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Ein geschichtliches Beispiel: Die Leugnung der S?nde im Liberalismus und im Sozialismus

In jeder Phase war die Revolution stets darauf aus, die Sünde zu mißachten oder sogar radikal zu leugnen.

A. Die unbefleckte Empfängnis des Individuums

In ihrer liberalen, individualistischen Phase lehrte sie, daß der Mensch über eine unfehlbare Vernunft, einen starken Willen und der Zügellosigkeit abholde Leidenschaften verfügt. Daraus wurde denn auch die Vorstellung von einer menschlichen Ordnung abgeleitet, in der das als vollkommenes Wesen angesehene Individuum alles war, der Staat aber nichts oder fast nichts – ein notwendiges Übel … und das vielleicht nur vorerst. In dieser Zeit dachte man, die einzige Ursache aller Fehler und Verbrechen sei die Unwissenheit. Schulen eröffnen hieß Gefängnisse schließen. Das Hauptdogma dieser Illusionen war die unbefleckte Empfängnis des Individuums.

Die wichtigste Waffe des Liberalen gegen eine eventuelle Übermacht des Staates und gegen die Bildung von Kamarillas, die ihm die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten entziehen könnten, waren die Garantie der politischen Freiheiten und das allgemeine Wahlrecht.

In ihrer liberalen, individualistischen Phase lehrte sie, daß der Mensch über eine unfehlbare Vernunft, einen starken Willen und der Zügellosigkeit abholde Leidenschaften verfügt.

B. Die unbefleckte Empfängnis der Massen und des Staates

Die Unhaltbarkeit dieser Auffassung zeigte sich wenigstens teilweise schon im vergangenen Jahrhundert. Die Revolution gab jedoch nicht nach. Statt ihren Fehler zuzugeben, ersetzte sie ihn durch einen neuen, nämlich durch die unbefleckte Empfängnis der Massen und des Staates. Das Individuum neigt zu Egoismus und kann sich irren. Die Massen aber treffen immer das Richtige und lassen sich nie von den Leidenschaften hinreißen. Ihr makelloses Werkzeug ist der Staat. Ihr unfehlbares Sprachrohr ist das allgemeine Wahlrecht, das von sozialistischem Gedankengut durchdrungene Parlamente schafft, oder aber der starke Wille eines charismatischen Diktators, der die Massen stets zur Verwirklichung ihres Willens führt.

Foto von Das Bundesarchiv.

3. Die Erlösung durch Wissenschaft und Technik – Die Utopie der Revolution

Gleich ob die Revolution ihr ganzes Vertrauen auf das einzelne Individuum, die Massen oder den Staat setzt, sie vertraut sich jedenfalls immer dem Menschen an. Durch Wissenschaft und Technik selbständig geworden, kann dieser nun alle seine Probleme selbst lösen, Schmerz, Armut, Unwissenheit, Unsicherheit, alles schließlich, was wir als Folge der Erbsünde oder der heutigen Sünde ansehen, aus der Welt schaffen.

Eine Welt, in deren Schoß die zur Weltrepublik vereinigten Vaterländer nur noch geographische Bezeichnungen sind, eine Welt ohne soziale oder wirtschaftliche Ungleichheit, unter der Leitung von Wissenschaft und Technik, Werbung und Psychologie, in der der Mensch ohne Rückgriff auf das Überirdische sein endgültiges Glück verwirklichen kann: das ist die Utopie, auf die die Revolution zusteuert.

Das Schaf Dolly war das erste geklonte Säugetier (hier ausgestellt im Royal Museum of Scotland).

In einer solchen Welt ist natürlich kein Platz mehr für die Erlösung durch Jesus Christus. Denn der Mensch wird dann das Böse mit Hilfe der Wissenschaft überwinden und die Erde in einen technisch vergnüglichen „Himmel’ verwandelt haben. Und auf dem Wege der unbegrenzten Verlängerung des Lebens hofft er eines Tages auch den Tod besiegen zu können.

Revolution und Gegenrevolution Von Plinio Corrêa de Oliveira. Zweiter Teil, XI. Kapitel, A,B-3

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