächer der Volksrechte aufspielten und ein Zeitalter der Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit ankündigten. Wer sah denn nicht sogleich, daß sie nur als Schafe  verkleidet waren – ‘in vestimentis ovium’ ?

Heilige Marcellin Joseph Benoît Champagnat

Doch die von diesen Propheten verkündete Freiheit öffnete nicht die Tore zum Guten sondern zum Bösen. Die von ihnen gepredigte Brüderlichkeit grüßte Gott nicht als einzigen Vater aller Brüder; und die von ihnen angepriesene Gleichheit stützte sich nicht auf den gleichen Ursprung oder die gemeinsame Erlösung und auch nicht auf das Ziel, das für alle Menschen dasselbe ist. Es waren Propheten, die eine Gleichheit predigten, welche die von Gott in der Gesellschaft gewollten Klassenunterschiede vernichtet. Es waren Propheten, welche die Menschen Brüder nannten, um ihnen den Gedanken gegenseitiger Unterordnung zu nehmen. Es waren Propheten, welche die Freiheit verkündeten, das Böse zu tun, das Licht Dunkelheit zu nennen, das Falsche mit dem Wahren zu verwechseln und das erstere dem letzteren vorzuziehen, dem Irrtum und dem Laster die Rechte und Gründe der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu opfern.

Es ist leicht verständlich, daß diese Propheten im Schafspelz ihrem Wesen nach, d.h. in Wirklichkeit reißende Wölfe waren ‘qui veniunt ad vos in vestimentis ovium, intrinsecus autem sunt lupi rapacis’ [sie kommen zu euch im Schafspelz, sind aber in Wirklich­keit reißende Wölfe].

Henri Jean-Baptiste Grégoire, 1750-1831, war ein französischer Priester, Konstitutioneller Bischof und Politiker zur Zeit der Französischen Revolution.

Wen wundert es da, daß gegen diese fälschen Propheten das schreckliche Wort erklingen mußten: `Hütet euch vor ihnen!’ –  ‘attendite a falsis prophetis’.

Marcelin Champagnat hat dieses Wort vernommen, und er verstand auch, daß es nicht nur ihm galt. Deshalb wollte er zum Echo dieses Wortes unter den Kindern des Volkes werden, denn er sah sehr wohl, daß gerade diese Kinder wegen ihrer eigenen Unerfahrenheit und infolge der Unkenntnis ihrer Eltern in Religionsfragen den Grundsätzen von 1789 am leichtesten zum Opfer fielen. …

‘Attendite a falsis prophetis’: das waren die Worte dessen, der dem Strom der Irrtümer und Laster Einhall gebieten wollte, dem Strom, der sich infolge der Französischen Revolution über die ganze Erde zu ergießen drohte. ‘Attendite a  falsis prophetis’: das waren die Worte, die den Auftrag deutlich machen, den Marcelin Champagnats zu dem seinigen machte. Diese Worte dürfen nicht in Vergessenheit geraten, wenn man sein Leben studieren will.

Es ist nicht uninteressant, daß Marcelin Champagnat, geboren 1789, dazu bestimmt war, die praktische Umsetzung eben der Grundsätze zu bekämpfen, die mit der Zahl seines Geburtsjahres bezeichnet wurden und eine traurige, schmerzliche Berühmtheit erlangen sollten.

Um sein Werk zu rechtfertigen, hätte es genügt, das heutige Tagesevangelium weiterzulesen, denn ein einfacher Blick auf die Wunden, welche die 89er Grundsätze in den Schoß der bürgerlichen und religiösen Gesellschaft gerissen haben, würden zeigen, in welchem Maße jene Grundsätze die Summe aller Lehren der falschen Propheten beinhalteten: `a fructibus eorum cognoscetis eos’…

Zum Wachstum der Häuser der Kleinen Brüder Mariens [Maristen-Brüder] und zur Orientie­rung der dort lebenden jungen Menschen trug ohne Zweifel die Gottesmutter durch ein Bild bei, das zuerst erschien, dann wieder verschwand und schließlich wiedergefunden wurde. Wahrhaft wundervoll war jenes erste Aufblühen der Gemeinschaft, und es läßt sich nur durch das ununterbrochene, außerordentliche Anwachsen erklären, daß nicht ganz fünfzig Jahre nach der Gründung bereits fünftausend Brüder der neuen Institution hunderttausend über den ganzen Erdkreis zerstreuten Burschen auf dem ganzen Erdkreis heilsame Erziehung zukommen ließen.

