Die Zeichen dieser zärtlichen Liebe waren überall zu finden, denn der mittelalterliche Mensch suchte stets nach Möglichkeiten, die unendliche Vollkommenheit Christi durch greifbare Symbole auszudrücken. Tatsächlich sucht die Liebe nichts anderes, als sich selbst zu verschenken und ihre großen Reichtümer allen anderen weiterzugeben.
Taylor sagt dazu: „Das Bedürfnis, das Unendliche und Universale durch Symbole zu erfassen, war die Inspiration der mittelalterlichen Kunst: es baute die Kathedralen, malte ihre Fenster, füllte ihre Nischen mit Statuen, schnitzte Abbilder der Propheten, stellte die Gottesgaben der verschiedenen Jahreszeiten, die Laster und Tugenden der Seele und ihre ewige Bestimmung dar und bereicherte zugleich die Liturgie mit symbolischen Worten und Taten.”366
366 ebd., 21. Henry Osborn Taylor sah diese Bewegung als eine poetische Weiterentwicklung dessen, was der mittelalterliche Mensch von den Kirchenvätern übernommen hatte: „So nahmen Heilige, Dichter und Handwerker gemeinsam das Christentum in Besitz und belebten damit das, was ihnen von den lateinischen Vätern hinterlassen worden war, durch Nachdenken, durch Liebe, durch Umsetzung in ihrem täglichen Leben, durch ihr Vorstellungsvermögen, indem sie es in Poesie und Kunst verwandelten.” (ibid).