Von Plinio Corrêa de Oliveira
Wie gewaltig täuscht sich die moderne Welt, wenn sie das Altern als eine bloße Dekadenz betrachtet. Wenn man die geistigen Werte mehr als die leiblichen zu schätzen weiß, bedeutet das Altern ein Wachsen in dem, was im Menschen das edelste ist, die Seele. Obwohl das alt werden die Dekadenz des Körpers mit sich bringt, der nur das Materielle Element der menschlichen Person ausmacht. Und welch eine Dekadenz! Es kann gut sein, das der Leib an Schönheit und an Kraft verliert, aber er wird bereichert mit der Transparenz einer Seele, die sich im Laufe eines ganzen Lebens zu wachsen und zu entwickeln wusste. Transparenz, die die erhabenste Schönheit darstellt, die das menschliche Antlitz auszudrücken vermag.
Nichts dessen, was Anmut bedeutet, hat ihr in der Jugend gefehlt: Die Vollkommenheit der Gesichtszüge, die Schönheit der Augen und der Haut, die Vornehmheit der Physiognomie, der Adel in der Haltung, die Frische und die Grazie der Jugend. Mehr noch, der Glanz einer strahlenden, logischen, kräftigen, reinen Seele, kam stark in ihrem Antlitz zum Ausdruck. Sie ist eigentlich der prächtige Typ einer christlichen jungen Frau.
Der Leib ist der Dekadenz verfallen, aber die Seele ist dermaßen gewachsen, dass sie schon ganz in Gott ist, was die Worte des hl. Augustinus in Erinnerung ruft: „Unser Herz, o Herr, wurde für Dich geschaffen und es findet erst dann Frieden, wenn es ruht in Dir.“
Wer würde es wagen zu behaupten, dass das Altern der hl. Maria Eufrasia gleich einem Prozess der Dekadenz war?
(freie Übersetzung aus „Catolicismo“, November 1952)
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