Die Maristen-Brüder wurde am 2. Januar 1817 von dem französischen Priester Marcellin Champagnat in La Valla-en-Gier (Loire, Frankreich) gegründet.

Hätte der ehrwürdige Champagnat in prophetischem Licht diesen außerordentlichen Erfolg vorausgesehen, würde er sicherlich jene übergroße Anzahl von Jungen bedauert haben, die weiterhin im Schatten des Todes und in der Dunkelheit des Unwissens verblieben waren. Mehr noch hätte er bedauert, daß er nicht noch besser die unheilvolle Entwicklung des schädlichen Samens, der durch die Französische Revolution verbreitet worden war, aufhalten konnte. Ein Gefühl tiefster Dankbarkeit Gott gegenüber für das Gute, das von der Kongregation getan worden war, hätte ihn jedoch auch zu der Feststellung veranlaßt, daß so, wie sich aus den schlimmen Früchten der Lehre einiger zeitgenössischer Propheten deren Falschheit ableiten läßt, auch das Heran­reifen guter Früchte aus einem Werk auf dessen Güte schließen läßt. ‘Igitur ex fructibus eorum cognoscetis eos’.[2]

 

[1] Der Selige Marcelin Joseph Benedikt Champagnat, Gründer der Maristen-Schulbrüder, geboren am 20. Mai 1759 und gestorben am 6. Juni 1840, wurde von Papst Pius XII. am 29. Mai 1955 seliggesprochen.

[2] L’Osservatore Romano,  12.-13.7.1920, 2. Aufl.

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Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira. Anhang II, Teil 6, pp. 237-239

 

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C. Die Französische Revolution

Cornelius Jansen, auch Jansenius genannt. Seine Lehre wurde als Jansenismus bekannt.

Auch in ganz Frankreich dehnte sich die tiefgreifende Wirkung von Humanismus und Renaissance unter den Katholiken zu einer nicht enden wollenden Kette von Folgeerscheinungen aus. Der unglücklicherweise durch den Jansenismus und andere protestantische Gärstoffe des 16. Jahrhunderts im allerchristlichsten Reiche verursachte Niedergang der Frömmigkeit begünstigte im 18. Jahrhundert einen fast allgegenwärtigen Sittenverfall, der mit einer brillanten, aber frivolen Denkart und der Vergötterung des Erdenlebens einherging und so Schritt um Schritt der Religionslosigkeit den Weg bereitete. Zweifel an der Kirche, die Leugnung der Gottheit Christi, Deismus und beginnender Atheismus waren die Stationen auf dem Weg zur Apostasie.

Am 26. Oktober 1860 fand in Teano bei Neapel das Treffen zwischen Viktor Emanuel II. und Garibaldi statt.

Eng verwandt mit dem Protestantismus hat die Französische Revolution sein Erbe und das des Neuheidentums der Renaissance aufgenommen und ein in allem der Pseudoreformation .entsprechendes Werk geschaffen. Bevor sie mit ihrem Deismus und dem Atheismus Schiffbruch erlitt, ging es ihr um die Gründung einer Staatskirche, die in der Kirche Frankreichs den Geist des Protestantismus verwirklichen sollte. Und auch das politische Werk der Französischen Revolution ist nichts anderes als die Verwirklichung der „Reformation’, wie sie von den radikaleren protestantischen Sekten im Bereich der kirchlichen Organisation durchgeführt worden war, auf staatlicher Ebene:

Der Vertrag von Tolentino, der am 19. Februar 1797 zwischen der Papst Pius VI und Napoleon Bonapartes.

– Der Aufstand gegen den König entspricht dem Aufstand gegen den Papst;

– der Aufstand des gemeinen Volkes gegen die Adligen entspricht dem Aufstand des „gemeinen Volkes’ in der Kirche, das heißt der Gläubigen, gegen den „Kirchenadel’, das heißt den Klerus;

– die Errichtung der Volkssouveränität entspricht der mehr oder weniger uneingeschränkten Leitung gewisser Sekten durch die Gläubigen.

