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2. In bezug auf den potentiellen Gegenrevolution

Die Gegenrevolutionäre haben die Revolution und die Gegenrevolution unter den verschiedenen Gesichtspunkten der Religion, der Politik, des Sozialen, der Wirtschaft, der Kultur, der Kunst usw. darzustellen, denn die potentiellen Gegenrevolutionäre sehen sie gewöhnlich nur unter einem gewissen Blickwinkel, und gerade da haben die Bemühungen anzusetzen, sie für eine Gesamtsicht beider Bewegungen zu gewinnen. Würde sich ein Gegenrevolutionär zum Beispiel nur auf eine politische Argumentation einlassen, käme das einer entscheidenden Beschränkung seines Wirkungsfeldes gleich, und sein Einsatz liefe Gefahr unfruchtbar zu bleiben, zu verfallen und abzusterben.

József Kardinal Mindszenty. Am 23. Dezember wurde das erzbischöfliche Palais nach belastendem Material durchsucht, am 26. Dezember wurde er verhaftet. Vom 3. bis 5. Februar 1949 fand ein Schauprozess vor einem Volksgericht statt, bei dem er wegen Umsturzes, der Spionage gegen Ungarn und wegen Devisenvergehen angeklagt wurde. Das Gericht verurteilte ihn am 8. Februar zu lebenslanger Haft.

 

3. In bezug auf den Revolutionär
A. Die gegenrevolutionäre Initiative

 

Revolution und Gegenrevolution gegenüber gibt es keine neutrale Stellung, wohl aber Nichtkämpfende, deren Wünsche oder Gelüste bewußt oder unbewußt mit der einen oder anderen Seite liebäugeln. Wir rechnen demnach nicht nur ihre offen deklarierten Parteigänger zu den Revolutionären, sondern ebenso die „Halbgegenrevolutionäre’.

 

Wie wir bereits gesehen haben, verdankt die Revolution ihre Fortschritte einer Taktik der Verheimlichung ihres wahren Gesichtes, ihres wirklichen Geistes und ihrer eigentlichen Ziele.

 

Das wirksamste Mittel, sie unter ihren Anhängern unglaubwürdig zu machen, besteht darin, sie sowohl ihrem Geiste nach als auch in den Hauptmerkmalen ihres Vorgehens oder in ihren verschiedenen Erscheinungsformen und, scheinbar unschuldigen und unbedeutenden, Manövern umfassend darzustellen. Sie auf diese Weise zu enthüllen, bedeutet, ihr den härtesten Schlag zuzufügen..

 

Aus diesem Grunde haben sich die gegenrevolutionären Anstrengungen mit ganz besonderer Aufmerksamkeit auf diese Aufgabe zu richten.

 

Daneben sind natürlich auch die anderen Hilfsmittel einer guten Dialektik für den Erfolg der gegenrevolutionären Aktion unentbehrlich.

 

Andrée de Jongh (1916 – 2007), später Gräfin Andrée de Jongh, war Angehörige der belgischen Résistance im Zweiten Weltkrieg. Sie baute ein durch mehrere Länder führendes Fluchthilfenetzwerk für alliierte Soldaten auf und begleitete teilweise selbst die von ihr organisierten Transfers und wurde im Jahr 1943 Réseau Comète (dt. sinngemäß: Netzwerk Komet) genannt..

 

Es bestehen gewisse Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem „Halbgegenrevolutionär’, wie übrigens auch mit dem Revolutionär, bei dem gegenrevolutionäre „Gerinnsel’ festzustellen sind, aber diese Zusammenarbeit bringt ein ganz besonderes Problem mit sich: Inwieweit ist sie klug zu nennen? Aus unserer Sicht der Dinge kann sich der Kampf gegen die Revolution nur dann voll entfalten, wenn er Personen verbindet, die selbst vom Virus der Revolution völlig frei sind. Natürlich kann man sich zum Erreichen einiger konkreter Ziele ohne weiteres eine Zusammenarbeit von gegenrevolutionären Gruppen mit den oben erwähnten Leuten vorstellen. Eine umfassende, beständige Zusammenarbeit mit irgendwie vom Einfluß der Revolution verseuchten Menschen ist jedoch offensichtlich äußerst unklug und vielleicht die Ursache der meisten Fehlschläge auf seiten der Gegenrevolution.

 

B. Die Gegenoffensive der Revolution

 

Gewöhnlich führt sich der Revolutionär anmaßend und redselig auf und stellt sich gern zur Schau, wenn er keine Gegner vor sich hat oder diese nur schwach sind. Trifft er jedoch auf jemanden, der ihm stolz und kühn die Stirn bietet, so verstummt er und organisiert eine Schweigekampagne. Aus dem Schweigen heraus ist aber doch das kaum vernehmliche Flüstern der Verleumdung oder ein Murren gegen die „überspitzte Logik’ des Gegners zu vernehmen. Niemals aber wird dieses verstörte, schamhafte Schweigen von einem wirklich ernst zu nehmenden Gegenargument unterbrochen. Angesichts dieses verlegenen Schweigens der Geschlagenen könnten wir dem siegreichen Gegenrevolutionär die geistvollen Worte zurufen, die Veuillot einmal verfasst hat: „Fragt das Schweigen und es wird euch keine Antwort geben!“ 1.

 

4. Eliten und Massen in der gegenrevolutionären Taktik

Plutarco Elías Calles (1877 – 1945 ) war ein mexikanischer Offizier und Politiker. War er Präsident von Mexiko und Freimaurer. Die Guerra Cristera war ein Bürgerkrieg, der von 1926 bis 1929 in Mexiko zwischen der Regierung und Bauernmilizen, die der katholischen Kirche nahestanden, ausgetragen wurde. Etwa 30,000-50,000 Cristeros wurden ermordet.

 

Die Gegenrevolution darf nichts unversucht lassen, auch die Massen für sich zu gewinnen. Kurzfristig jedoch soll dies keineswegs ihr Hauptziel sein. Wenn daher die große Mehrheit nicht auf seiner Seite steht, so ist dies für den Gegenrevolutionär noch lange kein Grund zur Verzweiflung. Eine genauere Geschichtsanalyse zeigt nämlich, daß es keineswegs die Massen waren, die die Revolution gemacht haben. Sie haben die Richtung der Revolution immer nur eingeschlagen, weil hinter ihnen revolutionäre Eliten standen. Hätten diese Eliten in die entgegengesetzte Richtung tendiert, so wären die Massen wahrscheinlich auch in die Gegenrichtung gegangen. Eine objektive Analyse der Geschichte zeigt, daß der Faktor Masse eine zweitrangige Rolle spielt. Wirklich wichtig ist die Bildung der Eliten. Für diese Aufgabe aber kann der Gegenrevolutionär stets mit den Mitteln seiner individuellen Einwirkung gerüstet sein und damit gute Ergebnisse erzielen, möge er auch manchmal mit dem Mangel an materiellen und technischen Hilfsmitteln zu kämpfen haben.

 

Dom Jean-Baptiste Chautard, autor von Die Seele allen Apostolats.

1) Oeuvres Complètes. P. Lethielleux Librairie-Editeur, Paris, Bd. XXXIII. S. 349.

 

 

Revolution und Gegenrevolution von Plinio Corrêa de Oliveira, V. Kapitel, Pgs. 84-87.

 

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