Außer den vorher wiedergegebenen päpstlichen Schriften, scheint es nützlich zu sein, einige Argumente des „Doktor Angelicus“ anzufügen, um die Tatsache der Unterschiedlichkeit der Geschöpfe zu begründen. In seinem Werk Summa Theologica erklärt er:
„Darum sind offensichtlich im Bereich der Naturdinge die Arten stufenweise geordnet. So ist das Gemischte vollkommener als der Grundstoff, die Pflanzen vollkommener als die Gesteine, die Sinnenwesen vollkommener als die Pflanzen, und die Menschen vollkommener als die anderen Sinnenwesen. Und in den einzelnen Bereichen dieser Arten ist die eine Art wieder vollkommener als die andere. Wie also die göttliche Weisheit die Ursache der Unterscheidung der Dinge ist, um der Vollkommenheit des Weltalls willen, so auch der Ungleichheit. Denn das Weltall wäre nicht vollkommen, wenn sich in den Dingen nur eine Stufe der Güte fände“.1
Tatsächlich wäre es mit der Vollkommenheit Gottes unvereinbar, ein einzelnes Wesen zu schaffen. Denn kein Geschöpf, wie vollkommen es auch vorstellbar sein könnte, würde in der Lage sein, allein die unendliche Vollkommenheit Gottes angemessen wiederspiegeln zu können.
Deshalb gibt es notwendigerweise zahllose Geschöpfe, jedoch nicht nur zahllose, sondern auch verschiedener Art. Das ist die Doktrin des Heiligen Lehrers:
„Mehrere Gute sind besser als ein einziges endliches Gutes; sie haben nämlich dies und dazu noch mehr. Alle Güte des Geschöpfes aber ist endlich; ist sie doch abfallend gegenüber Gottes unendlicher Güte. Vollkommener ist mithin das All der Geschöpfe, wenn es mehrere Stufen der Dinge gibt, als wenn es nur eine gäbe. Dem Höchsten Guten aber steht zu, zu machen, was das Beste ist. Also ist Ihm zukommend gewesen, daß Es mehrere Stufen der Geschöpfe machte.
Zudem. Die Güte der Art geht über die Güte des unteilbar Geeinzelten hinaus, so wie das Formhafte über das, was stofflich ist. Mehr fügt mithin der Güte des Alls die Vielheit der Arten hinzu, als die Vielheit der unteilbar Geeinzelten in einer einzigen Art. Zur Vollkommenheit des Alls gehörig ist mithin nicht allein, daß es viele unteilbar Geeinzelte gibt, sondern daß es auch verschiedene Arten der Dinge gibt, und folglich auch verschiedene Stufen in den Dingen “.2
Die Unterschiede sind demnach kein Fehler der Schöpfung. Es sind hervorragende Qualitäten, in denen sich die unendliche und bewundernswürdige Vollkommenheit des Schöpfers spiegelt. Und Gott gefällt es, sie zu betrachten:
„Die Verschiedenheit und Ungleichheit in den Dingen ist mithin nicht vom Zufall her, nicht aus der Verschiedenheit des Stoffes, nicht wegen des Dazwischentretens irgendwelcher Ursachen oder Verdienste, sondern aus der eigentlichen Absicht Gottes, der dem Geschöpf solche Vollkommenheit geben wollte, wie es möglich war, sie zu haben.
Daher wird am Ersten Tag der Schöpfung gesagt: `Gott sah alles, was Er gemacht hatte, und es war sehr gut. [Gen. 1,31]´“.3
1. Die Deutsche Thomas-Ausgabe – Vollständige ungekürzte deutsch-lateinische Ausgabe der Summa Theologica. Imprimatur: P. Lect. fr. Laurentius M. Siemer, Provinzial der deutschen Dominikanerprovinz, P. Bartholomäus Badalik, Provinzial der Österreichisch-ungarischen Dominikanerprovinz für den Kommentar, und vom Fürsterzbischöflichen Ordinariat zu Salzburg. Copyright 1936 by Verlag Anton Pustet, Salzburg. 4. Band, Schöpfung und Engelwelt, 1. q. 47, a. 2, S.78-79.
2. Thomas von Aquin, Die Summe wider die Heiden in vier Büchern – Das zweite Buch, Verlag Jakob Hegner, Leipzig, 1935, XLV. Kapitel, S. 162-163.
3. Ibidem (S. 163-164).
Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom von Plinio Corrêa de Oliveira, Teil III, Dokumente V.