Revolution und Gegenrevolution Von Plinio Corrêa de Oliveira. III KAPITEL, Teil 5-C. pp. 16-17.

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By Plinio Corrêa de Oliveira

Vortrag am 14. August 1969 (*)

Am Vorabend der Französischen Revolution verbreitete sich die Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu über die ganze Welt. Die Offenbarung Jesu an die hl. Margareta Maria Alacoque, Theologen, die sich mit dem Thema befassten, machten diese Andacht überall bekannt.

Im Gegenzug wurde diese Andacht von Feinden der Kirche sehr gehasst und bekämpft. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, zum Beispiel, war Scipione de’ Ricci, der bekannte Bischof von Prato und Pistoia, Jansenist und ein aktiver Kämpfer gegen die Verehrung des Herzen Jesu. Im Empfangssaal seines Palastes hing ein großes Gemälde in dem er selbst dargestellt war, wie er ein Bild des Heiligsten Herzen Jesu zerreißt. Wenn ich mich nicht irre, gab es ebenfalls im Palast des Groß-Herzogs von Toskana (auch Erzherzog von Österreich) ein solches Gemälde.

Die Hauptstadt der Toskana ist Florenz. Man kann also ersehen wie der Hass der Feinde der Kirche sich gezielt gegen die Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu richtete. Und das ging so weit, dass es ihnen gelungen ist diese Andacht fast gänzlich zu unterdrücken.

Dieser Hass führte dazu, dass die Revolutionäre während der Französischen Revolution, als der blutrünstige und infame Marat ermordet wurde, sein Herz als „das heiligste Herz Marats“ öffentlich wie eine Replik des Heiligsten Herzen Jesu zur Verehrung brachten. Wenn die Revolution etwas Erhabenes lächerlich machen und zerstören will, greift sie zur schändlichen und sakrilegischen Nachäfferei – man sagt, die Freimaurerei sei die Äffin der Kirche, weil sie die frommen und heiligen Übungen der katholischen Kirche spöttisch übertreibend nachahmt.

Bischof Scipione de’Ricci

Vergleichen wir – wenn es überhaupt ein Vergleich möglich ist – das Herz Jesu mit dem Herzen Marats: Das Herz Jesu ist der unendliche Abgrund aller Tugenden; das Herz Marats war ein begrenztes aber großes, ausgefülltes Sammelbecken allen menschlichen Unrats, Schmutzes und Boshaftigkeiten. Er war ein ekelhafter Typ, eine Hyäne. Der Kontrast zum Herzen Jesu hätte nicht krasser sein können.

Hören wir nun, wie die Verehrung zum Herzen Marats vor sich ging (aus „Weltgeschichte“ von Dr. J. B. Weiß, Bd. 17, S. 196, Buchdruckerei und Verlags-Buchhandlung Styria, 1895):

„Dann wurde die Leiche (in das Grab) versenkt, die Tränen strömten, und mit zerrissenem Herzen kehrte jeder in sein Haus zurück“.

Jean Paul Marat

Hier sehen wir eine billige Nachahmung der Abnahme Jesu vom Kreuz und seiner Grablegung. Danach gingen sie mit zerknirschtem Herzen nach Hause.

„In der Kirche der Cordeliers wurde eine Chapelle ardente für das in einer der schönsten Urnen des Kronschatzes aufbewahrte Herz Marats hergerichtet. Kerzen brannten hier zu Ehren des neuen Gottes, wie jetzt in der Kirche zu Ehren der heiligen Genoveva. Man pilgerte dahin. Litaneien wurden hier mit Marats Namen abgehalten, und man betete hier zu seinen Wunden und zu seinem Herzen.“

Da war wohl sicher die Herz-Jesu-Litanei, umgestaltet auf dem Namen Marats. Dieser litt an einer Art Aussatz, einer Hautkrankheit, die seinen Körper mit Wunden übersäte und starken Juckreiz verursachte. Er befand sich in einem Heilbad in der Badewanne, wo er gewöhnlich seinen Schreibarbeiten nachging, als er von Charlotte Corday mit einem Dolch ermordet wurde.

