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In der N?he des Jesuskindes

Wer vermag zu sagen, wie viele Menschen an diesem Weihnachtsfest vor einer Krippe niederfallen werden? Wer ist in der Lage, die Menschen aus allen Rassen und in allen Breiten zu zählen, die an die Wiege des göttlichen Knaben herantreten werden, um ihn an diesem Tage, an dem sich die Pforten der göttlichen Barmherzigkeit in all ihrer Großzügigkeit öffnen, besonders reiche Gnaden zu erbitten?

Gemälde von Bernardino da Asola.

Der göttlichen Vorsehung hat es gefallen, dem Jesusknaben drei Weisen, die nach einer ehrwürdigen Überlieferung auch Könige waren, und einige Hirten als Besuch zu schicken, ausgerechnet die Vertreter der äußersten Enden der menschlichen Wertschätzungsskala, denn der König steht von Rechts wegen an der Spitze der gesellschaftlichen Hochschätzung, der politischen Autorität und der wirtschaftlichen Macht, und der Weise ist der Ausdruck geistigen Vermögens. Der Hirte aber steht in der Werteskala ganz unten, wenn es um Prestige, Macht und Wissen geht. Nun hat aber die Gnade, die aus fernen Ländern die weisen Könige zur Krippe ziehen ließ, auch die Hirten aus den Tiefen ihrer Unwissenheit herbeigerufen. Die Gnade begeht keine Fehler und was sie macht, macht sie ganz. Wenn sie sie gerufen und ihnen den Weg gezeigt hat, wird sie ihnen auch beigebracht haben, wie sie sich vor dem Gottessohn verhalten sollten. Und wie traten sie vor ihn? In der ihnen eigentümlichen Art und Weise. So zogen die Hirten mit ihren Tieren zur Krippe, ohne vorher noch Bethlehem aufzusuchen und sich dort erst einmal für den Besuch herauszuputzen. Die Weisen aber erschienen mit ihren Geschenken – Gold, Weihrauch und Myrrhe – ohne jedoch ihre Hoheit zu verbergen, weil diese vielleicht nicht zu der höchst bescheidenen Umgebung gepasst hätte, in der sich das göttliche Kind befand.

Die in einer reichen Ikonographie zum Ausdruck kommende christliche Frömmigkeit hat es während der Jahrhunderte und bis heute durchaus so gesehen, dass die Drei Könige mit allen Zeichen ihrer Würde zum Stall gezogen sind. Das bedeutet aber, dass sich an der Krippe jeder so zeigen soll, wie er ist, ohne Verstellungen oder Abschwächungen. Denn es ist Platz für alle, für die Großen und die Kleinen, für die Starken und die Schwachen, für die Weisen und die Einfältigen. Wichtig allein ist, dass sich jeder selbst kennt, damit er auch weiß, wo sein Platz in der Nähe des Jesuskindes ist.

 

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Portugiesischer Originaltitel „Apparuit benignitas et humanitas Salvatoris nostri Dei“
in Catolicismo, Dezember 1955

http://p-c-o.blogspot.com/2017/12/in-der-nahe-des-jesuskindes.html

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