Aus der Ansprache Papst Leo XIII. an das Patriziat und an den römischen Adel vom 21. Januar 1897:
„Wir sind glücklich, Euch nach einem Jahr wieder zu sehen, an dieser gleichen Stelle, verbrüdert durch die Gleichheit Eurer Gedanken und der Zuneigung, die Euch ehrt. Unsere Liebe kann und darf kein Ansehen der Person kennen, aber sie kann auch nicht deshalb kritisiert werden, wenn sie sich Euer besonders erfreut, gerade auf Grund des gesellschaftlichen Standes, der Euch zugewiesen wurde. Diese Stellung scheint zufälliger Art zu sein, in Wahrheit aber ist sie eine wohltätige Entscheidung des Himmels. Wie könnte man der Auszeichnung durch edle Herkunft besondere Wertschätzung verweigern, wenn der Göttliche Erlöser selbst sie hochgehalten hat? Wohl ist es wahr, daß Er während seiner Pilgerschaft Armut angenommen hat, und der Reichtum nicht sein Weggefährte war. Aber Er hat doch für Seine Geburt ein königliches Geschlecht gewählt.
Wir erinnern Euch daran, geliebte Söhne, nicht um überheblichem Stolz zu schmeicheln, sondern um Euch zu Taten, die Eurer Klasse würdig sind, anzuspornen. Jeder Mensch und jede Klasse von Einzelmenschen haben eine Funktion und ihren besonderen Wert: aus dem ordentlichen Zusammenleben aller, entspringt die Harmonie der menschlichen Gemeinschaft. Trotzdem kann nicht bestritten werden, daß in dem öffentlichen und privaten Leben der Blutsadel eine besondere Kraft darstellt, ebenso wie Eigentum und Talent. Dieser Adel, widerspräche er den natürlichen Gesetzen, wäre sicher nicht, wie es seit jeher war, einer der mäßigenden Kräfte im menschlichen Zusammenleben gewesen. Deshalb ist es auch, zieht man die Vergangenheit in Betracht, sicherlich nicht unlogisch, abzuleiten, daß – wie auch die Zeiten sich ändern mögen – der Besitz eines adeligen Namens nie seine Wirkung verfehlt, wenn sein Träger imstande ist, ihn mit Würde zu tragen“. [1]
[1]Leonis XIII Pontificis Maximii Acta, Ex Typographia Vaticana, Romae,1898, Band XV II, S.357-358.
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