So verehrten die Menschen alle seine Wunden, nicht nur des Herzen sondern seines ganzen Körpers in Anspielung an die Wunden die den heiligsten Leib Jesu bedeckten.

Der Tod des Marat

„Beaulieu erzählt, er habe ein gedrucktes Gebet in den Händen gehabt, welches mit den Worten begann:  ,O Herz Jesu, o Herz Marat! O heiliges Herz Jesu, o heiliges Herz Marat!‘ Auf dem Carrouselplatze hatte man eine Pyramide, in welcher man seine Büste, seine Badewanne, sein Tintengeschirr, seine Lampe aufbewahrte, und stellte Tag und Nacht zu ihrem Schutze eine Schildwache auf. In der Festrede wurde gleiche Huldigung für das Herz Marats, wie für das Herz Jesu gefordert, aber geschlossen mit dem Satze: ,Jesus war ein Prophet, Marat ein Gott!‘ Die Jakobiner und Cordeliers wurden den Aposteln, die Kaufleute den Zöllnern, die Aristokraten den Pharisäern gleichgestellt, und Simone Evrard der Mutter Gottes: diese habe das Jesuskind nach Ägypten, jene aber Marat vor dem Schwerte des neuen Herodes-Lafayette gerettet. – Mercier erzählt: ,Auf allen öffentlichen Plätzen errichtete man ihm zu Ehren Tempel, Mausoleen, Triumphbögen.‘“

Das sind schamlose Seiten der Französischen Revolution, die vorsichtig vertuscht werden, damit sie niemand weiterzählt.

„Von Paris verbreitete sich dieser Wahnsinn durch Frankreich. Havre de Grace (heute Le Havre) will nicht mehr von der Gnade Gottes oder des Königs wissen – es legt sich den Namen ,Havre de Marat‘ bei. Der Montmartre ist lange genug nach dem Gotte Mars benannt worden – er heißt fürder der Montmarat. In allen Departements werden Knaben nach ihm getauft, entstehen also kleine Marätchen.

„In Straßburg wurde im uralten Dome Marats Büste aufgestellt und dabei eine Rede über seine Verdienste, über sein Märtyrertum gehalten, in welcher er nicht bloß mit Sokrates, sondern auch mit Christus verglichen war: ,Wie Jesus liebte Marat nur das Volk, und liebte nur es. Wie Jesus verabscheute Marat die Könige, die Adeligen, die Priester, die Reichen, die Schurken. Wie Jesus hörte er niemals auf, diese Pest der Gesellschaft zu bekämpfen, und wie Jesus führte er ein mäßiges und ärmliches Leben. Wie Jesus, war Marat äußerst gefühlvoll und menschlich, er hatte die erhabene Seele Rousseaus. Er trug in seinem Herzen alle Unglücklichen.‘“

Marats Beerdigung in der Kirche der Cordeliers, 16. Juli 1793.

Wir sehen welches Ausmaß die Gotteslästerung angenommen hatte, wie weit der Hass der Revolutionäre gekommen ist, indem sie den schlimmsten Verbrecher mit Jesus verglichen und nachahmten. Es erinnert an den Moment, wo das Volk die Befreiung des Mörders Barabas wählte und Jesus ans Kreuz wünschte. Doch glaube ich, dass Marat noch schlechter war als Barabas, denn dieser war noch lange nicht mit so vielen und schlimmen Verbrechen beladen wie Marat.

Machen wir einen kleinen Exkurs.

Wir halten das hier Beschriebene für ein fürchterliches Verbrechen, eine abscheuliche Sünde gegen das Heiligste Herz Jesu. Und wir haben guten Grund dazu. Aber haben wir schon darüber nachgedacht, welche Verbrechen und Sünden dieser Art gegen die Herzen Jesu und Maria die Welt noch vorbereitet? Welchen Gotteslästerungen werden wir noch ausgesetzt sein? Gibt es heute nicht moderne Propheten, die mit Nachäffereien verkünden, das sie Jesus Nachfolgen? Wie viel Schimpf, wie viel Sünde, wie viel Blasphemie werden wir noch wahrnehmen müssen in dem unaufhaltsamen Lauf der gegenwärtigen Zersetzung aller göttlichen Werte?

