Wenn Wir, geliebte Söhne und Töchter, in Übereinstimmung mit dem Beispiel Unserer Vorgänger, Uns angewöhnt haben, Euch zum Beginn des Neuen Jahres zu empfangen, um Eure Glückwünsche entgegenzunehmen und zu erwidern, werden Wir dazu – fern allen Überlegungen oder menschlicher Vorliebe – durch Gründe der Ehre und Treue bewogen. Wir grüßen in Euch die Nachfahren und Vertreter der Familien, die sich ehemals durch ihre Dienste für den Heiligen Stuhl und den Stellvertreter Christi ausgezeichnet haben und dem Papst treu geblieben sind auch dann, wenn sie sich dadurch Beschimpfungen und Verfolgungen ausgesetzt haben. Ohne Zweifel kann sich, im Laufe der Zeit, die soziale Ordnung und ihr Mittelpunkt verschieben. Die öffentlichen Ämter, die einst Eurer Klasse vorbehalten waren, könnten jetzt nach dem Gleichheitsprinzip zugeteilt und versehen werden. Und doch kann selbst der moderne Mensch Euch, wenn er ehrlich und gerecht sein will, Verständnis und Anerkennung nicht verweigern. Beweise des verdienten Gedenkens, die als Ansporn für die Zukunft dienen sollen.
Ihr habt Euch heute um Uns versammelt, zu Beginn des Jahres, das die Mitte des 20. Jahrhunderts bildet, des Jubeljahres, das mit der Öffnung der Heiligen Pforte beginnt. Die religiöse Zeremonie der drei Hammerschläge auf die Mitte der Pforte, hat an sich schon symbolische Bedeutung. Sie ist ein Symbol der allumfassenden Vergebung. Wie kann man also den lebendigen Eindruck erklären, den diese Zeremonie nicht nur unter den Kindern der Kirche, die den tiefen Sinn verstehen können, erweckt, sondern auch bei denen, die ferne stehen, und die scheinbar nur für das empfänglich sind, was sie berühren können, oder sich messen und beziffern läßt?
Müssen Wir das vielleicht als Vorahnung und Erwartung des neuen halben Jahrhunderts nehmen, weniger belastet durch Bitterkeit und Enttäuschungen? Als Symptom eines ansteigenden Bedürfnisses der Reinigung und Wiedergutmachung? Der Sehnsucht nach Versöhnung und Frieden unter den Menschen, die der Krieg und soziale Kämpfe soweit entzweit haben? Wie könnten Wir dann, in demütigem christlichen Vertrauen in diesem so glücklichen Beginn des Jubeljahres, den Fingerzeig Gottes übersehen?
Die besondere Kraft des Segens, den das Heilige Jahr in die gesamte Menschheit ausstrahlen soll, wird zum großen Teil von der Mitwirkung abhängen, welche die Katholiken vor allem durch Gebet und Buße leisten. Was das betrifft, haben die Gläubigen Roms dabei besondere Pflichten und Verantwortung. Ihre Art sich zu verhalten und ihr Lebensstil werden in diesem Jahr ganz besonders auch von der weltweiten Kirche beobachtet werden, der Kirche, die durch die Menge der Pilger vertreten ist, die aus allen Teilen der Welt in die Heilige Stadt ziehen werden. Euch selbst, geliebte Söhne und Töchter, werden Gelegenheiten dazu nicht fehlen, den anderen voranzugehen und sie durch Eure guten Beispiele nachzuziehen: Beispiele des inbrünstigen Gebetes, einfacher christlicher Lebensart, des Verzichtes auf Bequemlichkeit und Genuß. Beispiele, echter Bußfertigkeit, herzlicher Gastfreundschaft und der gewissenhaften Erfüllung der Liebesdienste zu Gunsten der Einfachen, Leidenden und Armen. Beispiele, des unerschrockenen Einsatzes für die Sache Gottes.
Die Klasse, der Ihr angehört, bringt Euch außerdem auch leichter und häufiger in Kontakt mit bedeutenden Persönlichkeiten anderer Länder. Trachtet mit Fleiß danach, bei solchen Gelegenheiten die Annäherung zwischen den Menschen und Völkern zu fördern. Möge die Welt am Ende des Heiligen Jahres gelassener erscheinen, in Ruhe und brüderlicher Einigkeit!
Mit diesen Wünschen erteilen Wir, von ganzem Herzen, Euch und Euren Familien, besonders denen in der Feme und den Kranken, Unseren väterlichen, Apostolischen Segen.[1]
[1] Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, Tipografia Poliglotta Vaticana, 12.1.1950, S. 357-355.
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