Mit übervollen Herzen wenden Wir Uns mit väterlichen Grüßen an die Mitglieder des Adels und des Patriziates von Rom, die getreu einer alten Tradition sich um Uns versammelt haben, um Uns ihre Glückwünsche zum Jahresbeginn zu überbringen, Glückwünsche voller kindlicher Ergebenheit, die Euer erlauchter und beredter Wortführer zum Ausdruck gebracht hat. Jedes Jahr, eines nach dem anderen, geht in die Geschichte ein und gibt an das nächste sein Erbe ab, für das es verantwortlich ist. Jenes, das vor kurzem zu Ende gegangen ist, das Heilige Jahr 1950, wird als eines der bedeutungsvollsten in moralischer und vor allem übernatürlicher Hinsicht, unvergeßlich sein. Über den Ablauf dieses Jahres, werden die Annalen Eurer Familien die Wichtigsten Ereignisse vermerken, strahlende Lichter auf den Wegen Eurer Kinder und Enkel, um ihnen den Weg in die Zukunft zu erleuchten.
Aber könnten diese Annalen etwa wie ein versiegeltes Buch sein? Oder könnten sie etwa nur Erinnerungen einer bedeutungslosen Vergangenheit enthalten? Nein! Sie müssen vielmehr Botschaften der verflossenen an die zukünftige Generationen sein.
Die Feierlichkeiten des Heiligen Jahres gingen in Rom nicht nur wie ein Schauspiel zu Ende. Sie waren vielmehr wie ein Programm für ein wachsendes, gereinigtes und geheiligteres Leben, das durch Göttliche Gnade fruchtbar wird. Dieses muß weiterwirken und reich werden durch den ununterbrochenen Beitrag von Gedanken und Gefühlen, Problemlösungen und Handlungen Eurer Vorfahren, die sie Euch übermittelt haben. So wie auch Ihr diese Beispiele an die weitergeben werdet, die nach Euch kommen.
Der Sturm der neuen Zeiten zieht die Traditionen der Vergangenheit in seinen Strudel hinab. Dabei aber zeigt sich, was dazu bestimmt ist, wie welke Blätter abzufallen und was, im Gegensatz dazu, auf Grund seiner innewohnenden Lebendigkeit bleibt und immer fester wird.
Adelige und Patrizier die – um es einmal so zu sagen – gelähmt sind durch die Erinnerung an vergangene Zeiten, gehen einem unaufhaltsamen Verfall entgegen.
Heute, mehr wie je zuvor, seid Ihr berufen, eine Elite zu sein, nicht nur durch Blut und Abstammung, sondern mehr noch auf Grund Eurer Werke und Eures Einsatzes, der schöpferischen Handlungen zum Wohle der ganzen menschlichen Gemeinschaft. Dieser Verpflichtung kann sich niemand ungestraft entziehen. Sie ist nicht nur eine menschliche und staatsbürgerliche Pflicht, sondern ein heiliges Glaubensgebot, ererbt von Euren Vätern, das Ihr, wie sie, vollständig und ungeschmälert, an Eure Nachfahren weiterzugeben habt. Verbannt deshalb aus Eurer Mitte Niedergeschlagenheit und Kleinmut, die Mutlosigkeit angesichts der Neuerungen, die vieles untergehen lassen, was frühere Zeiten geschaffen haben. Verbannt die Kleinmütigkeit schwerwiegenden Ereignissen gegenüber, welche die Neuerungen unserer Tage begleiten!
Römer sein, heißt stark sein, im Handeln, aber auch im Dulden!
Christ zu sein, heißt Prüfungen und Leiden anzunehmen, Pflichten und Notwendigkeiten der Zeiten zu übernehmen mit Mut, Kraft und Gelassenheit des Geistes, die aus den Quellen der ewigen Hoffnungen das Gegengewicht gegen die menschlichen Nöte beziehen.
Menschlich großartig ist das stolze Wort des Horaz: „Si fractus illabatur orbis, impavidum ferient ruinae“ [Und wenn die ganze Welt in Trümmer fällt, treffen die Ruinen noch einen Helden] (Oden III, 3).
Viel schöner aber noch, vertrauensvoller und hinreißender ist der Siegesruf auf christlichen Lippen, der aus einem glaubensvollem Herzen kommt: „Non confundar in aeternum“ [In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden!] (Te Deum).Wir bitten den Schöpfer alles Guten für Euch, daß Er Euch unerschrockenen Mut und die Göttliche Gabe der unerschütterlichen Zuversicht aus dem Glauben geben möge und erteilen Euch von ganzem Herzen, geliebte Söhne und Töchter, Euren Familien und allen, die Euch lieb und wert sind, hier und in der Ferne, Gesunden und Kranken und für Eure geheiligten Bestrebungen und Unternehmungen, Unseren Apostolischen Segen.[1]
[1] (Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, Tipografia Poliglotta Vaticana, 11.1.1951, S. 423-424.)
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