In dieser Hinsicht müssen wir Folgendes betrachten: Als das Heiligste Herz Jesu blutete, als es im Ölgarten und während der ganzen Passion gelitten hat, hatte es nicht nur diese Leiden im Sinn, sondern die Schmerzen, die ihm die Sünden der ganzen Menschheit bis zum Ende der Zeiten bereiteten. Wenn die gegenwärtigen Sünden fürchterlich sind, so hat das Herz Jesu den verursachten Schmerz dieser auch damals gelitten.

Man kann wohl sagen, dass die Sünden der Gegenwart schlimmer sind als alle Sünden, die nach dem Gottesmord begangen worden sind. Da gibt es kein Zweifel. Aber dann haben diese Sünden  des 20. und 21. Jahrhunderts dem Herzen Jesu mehr zugesetzt, als die des damaligen gewalttätigen Todeswegs.

Das Grab von Marat bei Cordeliers.

Maria folgte den Leidensweg Ihres Sohnes aus der Nähe. Das Evangelium erzählt uns, im Rahmen der Ereignisse um die Geburt Jesu, dass „Maria behielt alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,19). Dies tat sie ihr Leben lang und besonders in Verbindung mit den Ereignissen des Leidens und Sterbens ihres göttlichen Sohnes.

„Maria behielt alles und erwog es in ihrem Herzen“. Sie dachte an all diese Dinge, sie betrachtete sie, litt wegen alldem. Alle Sünden bereiteten auch ihr Schmerzen, auch die gegenwärtigen und in Vorahnung auch die Sünden der Zukunft.

Hier haben wir nun Anhaltspunkte für die Novene zur Vorbereitung auf das Fest des Unbefleckten Herzen Mariens. Mit diesen Gedanken können wir teilnehmen an der schmerzlichen Vorahnung der Muttergottes im Hinblick auf die Sünden unserer Zeit. So bereiten wir uns entsprechend auf das Fest vor.

Es ist hier nicht fehl am Platze daran zu erinnern, dass Maria, so viel sie auch gelitten hat, das Leid immer mit großem Vertrauen annahm. Sie wusste, dass am Ende der Sieg Unserm Herrn Jesus Christus gehören würde, und folglich auch ihr. Deshalb war dieses Leiden auch durchwebt mit Freude. Sie wusste, dass die heilige Kirche auch in unseren Tagen siegen würde. Sie wusste, dass ihr Sohn in den Himmel auffahren und sie ihm glorreich folgen würde, und dass die Herrlichkeit Gottes die Sünden aller Zeiten überwinden würde.

Auch wir sollen diese Zeiten mit Freude durchschreiten, in der Gewissheit, dass, je tiefer die Trauer auch sein wird, in der wir uns befinden werden, die Freude um so größer sein wird, wenn wir sehen, dass Mariens Schmerzen gesühnt worden sind, die Revolution zerschmettert wurde und das Reich Mariens eingeführt wird. Es wird die Erhöhung der Katholischen Kirche bedeuten, von den Engeln erhoben über alles in der Welt; sie wird mit größerer Schönheit glänzen, wie nie zuvor. Diese Mischung aus Freude, Trauer und Hoffnung soll uns immer begleiten.

(*) Plinio Corrêa de Oliveira zum 100. Geburtstag

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Kaiserin Eugénie besucht die Armen, 1864, von Paul Leon Lucien Goupil (1834-1890). Château de Compiègne, Oise, Frankreich / Giraudon / The Bridgeman Art Library

Die Szene spricht für sich selbst. Eine elegante Dame, Kaiserin Eugénie, die Ehefrau von Napoleon III., legt eine Börse, die einige Goldstücke enthält, in die Hand einer armen Frau, die von ihren drei Kindern umringt ist. Gekleidet wie eine Bürgerliche macht die großherzige Kaiserin zahlreiche Besuche, vor allem bei Kranken, in Spitälern und auch bei jungen Strafgefangenen.
Der kleine Ofen kann das Mansardenzimmer kaum erwärmen. Die bescheidene Einrichtung besteht aus einem Bett, zwei Stühlen, einem Toilettetisch und einem zerbrochenen Spiegel. Trotz ihrer erbärmlichen Lage haben die Mutter und ihre Kinder ihre Würde nicht verloren. Die finanzielle Hilfe haben sie dringend nötig und sie akzeptieren mit Dankbarkeit das Mitgefühl, das ihnen von dieser eleganten Dame entgegengebracht wird.
Ein Kreuz an der Wand überragt die Szene und erinnert an das Zitat, das zur Barmherzigkeit aufruft: „Wer den Armen gibt, leiht Gott“.

 

Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“ der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, DVCK e.V., Frankfurt, November 2014

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Das im vorausgegangenen Kapitel Gesagte macht es uns leicht, den pazifistischen und damit antimilitaristischen Charakter der Revolution zu verstehen.

  1. Die Wissenschaft wird Kriege, Streitkräfte und Polizei erübrigen

Im Technologieparadies der Revolution hat immerwährender Friede zu herrschen, denn die Wissenschaft zeigt, daß der Krieg etwas Böses ist, und die Technik vermag alle Kriegsursachen zu verhindern.

Ein Mitglied der österreichischen Antiterror-Spezialeinheit Einsatzkommando Cobra zielt mit einer Handfeuerwaffe während eines operativen Trainings. Foto von Plani.

Daher sind Revolution und Streitkräfte grundsätzlich unvereinbar miteinander. Diese müssen deshalb völlig abgeschafft werden. In der Weltrepublik wird es nur eine Polizei geben, und auch die nur solange, bis es Wissenschaft und Technik gelingt, das Verbrechen aus der Welt zu schaffen.

  1. Doktrinäre Unvereinbarkeit von Revolution und Uniform

Schon allein die Präsenz der Uniform bedeutet mittelbar das Bestehen einiger Wahrheiten, die zwar ohne Zweifel allgemeiner, aber nichtsdestoweniger gegenrevolutionärer Natur sind:

Unter den 108 Polnische Märtyrer des deutschen Besatzungsregimes – Gesegneten Antoni Zawistowski, Priester (1882–1942 KZ Dachau, Pfarrerblock).

– Es gibt Werte, die über dem Leben stehen, und für die man sterben muß. Dies widerspricht der sozialistischen Mentalität, die eine tiefe Abneigung gegen alles hegt, was Gefahr und Schmerz mit sich bringt, denn für sie ist Sicherheit das höchste Gut und sie hängt mit allen Kräften am Leben.

– Es gibt eine Moral, denn das ganze Militärwesen beruht auf Begriffen wie Ehre, Gewalt im Dienste des Guten und gegen alles Böse usw.

  1. Das „Temperament’ der Revolution ist dem militärischen Leben abgeneigt

Zwischen Revolution und Militärgeist besteht schließlich eine aus dem Temperament geborene Abneigung. Solange die Revolution nicht alle Zügel in der Hand hält, gibt sie sich redselig, ränkevoll, deklamatorisch. Es liegt dem gegenwärtigen Temperament der Revolution einfach nicht, more militari die Dinge direkt, drastisch und trocken einer Lösung zuzuführen. Wir haben „gegenwärtig’ gesagt, weil es uns darauf ankommt hervorzuheben, daß es sich um das derzeitige Stadium der Revolution in unserer Mitte handelt, denn wir wissen sehr wohl, daß es nichts Despotischeres und Grausameres als die allmächtige Revolution gibt: Rußland ist dafür ein gutes Beispiel. Doch selbst in dieser Situation bleibt noch ein deutlicher Unterschied bestehen, denn militärische Haltung hat nichts mit Henkersgeist gemein.

Fotos die Opfer im Konzentration und Vernichtungslager, Auschwitz-Birkenau im deutsch-besetzten Polen.

*      *      *

Nachdem wir so die revolutionäre Utopie unter ihren verschiedenen Aspekten analysiert haben, betrachten wir die Untersuchung über die Revolution als abgeschlossen.

 

Revolution und Gegenrevolution Von Plinio Corrêa de Oliveira. I – III, XII KAPITEL, pp. 69-70.

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